Pumlow / Pomianowo

Etwa sechs Kilometer nordöstlich von Belgard liegt in einer torfreichen Niederung das Bauerndorf Pumlow. Früher gab es dort auch ein Allodial-Rittergut, das aber im 19. Jahrhundert aufgelöst wurde. Die Gemeinde Pumlow bestand aus dem eigentlichen Dorf (Sackdorf in Kreuzform), den Ausbauten Mühlenkaten, Gumzenhöh, Schäferei und Blankes Moor sowie mehreren Einzelgehöften. Zu den insgesamt 66 bekannten Flurnamen der Pumlower Gemarkung zählten unter anderem Bornstücken (Acker, darin ein Wasserloch), Hirtenwiese (zur Nutznießung des Dorfhirten vor der Gemeinheitsteilung 1827) und Strickskamp (langer schmaler Ackerstreifen zwischen dem Bach und der Ortsgrenze). Die Feldmark war eben bis leicht hügelig, auf den humusgrundigen, stellenweise sandigen oder moorigen Böden wurde neben den üblichen Feldfrüchten häufig Flachs angebaut. Zur Verbesserung der Bodenerträge wurde von Otto Busch in den zwanziger Jahren die Bodenkalkung eingeführt. Im Urstromtal lagen die guten »Pferdewiesen«, die sich nord- und südwestlich des Dorfes bis nach Belgard ausdehnten. Fast alle Grundbesitzer hatten im »Stuft«, einer großen, überwiegend mit Nadelbäumen und Birken oder Mischwald bestandenen Holzung eigene Waldstücke. Dort wurde das Bau- und Brennholz für den Eigenbedarf geschlagen. Im Kriege mußte auch Grubenholz abgeliefert werden.

Dorfstraße

Wie Ludwig Böttger 1892 schrieb, wurde das Patronat der Kirche in Pumlow nach einem 1484 zu Gützkow (Klützkow) ausgefertigten Lehnbriefe dem Jürgen von Kleist verliehen. Die Siedlung dürfte jedoch bereits einige Jahrzehnte früher entstanden sein, denn selbst das Gotteshaus soll nach anderen Angaben bereits 1411 dort gestanden haben. Die angeblich 1512 erbaute Fachwerkkirche ohne Turm ist 1934 vor allem an der vorderen Giebelfront mit dem Haupteingang massiv erneuert worden. Das Kircheninnere hat eine andere Bemalung erhalten. Pumlow gehörte 1945 dem Kirchspiel Siedkow an. Bis 1943 war hier Pastor Johannes Röhrig tätig. Nach dem Tode des Küsters Nörenberg übernahm Otto Busch diese Aufgabe. Als auch dieser schon bald darauf verstarb, übernahm seine Frau das Küsteramt. Die alte Dorfschule mit Lehrerwohnung ist 1860 erbaut worden. Als sie um die Jahrhundertwende für sechzig Schüler zu klein wurde, hat man 1902 ein neues Schulgebäude mit geräumigen Klassenzimmern und zwei Lehrerwohnungen errichtet. Zunächst unterrichteten hier die Lehrkräfte Emil Zülke, Hoffstadt, Motzkat und Franke. 1926 übernahm Max Henke das Lehramt in Pumlow mit 57 zu unterrichtenden Schulkindern. Gegen Ende des Krieges folgte ihm Lehrer Rudolf Quast, zeitweise unterrichteten auch beide gleichzeitig an der Schule.

Die Kirche

Im Jahre 1867 hatte der Ort 420 Einwohner in 37 Wohnhäusern und dem Schulhaus und Predigerwitwenhaus. Dazu kamen 57 Wirtschaftsgebäude und 1 Fabrikgebäude. Viehbestand: 47 Pferde, 112 Rinder, 836 Schafe, 32 Schweine, 4 Ziegen und 7 Bienenstöcke.

Zu den Amtspersonen zählten vor 1945 Otto Wussow als Bürgermeister, Walter Reinke als Ortsbauernvorsteher, August Klemp als Standesbeamter sowie Artur Götze als sein Vertreter. Neben den landwirtschaftlichen Betrieben gab es seinerzeit im Dorf noch folgende Handwerker: Malermeister Otto Knop, Maurermeister Bruno Götzke, Müllermeister Wilhelm Rosenow, Schneidermeister Paul Gehrt und Herbert Manke, Schuhmachermeister Max Wendorf und Tischler- und Stellmachermeister Erich Kerner. Die Schmiede gehörte dem Bauern Hermann Reinke, Otto Böttcher betrieb die Molkerei. Gustav Maaß war zeitweise auch als Bäcker tätig. Gegenüber dem Teich betrieb die Familie Peglow eine Gastwirtschaft mit großem Saal, wo man sich zum Kartenspielen oder Tanzen traf. Einen Gemischtwarenhandel unterhielt Hermann Hensel. Neben dem Teich stand die Remise der 1925 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr. Die Feuerwehrspritze aus Pumlow wurde noch 1979 als Ausstellungsstück vor der Belgarder Feuerwehrwache gesehen. Seit 1924 gab es einen Sportverein, 1928 wurde von Lehrer und Kantor Max Henke ein Sängerverein gegründet. Vorsitzender des Kriegervereins war der jeweils rangälteste Weltkrieg-Veteran, letzter in dieser Reihe war Otto Klawin. Die Poststelle betreute die Familie Otto Busch, die 1929 auf ihren Gartenländereien einen bedeutenden, etwa tausend Jahre alten Urnenfriedhof entdeckte. Während der Kriegsjahre wurden häufig RAD-Mädchen aus Butzke bei der Feldarbeit eingesetzt.

Beim Einmarsch der Polen und Russen Anfang März 1945 kam es zu keinen nennenswerten Zerstörungen, jedoch zu einigen Übergriffen der einstigen polnischen Fremdarbeiter und Soldaten gegen die Deutschen. Im Keller von Schmied Reinke wurden mehrere Männer und Frauen eingesperrt und misshandelt. Viele Deutsche mussten Zwangsarbeit verrichten. Als die Ernte 1945 eingebracht war, mußte die Mehrzahl der Deutschen in ihren schmutzigen Arbeitskleidern und ohne Gepäck über Belgard den Weg in die Vertreibung antreten. Einige Bewohner, vor allem Handwerker, blieben noch bis zur endgültigen Vertreibung im Jahre 1946 im Ort.

Quellen:
Der Kreis Belgard
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien