Rittergut mit Vorwerk Vier
Berkenow liegt vierzehn Kilometer nordöstlich von Schivelbein, nahe der Grenze zum Kreis Regenwalde, an dem Flusslauf der Molstow, einem Nebenfluss der Rega.
Bahn- und Poststation: Schivelbein
Meßtischblatt: Petershagen 2159
Aus der Geschichte:
Der Ort wird zuerst 1569 genannt, als Dionis Scham der Stadt Schivelbein eine halbe Kossäte in Berkenow verkauft. In dem Tauschvertrag des Markgrafen Johann von Brandenburg (Hans von Küstrin) mit dem Johanniter-Orden im Jahre 1540 ist Berkenow mit Zinsen und Gerechtigkeiten aufgeführt. Seit 1762 befindet sich das Rittergut im Besitz der Familie von Schmidt und ist seitdem immer in der männlichen Linie weitervererbt worden. Im 17. Jahrhundert war Michael Heinrich von Rüchel Erbherr auf Semerow und Berkenow und Landrat des Kreises Schivelbein von 1687 bis 1694. Im Jahre 1807 wurden Kommissionsrat Schmidt und die Gemeinde mit 22 1/2 Hufen zur Kontribution veranlagt. 1811 gab es hier noch neun Vollbauern und einen Halbbauern. Bei der Bauernregulierung im Rezeß vom 23. April 1823 wurden fünf Bauern mit zusammen 433 Morgen anerkannt. Im Jahre 1859 war als Rittergutsbesitzer Hugo von Schmidt (Zusatz: Wirucz-Kowalski) eingetragen. Im Jahre 1884 war Berkenow das größte Rittergut im Kreise mit 1337 Hektar. Außerdem gab es noch zwei Bauern (Dallmann und Lüdtke). In den Jahren 1923/1924 wurde hier eine Siedlungsaktion durchgeführt und achtzehn Neubauerstellen für Siedler aus den nach dem Ersten Weltkrieg an Polen gefallenen Ostgebieten geschaffen. Zwei Höfe hatten eine Größe von weniger als fünfzehn Hektar, sechzehn Höfe eine Größe von mehr als fünfzehn Hektar. Das Restgut behielt noch eine Größe von sechshundert Hektar, davon dreihundert Hektar Forst. Die Berkenower Forst reichte im Westen und Norden bis an die Kreisgrenze. Besitzer des Restgutes war im Jahre 1928 Dr. von Schmidt. Es hatte folgenden Viehbestand: 25 Pferde, dreißig Milchkühe, vierzig Rinder, 65 Schweine und 410 Schafe. Auf dem Restgut hatten die Vereinigten Saatzuchten Ebstorf, Kreis Uelzen/Niedersachsen, mehrere Versuchsflächen zum Anbau von Korn und Kartoffeln. Außer dem Rittergut waren damals noch zwei Bauernhöfe vorhanden, davon einer in Größe von 92 Hektar mit einem Viehbestand von sechs Pferden, vierzehn Milchkühen, zwölf Rindern, 22 Schweinen und 28 Schafen (Besitzer: Hubert Dallmann). Der andere Hof gehörte Hermann Ziech und hatte eine Größe von 23 Hektar. In den dreißiger Jahren war an der Straße nach Semerow eine schmucke Landarbeitersiedlung entstanden. Die Straße war zu beiden Seiten mit Birken bepflanzt.
Die Landwirtschaft prägte den Ort und gab dem überwiegenden Teil der Bevölkerung Arbeit. Es wurde leichter Boden, überwiegend mit Kartoffel- und Roggenanbau, bewirtschaftet.
Die Flurnamen in der Reihenfolge der urkundlichen Überlieferung: Die Mühle (Acker), Mühlen-Liete (Wiese), Hasenberg, Kanonenberg, Fier-Fichten, Vorwerk Fier, Die Lütken-Wiesen, Fier-Haken, Das Fier (Acker), Die Blanke (Wiese), Kesselberg, Die kleine Kähling (Wiese), Die große Kähling (Wiese), Das Rieggen-Feld, Das Mühlenkampsche Feld, Krümpelörte, Trunort, Kapport, Pinnow-Furt, Schulzen-Wiese, Beber-Mösse, Otter-Ort, Drellenort, Neuhäge, Krümpel-Kaveln, Gellen-Born (vermutlich gäl = gelb), Sand-Furt, Rohr-Oerte, Pferde-Borne, Nettelhaken, Schulzen-Förthe, Die Kathen-Oerte, Die Bach-Kaveln, Wreudel-Kuhlen, Dröhnfitz, Kolberger Kaveln, Hopfenbruch’s Wiese und Hasselberg.
Das Vorwerk Vier, etwa zwei Kilometer vom Ort entfernt, war zuletzt nicht mehr bewohnt. Es lag am Rande einer sumpfigen Wiesenfläche und war ein Storchenparadies. Eigentümer des Gutes waren die Geschwister von Schmidt, Verwalter Huntemüller. Im gewerblichen Bereich sind die Betriebe von Schmiedemeister Wilhelm Goltz, Schuhmachermeister Kohl und Uhrmacher Haese zu nennen. Familie Haese betreute auch die Post und verkaufte Musikinstrumente. Der Ort wurde von der Kirchengemeinde Semerow mit einem sonntäglichen Gottesdienst in der aus Findlingssteinen errichteten Kirche in Berkenow betreut. Das Glockengeläut der zwei Glocken (64 und 60 Zentimeter Durchmesser) war weithin zu hören.
Alljährlich am zweiten Pfingsttag wurde vom Schützenverein das Schützenfest und Taubenstechen als Höhepunkt des dörflichen Gemeinschaftslebens veranstaltet. Dabei gab der dritte Pfingsttag Gelegenheit zum Ausruhen, weil es im bäuerlichen Bereich Brauch war, diesen Tag noch als Festtag zu feiern und für Besuche zu nutzen. Die Freiwillige Feuerwehr war ebenfalls am kulturellen Leben im Ort mit eigenen Veranstaltungen beteiligt. Hierzu eignete sich besonders der Saal im örtlichen Gasthaus, der neben einem Kolonialwarenladen bis Kriegsende von der Familie Erwin Deckert betrieben wurde.
Heute ist es schwierig, Berkenow wiederzuerkennen. Von den Gutsgebäuden steht nur noch die Feldscheune, während die Arbeiterhäuser vom Erdboden verschwunden sind. Die Siedlungshäuser an der Semerower Straße und die Bauerngehöfte am Kartlower Weg sind noch vorhanden. Der Friedhof ist nicht mehr auffindbar.
Die Bauern von Berkenow
1823
5 Bauern
Reinaß, Bratz, H. Krieser, Fr. Krieser, E. Krieser
1884
2 Bauern
Dallmann, Lüdtke
Quellen:
Der Kreis Belgard, Celle 1989
Johannes Hinz, Pommern Wegweiser, Würzburg 1992
Dr. A. Zechlin, Die historische Enwicklung der bäuerlich gutsherrlichen Verhältnisse, Baltische Studien 35, S. 33 – 98