Die Schlacht zwischen Belgard und Schivelbein 1469

Von R. Rosenow Rügenwalde

Im Jahre 1469 brach zwischen den Städten Belgard und Schivelbein eine Fehde aus. Die Annales Schivelbeinenses im Schlosse zu Schivelbein im Archive des früheren Rentamtes berichten darüber folgendes: Ein Bauer aus dem Schivelbeiner Amte hatte einem Belgarder Bauern eine Kuh zur Fütterung übergeben. Dafür sollte dieser sie noch längere Zeit gebrauchen dürfen. Als aber der Schivelbeiner sie zurückverlangte, wollte der Belgarder sie nicht ausliefern, so daß jener sie mit Gewalt nahm. Der Belgarder holte sich dafür einige andere Kühe aus der Neumark, wozu Schivelbein damals gehörte. Die geschädigten Besitzer wandten sich um Hilfe an den Landvogt Jacob von Polenz in Schivelbein, der vom Belgarder Schlosshauptmann Carsten von Wopersnow die entführten Tiere zurückverlangte. Dieser wies die Bitte schnöde ab. Auf Befehl des Schivelbeiner Landvogts wurde darauf den Belgardern Vieh gewaltsam genommen und nach Schivelbein getrieben.

Sofort rüstete Wopersnow nun in aller Stille einen Haufen zu Fuß und zu Roß aus, um die Schivelbeiner zu überfallen. Aber auch Polenz war nicht faul und rüstete. Als er Kunde vom Auszuge der Belgarder erhielt, schickte er ihnen eine stattliche Anzahl von Rittern und Bürgern entgegen, Leute die unter dem deutschen Ritterorden wohlgeübt im Gebrauch der Waffen waren, unter seinem Sohne Christoph.

Auf der Langenschen Heide zwischen Schlage und Ziezeneff kam es zur Entscheidung. Auf beiden Seiten wurde mit großer Tapferkeit und Heftigkeit gekämpft, aber der Sieg blieb den Schivelbeinern, vorzüglich durch die Umsicht und Tapferkeit des Christoph Polenz. 300 Belgarder blieben auf dem Schlachtfelde, 100 gerieten in Gefangenschaft; dazu verloren sie 50 Rüstwagen und ihre Fahne, die in der Kirche zu Schivelbein aufgehängt wurde. Die Gefangenen wurden in einen Wartturm geworfen, den man „ Kiek in Pommern „ nannte. Diese Fehde hat Veranlassung zu mehreren Sagen gegeben: Im Steintor zu Schivelbein zeigte man mehrere Jahrhunderte hindurch einen großen eisernen Ring. Mit ihm soll der Belgarder Bürgermeister einen Ochsen, den er in der Schlacht ritt, gelenkt haben. Die Belgarder sollen von der Zeit an „ Blendlinge „ genannt worden sein. Das Belgarder Stadtarchiv hat leider keine Nachricht aus jener Zeit, weil das Rathaus 1506 und 1677 mit sämtlichen Akten niederbrannte. Daher kam es, daß die Belgarder im Laufe der Jahrhunderte aus der Niederlage einen Sieg machten. Ja sie pflegten sogar einen riesigen Steigbügel, der unter dem Coesliner Tor hing, als eine vom Schivelbeiner Bürgermeister in der Schlacht erbeutete Siegestrophäe zu zeigen.

Das den Schivelbeinern der Sieg blieb, bezeugt auch ein altes Volkslied, dessen Anfang lautet:

Umb einen Dingstag id ( dies ) geschach,

Dat man Polentzken thende ( ziehen ) sach;

Polentzke wol mit den Sinen

Hentoch ( hinzog ) in dat Belgardsche Land;

De Köh wolde de ehm nehmen.

Als die Belgarder Frauen ihren ruhmlos wiederkehrenden Schlosshauptmann Wopersnow nach ihren ausgebliebenen Männern fragen, antwortet er:

Se sind erschlagen up de Langschen Heyden !

Ick wet ju ( euch ) nicht einen beteren Rat

Den ( als ): wol der ( wer etwa ) heft einen dergliken Knechte,

Dat se men em nheme to echte !

Zum Verständnis der Schlacht ist folgendes zu bemerken:

Nicht die Bürger der beiden Städte allein, sondern die Ritterschaft der beiden Länder zugleich, nahm an der Fehde teil. Das Land Schivelbein gehörte seit Ende des 13. Jahrhunderts zur Neumark. 1319 verkaufte es Waldemar d. Gr. An die Familie der Edlen v. Wedell. 1384 kam es an den deutschen Ritterorden, der 1402 die ganze Neumark erwarb. Der Ritterorden setzte einen Vogt in Schivelbein ein. [….] Der Ritterorden verpfändete 1455 für 40000 Gulden die Neumark an Friedrich II., der auch einen Vogt in Schivelbein einsetzte. Einer der ersten war Jakob v. Polenz, Schwager des Grafen Ludwig von Eberstein. – Das Land Belgard aber gehörte damals dem pommerschen Herzog Erich II., der dasselbe seinem Schlosshauptmann Carsten von Wopersnow zur Verwaltung übergeben hatte. Friedrich II. von Brandenburg hatte nach dem Tode Ottos III. von Stettin auf das ganze Stettinsche Gebiet, wozu auch Belgard gehörte, Anspruch gemacht und war in Pommern eingefallen. Zur Vergeltung machte Erich II. einen Einfall in die Neumark, daß noch 1 Jahrhundert später hier Kirchen und Land verödet standen.

Durch diese gegenseitigen Raubzüge war die Erbitterung zwischen Pommern und der Neumark maßlos gestiegen.

Quelle:
Aus der Heimat, Beilage der Neuen Hinterpommerschen Zeitung ( Rügenwalder Zeitung ) Nr. 3 / 1924