Alt Lülfitz / Lulewice

Der Ort ist im Messtischblatt Nr. 1961 ausgewiesen.

(Messtischblattauszug)

Die Landgemeinde Alt Lülfitz liegt 5 km nördlich von Belgard an der Straße neben Stadtholz nach Buchhorst in einer bis an die Radue ausgedehnten Niederung. Alt Lülfitz war ein klassisches Wenden-Runddorf. In der Ortsmitte stand die einklassige Schule. Die Straßenseite war mit einer Dornenhecke und kleinen Bäumen bepflanzt. Zur Ortschaft gehörten dreißig landwirtschaftliche Betriebe, vier Abbauten, zwei Gasthöfe, und eine Schmiede. Rund um die Gehöfte breitete sich ein Wiesenteppich aus. Da Alt Lülfitz viele ertragsfähige Wiesen hatte, lieferten die Bauern seit dem Jahre 1898 die Milch an die Belgarder Molkereigenossenschaft. Für den Eigenbedarf wurde auf den Wiesen Torf abgetragen. Ende des Dreißigjährigen Krieges lebten in Lülfitz 24 Männer, 24 Frauen, 13 Knaben, 6 Mädchen und 15 Kleinkinder. Zu den Dorfbewohnern zählten der Freischulz Erdmann LEUTKE, die Herren PERGANDE, RATKE, Chim NEITZEL, Carsten WILKE, Frenz und Paul MAS, Jürgen STIEGE und der Kossät Chim RADTKE.

In den Jahren 1688-1726 wurden die Gemüter der hier ansässigen Bauern und Kossäten von einer andauernden Dorffehde zwischen Lülfitz und Kösternitz um die Schetterow, ein sumpfiges Wiesengelände, bewegt. Die durch die STEIN-HARDENBERGSCHEN Reformen (1807 und 1816) eingeleitete Separation, zwischen der Stadt Belgard und den Bauern in Lülfitz, wurde 1848 abgeschlossen.

Im Jahre 1912 wurde der Ort an das Stromnetz der Überlandzentrale Belgard angeschlossen. In den Kriegsjahren 1916/1917, ging es in Lülfitz, wie überall in Pommern, hart zu. Lebensmittel gab es nur noch auf Marken, Bekleidung und Ersatzgegenstände nach Bedarsfprüfung nur noch auf Bezugsschein. Die Benutzung eines Fahrrades bedurfte einer Dringlichkeitsbescheinigung, ansonsten musste man die Gummischläuche und Mäntel als kriegswichtiges Material an einer behördlichen Sammelstelle abliefern. Wollte trotzdem jemand das Fahrrad benutzen, so erinnert sich Fritz SCHULZ, konnte er sich bei Julius KÜKEN oder Franz WESTPHAL eine „Ersatzbereifung“ kaufen. Das war ein in die Radfelgen eingespannter Spiralfederschlauch. Auf glatter Chaussee oder festen Radwegen ging es so leidlich, jedoch eine Fahrt mit dem üblichen Kopfsteinpflaster der Belgarder Straßen, führte allemal zum Schüttelfrost des Radlers. Als stolzer Besitzer eines solchen „Brennabors“, fuhr SCHULZ damals durch das Stadtholz nach Alt Lülfitz, um den Bauern Ewald MAAß zu besuchen. Eine derartige Reise lohnte sich unter den damaligen Zeitumständen immer. Mit einem halben Bauernbrot, einem Kilo Kartoffeln, Steckrüben, Roggen zum Kaffeebrennen, einer Flasche Milch, Backobst, etwas Butter und Anteilen von einer im Dorf „zufällig“ stattgefundenen „Notschlachtung“, kehrte er befriedigt heim.

Am 12. Januar 1920 wurde die gesamte Hoflage des Amtsvorstehers Ewald MAAß durch einen Kurzschluss eingeäschert. Noch im gleichen Jahr entstand der Bauernhof neu. Durch die Nähe an Belgard, wurde der Ort häufig von Spaziergängern, sogenannten „Hamstern“ aufgesucht.

Eingepfarrt war der Ort zur St. Mariengemeinde nach Belgard,

Zu den Einwohnern: 1939 lebten 220 Einwohner in 51 Haushalten.

Die nächste Post-, sowie nächste Bahnstation war in Belgard.

Bürgermeister vor 1945 war Willi VENSKE, Ortsbauernführer Fritz BUNDE. Die Gasthöfe wurden von Walter RADDATZ und Georg STEFFEN geführt. Die Schmiede betrieb Emil REINCKE. Ewald MAAß war Vorsitzender des örtlichen Kriegervereins. Es gab zu dem eine freiwillige Feuerwehr. Von 1940-1942 unterrichtete der Lehrer Konrad POST an der einklassigen Volksschule. Weitere Information zu früheren Lehrern sind bekannt und können bei Bedarf erfragt werden.

Am 07.03.1945 wurde der Ort von den russischen Soldaten besetzt.

Quellen: Der Kreis Belgard, S. 344/345

Niekammer`s Landwirtschaftliches Adressbuch der Provinz Pommern

 

Bilder aus Alt Lülfitz

Die ehemalige Schule und der Hof von Georg Krause, jeweils 2001 aufgenommen.

 

 

 

 

 

Geschichtliches aus dem früheren Lülfitz

Der Ort Lülfitz, früher Lullewitz, Lüllewitz oder Lüllfitz genannt, soll urkundlich bereits im Jahre 1276 erwähnt worden sein. 1333 bescheinigt der pommersche Bischof Konrad IV. mit einem Bestätigungsbrief die Zugehörigkeit des Dorfes Lülfitz zum Kolberger Domkapitel.

Lülfitz 1655

Besitzer: Stadt Belgard

Einwohner: Andreas SCHÖNE, Jochim PERGANDE, Hans KLOTZE der Ältere, Jochim LÜTKE,  Jürgen JUNECKE, Jacob STIEGK, Peter BALDERS Witwe, Jacob CRÜGER, Hans KLOTZE der Jüngere, Jochim RAETKE, Marten CRÜGER, Jochim RIEBENS Witwe, Jochim KNOP, Paul ROGGE,  Jürgen RAETKE, Carsten CRÜGER, Jacob BEYELFUß, Paul NEITZELS Witwe, Jochim CRÜGER, Jürgen STIEGK, Jochim SCHUMACHER, waren Bauern, je 1 1/2 Hufen

Gories HELDT, Carsten LÜTKE, Jochim PAGELL, Hans RAETKE, waren Kossäten, je 1/2 Hufe

Quelle: Schulmann, Einwohnerverzeichnis von Hinterpommern, S. 130

 

Lülfitz 1867

1 Schulhaus, 31 Wohnhäuser, 38 Wirtschaftsgebäude, 1 Windmühle, 206 Einwohner in 41 Familien

93 Pferde ( davon 63 Arbeitspferde ), 296 Rinder ( inkl. 3 Bullen ), 539 Schafe, 168 Schweine (inkl. 30 Zuchtsauen), 4 Ziegen, 33 Bienenstöcke

Quelle: Landbuch der Neumark, 1867

 

Lülfitz auf der von Schmettau`schen Karte von 1780