Guts- und Bauerndorf mit einem Wassermühlenbetrieb sechzehn Kilometer südlich von Belgard nahezu auf halber Strecke nach Bad Polzin (Meßtischblatt Nummer 2161/2162). Durch die idyllische Feldmark, von zahlreichen Moorteichen durchbrochen, schlängelte sich von Süden her der Strutzminer Bach an das Dorf heran. Von der Ortsgrenze an führte er den Namen Zwirnitzer Bach und trieb mit seinem Wasser die Zwirnitzer Mühle an. Im Jahre 1930 wurden in der Feldmark zahlreiche Urnen und Tongefäße gefunden, die auf eine vorgeschichtliche Begräbnisstätte hinweisen.
Nach alten Urkunden war Zwirnitz ursprünglich ein geteiltes Lehen der Familien Hechthausen und Zozenow. Das Hechthausen’sche Lehen wurde später auf die Familie Münchow übertragen, die ihre Rechte im Jahre 1722 für fünfhundert Gulden an die Erben des Max von Wolden verkaufte. Das Lehen der Familie Zozenow ging 1740 an die Familie von Stechow über, 1750 fiel es an den Kommandanten von Kolberg, von Kleist. In den nachfolgenden Jahren wechselten die Lehen mehrfach den Eigentümer, bis Gottlieb Radoll im Jahre 1855 das gesamte Gut erwarb. Letzter Eigentümer war Paul Weber. Die Einwohnerzahl sank von 211 im Jahre 1865 auf 198 im Jahre 1939. Der leichte bis anlehmige Boden wurde vom Gutsbetrieb und vierzehn weiteren Bauern bewirtschaftet. Zahlreiche Flurnamen aus der umliegenden Feldmark sind bis heute überliefert worden: Kaveln, Sinsen, Ochsenauge (runde Wiese), Vorwerk Vogelsang, Birkwiese, Lange Riege, Pasmoreberg und -teich, Käsenberg, Hundesoll und Rosenkaten. Bekannt ist noch das Vorwerk Rüdigersmühle.
1928 wurden der bisherige Gutsbezirk und die bisherige Landgemeinde Zwirnitz mit dem früher zum Gutsbezirk Bolkow gehörenden Vorwerk Strutzmin zur Landgemeinde Zwirnitz zusammengelegt.
Eine der Hauptanbaufrüchte war die Kartoffel. Die Ernte des Gutes wurde überwiegend in der eigenen Brennerei verarbeitet. Die anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden überwiegend in Groß Rambin abgesetzt. Neben der Vermehrung von Petkus-Elitesaaten unterhielt das Gut eine bekannte Herdbuchrinderund Schweinezucht. Meister Karl Wolff betrieb das Schmiedehandwerk, Hans Raddatz besaß ein Lebensmittelgeschäft mit Gastwirtschaft und Artur Raddatz betätigte sich gelegentlich als Schuhmacher. Die Freiwillige Feuerwehr stand unter dem Kommando von Wilhelm Maronde. Für die Zeit von 1890 bis 1945 sind die Namen Schmeling, Reinhard Wolff und Reinhold Manzke als Gemeindevorsteher, später Bürgermeister, verzeichnet. Ortsbauernvorsteher war zuletzt Emil Klitzke. Die einklassige Volksschule, bereits vor 1860 urkundlich belegt, wurde von Georg Gebhardt geleitet. Die Lehrer an dieser Schule waren zugleich verpflichtet, in der alten Zwirnitzer Kapelle als Küster alle vierzehn Tage eine Predigt vorzulegen, weil der zuständige Pfarrer von Arnhausen lediglich vierteljährlich hier einen Gottesdienst mit Abendmahl abhalten konnte. Zuletzt wurde die Gemeinde von Pastor Egbert Zieger aus Arnhausen liebevoll betreut. Der letzte Schulleiter Georg Gebhardt war zugleich Amtsvorsteher. Standesbeamter Walter Frank und sein Vertreter Hans Ulrich Pretzell wohnten in Arnhausen. Oberlandjäger Miels sorgte von Groß Rambin aus für Ruhe und Ordnung.
Zwirnitz wurde in den ersten Märztagen 1945 kampflos von russischen Truppen, später von den Polen, besetzt. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung begann im Juni 1945.
Quelle:
Der Kreis Belgard