Ein früheres Allodial-Rittergut und Bauerndorf, vierzehn Kilometer von Belgard nach Nordosten rechts von der direkt nach Köslin führenden Straße, sechs Kilometer vom Bahnhof Nassow gegen Südosten; liegt mit den Mühlen und den zum Gute gehörigen Vorwerken Gusenkaten und Seekaten in einer belebten Gegend, die sich durch guten Boden auszeichnet. Die Radue bildet auf der Ostseite die Grenze des Gutes. An der Grenze, wo der Kautelbach in die Radue fließt, befindet sich der »Mündenwall«, wahrscheinlich ein Überrest einer wendischen Burg.
Kartographisch ist der Ort im Meßtischblatt Nummer 1962 ausgewiesen. Die Post- und Eisenbahnstation befand sich in Nassow. Neben den natürlichen Wiesen in der Radue – Niederung sind weitere Wiesen angelegt worden, die künstlich bewässert werden können. In den Gärten gedeihen Knollen- und Küchengewächse sowie gutes Obst, das in den benachbarten Städten abgesetzt wird. Eichen und Kiefern jeglichen Alters stehen in den umliegenden Wäldern. Auf die Viehzüchtung wird viel Fleiß verwendet. Federvieh wird in allen Gattungen gehalten, teils zum eigenen Bedarf, teils zum Verkauf. Auch die Fischerei bringt besonders bei Karpfen gute Erträge. Kies, Lehm, Kalk und Tort kommen in der Feldmark vor und werden abgebaut. Bekannte Flurnamen von Butzke sind: Hasenwinkel, Mullenmoor, Schäfereiwiese, Seefichten, Stuft, Alter See, Steinbrinks, Kalkkuhlenbruch, Roßkoppel und Sandholz. Zahlreiche vorgeschichtliche Funde in der Butzker Feldmark wie der »Bernstein«, die »Bronzefibel«, ein »Morgenstern« aus der Bronzezeit und die jungeisenzeitlichen Brandgräber haben nicht nur in Fachkreisen beträchtliches Aufsehen erregt.
Die Volkszählung 1939 ergab im 1156,2 Hektar großen Butzke 311 Einwohner in 75 Haushaltungen. Den größten Bauernhof der Gemeinde, eine Nebenstelle der Saatzucht Raddatz-Käferberg mit 110 Hektar, besaß Rittmeister der Reserve Wilhelm Lobeck. Zu den Landwirten mit 20 bis 53 Hektar Nutzboden gehörten Karl Janitz, Frida Klug, Berthold Knop, August Neubauer, Emil Ott, Emil Pribbernow, Willi Teske und Wilhelm Treder. Als Butzke 1930 aufgesiedelt wurde, ist auch ein Pumpenhaus gebaut worden; dadurch hatten alle Bauern fließendes Wasser in der Küche und im Stall. Der Schmiedemeister Karl Teßmann wartete das Pumpenhaus und auch den Transformator. 1945 bestand Butzke aus dem Restgut, drei Altbauern und fünfzig Siedlungen in Größen von zehn bis zwanzig Hektar. Von dem Ort Butzke führte vormals ein ritterliches Geschlecht den Namen Buetzken in Buzeke oder Buczeke. In den veröffentlichten Urkunden wird es jedoch erst Ende des 15. Jahrhunderts erstmalig erwähnt. Mit dem Obristen Friedrich Wilhelm von Butzke und seinem Bruder Joachim Christian von Butzke starb das Geschlecht derer von Butzke aus; das große Gut der Witwe des Obristen Wilhelm von Butzke, Sophie Eleonore, geborene von Blankensee, wurde am 16. Dezember 1763 als ein wahres Erb- und Allodial-Gut bestätigt. Am 24. Februar 1860 brannte das einstige herrschaftliche Haus ab. Im selben Jahr wurde ein neuer Friedhof angelegt. 1843 erwarb Karl Krüger das Gut, er verkaufte es jedoch bereits 1856 an Ferdinand Lobeck, in dessen Familie es bis 1945 verblieb. Der letzte Eigentümer Wilhelm Lobeck starb 1969 als 81jähriger in Hamburg.
Butzke war in das Kirchspiel Bulgrin eingepfarrt und besaß ein eigenes Gotteshaus. Pastor Käding verstarb 1942. Die Seelsorge und den Konfirmanden-Unterricht übernahmen andere Geistliche, unter ihnen Superintendent Zitzke sowie Pastor Treptow. Im Schuljahr 1927/28 unterrichtete Lehrer August Herzog in der einklassigen Dorfschule neun Mädchen und neunzehn Jungen; letzter Lehrer war Martin Oldenburg. Die öffentlichen Ämter und Funktionen versahen Amtsvorsteher Wilhelm Lobeck und sein Vertreter Albert Schmidt aus Bulgrin, Bürgermeister Willi Teske, Ortsbauernführer August Neubauer, Standesbeamter Wendt und sein Vertreter Hermann Sponholz aus Bulgrin sowie Oberlandjäger Zielinski aus Pumlow. Die Familie Franz Knop betrieb eine Gastwirtschaft mit Saal und ein Kolonialwarengeschäft. Getränke und Lebensmittel verkaufte Friedrich Pinske. Max Ott und Walter Krohn waren Maurer; Paul Blödorn und Rudolf Gumz reparierten das Schuhwerk; Artur Schutz war Gärtner und Kranzbinder. Das Korbflechten besorgte Emil Ludwig, August Pribbernow war Holzpantoffelhersteller, Gottlieb Scheike Stellmacher, der Straßenwärter hieß Otto Kath. Die Gemeinde hatte einen Kindergarten, jedoch keine Krankenschwester, sie mußte bei Bedarf aus dem vier Kilometer entfernten Bulgrin herbeigerufen werden. Es gab in Butzke einen Jungsturmverein und die Freiwillige Feuerwehr mit eigener Motorpumpe im Gerätehaus. Bereits in den Vorkriegsjahren war am Ortsausgang in Richtung Pumlow ein RAD-Lager für etwa fünfzig Arbeitsdienstmädchen errichtet worden.
Der Umweltschutzgedanke war auch den Menschen jener Zeit nicht fremd, als mit Ermächtigung des Regierungspräsidenten in Köslin der Landrat des Kreises Belgard als untere Naturschutzbehörde das in der Gemeinde Butzke gelegene Gebiet des »Alten Sees« mit folgender Auflage unter Naturschutz stellte: »Das genannte Gebiet ist nicht nur naturkundlich, sondern auch kulturgeschichtlich sehr bemerkenswert. Es ist daher verboten, diesen Landschaftsteil zu verändern, zu beschädigen oder zu beseitigen; überhaupt Veränderungen vorzunehmen, die geeignet sind, die Natur zu schädigen, den Naturgenuss zu beeinträchtigen oder das Landschaftsbild zu verunstalten. Hierunter fällt die Anlage von Bauwerken aller Art, Verkaufsbuden, Zelt- und Lagerplätzen sowie das Anbringen von Inschriften und dergleichen. Unberührt bleibt nur die wirtschaftliche Nutzung, sofern sie dem Zweck der Unterschutzstellung nicht widerspricht. Zuwiderhandlungen sind nach §§ 21 und 22 des Reichsnaturschutzgesetzes und nach § 16 der Durchführungsverordnung strafbar.«
Über das Kriegsende und die Zeit danach berichtet ein Augenzeuge: »In Butzke fanden keine Kämpfe statt. Am 3. März 1945 zogen die Russen ins Dorf ein. Das Gutshaus von Wilhelm Lobeck wurde durch Plünderungen zerstört, die Lobeck-sche Familiengruft auf dem Friedhof aufgebrochen. Jedes Haus wurde durchsucht. Mitgenommen wurde, was gefiel, besonders Uhren, Schmuck, Lederwaren, Alkohol und Bestecke. Am 6. März 1945 kam die Nachricht, daß bis auf eine Kuh und ein Jungtier je Eigentümer alle Kühe freigelassen und nach Köslin getrieben werden mussten. Von jedem Gehöft mussten Treiber gestellt werden. Die Tiere sind dann fast alle umgekommen, weil sie nicht regelmäßig gemolken wurden und Milchstau bekamen. Mehr als die Hälfte der Treiber kam nicht wieder zurück, sie bleiben bis heute vermisst. Schafe wurden im Ort zusammengetrieben, Pferde nahmen die durchziehenden Russen mit. Nur alte und schwache Tiere wollten sie nicht. Die Russen zogen bis Anfang Mai durchs Dorf, alle in Richtung Berlin. Am 1. Ostertag 1945 mußte der Hafer gesät werden, bis zum 1. Mai mußte die Feldbestellung abgeschlossen sein. Das Ehepaar Gumz ist im März 1945 von russischen Soldaten erschossen worden, weil es die Tochter nicht herausgeben wollte. Im Mai kamen dann die Polen auf die Höfe. Beim Bürgermeister Willi Teske wurde eine russische Kommandantur eingerichtet. Anfang des Jahres 1946 wurden immer häufiger ganze Familien nachts aus ihren Wohnungen geholt und ausgewiesen.«
Quellen:
Der Kreis Belgard, S. 367 – 369
Schulmann, Landwirtschaftliches Adressbuch 1905
Butzke 1867
Zu Butzke gehören die Vorwerke Gusenkaten und Seekaten, sowie eine Mühle.
Im Dorf sind ein Schulhaus und 3 Fabrikgebäude. Zur Mühle gehört das Gebäude für das Mühlenwerk.
Im Einzelnen:
Wohnhäuser | Wirtschaftsgebäude | Einwohner | Pferde | Rinder | Schafe | Schweine | Ziegen | Bienenstöcke | |
Butzke | 15 | 25 | 213 | 41 | 109 | 1511 | 34 | 1 | 1 |
Mühle | 1 | 2 | 9 | 3 | 3 | 2 | 1 | ||
Gusenkaten | 1 | 1 | 4 | 1 | 3 | 2 | 3 | ||
Seekaten | 1 | 2 | 16 | 3 | 5 | 2 | 1 | 5 |
Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien