Das tausendjährige Belgard
Ein Gang durch die Jahrhunderte
Vortrag von Dr. Harald Lutter
1299 erhielt Belgard das deutsche bzw. das lübische Stadtrecht.
Doch eine Stadt war es schon zuvor. Und eine Stadt blieb es auch, als die Bewohner 1945/46 aus ihrer Stadt vertrieben wurden.
So hätte Belgard als Stadt 1999 eigentlich seinen tausendsten Geburtstag feiern können, nicht nur den 700. Jahrestag der besonderen Stadtrechtsverleihung.-
Um das darzustellen, soll in einem Gang durch die Jahrhunderte mit großen Schritten aufgezeigt werden, wie sich Belgard von einer bäuerlichen Siedlung hin zu einer Stadt entwickelte.
Wie war es im Jahre 0, als Kaiser Augustus in Rom herrschte?-
Zu Beginn unserer Zeitrechnung lebten germanische Stammesgruppen im Persantetal : wohl erst Rugier , dann Burgunder. Während am Rhein unter römischen Einfluß bereits prächtige Städte entstanden waren, lebten die Germanen
in unserem Raume nur in kleineren Siedlungseinheiten.
Und als 500 Jahre später Frankenkönig Chlodwig im Westen herrschte, waren jene Germanen im Rahmen der Völkerwanderung weitgehend abgezogen. Westslawische Siedler rückten allmählich nach. Auch sie kannten noch keine Arbeitsteilung. Auf der Sandinsel am Rande der Persante hatten sie einstweilen nur unbefestigte Siedlungsplätze. Gegen Ende des Jahrhunderts bauten sie am Burgberg eine Wehr- und Fluchtburg für 50 bis 80 Siedler.
Etwa 800, als im Westen Karl der Große zum Kaiser gekrönt wurde, dürfte der Ort um die 100 Einwohner gehabt haben. Getrennt von den anderen westslawischen Stämmen im Westen und Süden hatten sich die hier nahe der Ostsee Siedelnden zu einem eigenen Stamm mit eigenständiger Kultur herausgebildet, deren Relikte rings um den Burgberg gefunden wurden. Sie wurden von ihren Nachbarn im Süden Pomoranen genannt.
Um das Jahr 900, als Ludwig das Kind deutscher König war, hatte sich diese Lage weiter verfestigt. Mit der Festigung der Stammestruktur war die Schaffung von Herrschaftssitzen verbunden. Die Wehrburg auf dem Burgberg wurde der Sitz des Stammesführers bzw. seines Statthalters ( = Kastellan). So siedelte sich hier sein Gefolge an. Der Ort dürfte damals vielleicht 200 Einwohner gehabt haben.
Da der Burgberg mit seinem Schutzwall aus weiß leuchtender Birke recht eindrucksvoll war, ergab sich der Name : Weiße Burg bzw. westslawisch: Bialogard, woraus dann später das leichter aussprechbare Wort Belgard wurde.- In den alten Urkunden gebrauchte man zuvor einfach das lateinische Wort für Weiß: Alba.- In alten skandinavischen Quellen heißt es ähnlich: Balagardh.
Wie die Burg nannte man den dazu gehörenden Herrschaftsbereich das Land Belgard ; es reichte in jenen Zeiten bis hinunter in die Gegend von Neustettin..
Um die Lebensbedürfnisse des Burgherren und seines Gefolges zu befriedigen entwickelte sich außerhalb des Burggeländes im sog. suburbium das Handwerk und daneben allmählich auch der Handel. Er gewann Bedeutung, als im Laufe der Zeit das in Kolberg gewonnene Salz auf dem Wasserwege nach Belgard geschafft und von dort weiter vertrieben wurde. So veränderte die Siedlung allmählich ihren dörflichen Charakter und gewann als Großsiedlung langsam städtische Dimensionen. So läßt sich mit guten Gründen behaupten , daß der Ort schon etwa um 999 als Stadt bezeichnet werden mußte…. im Sinne des damaligen Entwicklungsstandes.
Um das Jahr 1000, als Otto III. das christlich gewordene Polen anerkennt, müßte diese kleine Stadt mindestens 300 Einwohner gehabt haben.
Aus den überkommenen Quellen jener Zeit ergibt sich, daß der Ort damals schon zum Mittelpunkt seines Umlandes geworden war. Zugleich war er mit seinen natürlichen Befestigungsanlagen einer der zentralen Orte des Stammes, der für die Abwehr der zunehmenden polnischen Aggression wichtig war.
Doch es zeigte sich, daß die Burg nicht stark genug war, um das Land zu schützen. Zum Millenium konnte Boleslaw der Tapfere von Polen die Pommern schlagen und in Kolberg ein Bistum gründen, wenn auch nur auf dem Papier. Der aus Deutschland stammende Bischof hat dort nie wirklich seines Amtes gewaltet. Und der in den Urkunden auftauchende Franco de Belgard dürfte nur ein nominelles Amt innegehabt haben.- Der Krieg ging weiter und nach Abzug des polnischen Heeres beherrschten die Pomoranen wieder unangefochten ihr Land.
Ihr erster namentlich bekannter Herzog Zemuzil trat schon 1046 auf dem Reichstag von Merseburg als gleichberechtigt neben dem polnischen und dem böhmischen Herzog auf. Dieser Ahnherr der Greifendynastie hatte seine Residenz zeitweilig in Kolberg oder Belgard.
Etwa hundert Jahre später, als Boleslaw Schiefmund 1102 in das Pomoranenland einfiel, mag Belgard 500 Einwohner besessen haben. Es war als Mittelpunkt des pomoranischen Siedlungsgebiets sein erstes Ziel. Die Polen rühmten, daß sie bei der Einnahme dieser bedeutenden Königsstadt unermeßliche Beute gemacht habe.
1107 beim nächsten Feldzug wurde Belgard wieder erobert, die Civitas Alba, die prächtige, mächtige und volkreiche Stadt. , wie es in den polnischen Berichten heißt.
Und da sich eine derartige Entwicklung nicht von heute auf morgen vollzieht, wird man wohl mit Recht sagen können, daß dann bereits rund hundert Jahre vorher , sagen wir: im Jahre 999, schon das alte Belgard den Namen Stadt verdient hatte.
Der dritte polnische Feldzug in jenem Jahrhundert, hatte 1122 nach Stettin geführt, wo der Herzog seinen Sitz genommen hatte, nachdem sich Belgard nicht als sicher erwiesen hatte. Herzog Wartislaw mußte sich unterwerfen und die Annahme des Christentums aus polnischer Hand akzeptieren. Als Bischof Otto von Bamberg dann missionierend durchs Land zog, kam er 1124 bis Belgard, das in den Akten ausdrücklich als Stadt bzw. urbs bezeichnet wurde.
Sein Christianisierungsversuch gelang nicht; denn die Führungsschicht der jungen Stadt akzeptierte den vom Polenherzog verordneten neuen Glauben nicht.
So blieb die Stadt bei ihren überkommenen religiösen Sitten. Sie blieb in jeder Beziehung pomoranisch und wurde nicht polnisch. Schon vor dem Tode des Polenfürsten im Jahre 1138 war die kurzfristige fremde Oberhoheit abgeschüttelt.
Um 1200, in der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit ist von etwa 500 Einwohnern auszugehen. Und Belgard gehörte mit dem ganzen Pommernland zum Deutschen Reich, in dessen Obhut sich 1181 die pomoranischen Herzöge begeben hatten.
Der Pommernherzog öffnete sein Land der westlichen Religion und Zivilisation und warb deutsche Geistliche und Siedler zur Kolonisierung an . Seit 1234 gewährte er deutschen Handwerkern und Kaufleuten das Ansiedlungsrecht und verlieh den neu gegründeten Städten das deutsche Recht.- Als Kolberg 1256 Stadtrecht erhielt, wurden dort schon Bürger verzeichnet, die als Herkunftsort Belgard angeben. Daraus folgt, daß bereits Jahrzehnte vor der Verleihung des deutschen Stadtrechts neben der alteingesessenen pomoranischen Bevölkerung auch deutsche Bürger in Belgard ansässig waren.
Leider wissen wir nicht, wie seinerzeit dieses Nebeneinander gestaltet war, ob und wie hieraus eines Tages auch ein Miteinander wurde. Doch war man sich offenbar einer Zusammengehörigkeit bewußt und knüpfte mit der Beibehaltung des alten Namens an die vorangegangene Entwicklung an, so daß wir auch in Belgard von einer Kontinuität der alten mit der neuen, deutsch geprägten Stadt ausgehen können.
Ebenso wenig ist uns bekannt, welche konkreten Personen es waren, die Ende des 13. Jahrhunderts die mittelalterliche Stadtanlage planten und bauen ließen. Unser Wissen beschränkt sich auf die Kenntnis, daß Belgard zu jener Zeit mehrfach verpfändet wurde und auch durch die wechselnde Zuordnung zu den verschiedenen Teilherzogtümern bloßes Objekt herzoglicher Macht- und auch Finanzpolitik war.
1300, als die Hanse zum Machtfaktor des norddeutschen Raumes geworden war, könnte Belgard 800 Einwohner gehabt haben. Jedenfalls war 1299 aus der zuvor slawischen Stadt eine vom slawischen Pommernherzog mit deutschem Recht versehene Stadt geworden, in dem die weiter zuwandernden deutschen Bürger das bestimmende Element waren.
Zwar hatte die Stadt einen Kulturwechsel erfahren, doch änderte sich im praktischen Leben der dort Wohnenden zuerst nicht sehr viel. Denn es waren zumeist Ackerbürger, die neben einem bescheidenen Handwerk oder Handel Landwirtschaft betrieben.
Doch hatte die Stadt als jetzt genossenschaftlicher Bürgerverband eigene Einnahmen und konnte ihre Entwicklung selber vorantreiben. Und mit der Stadtrechtsverleihung hatte die Stadt mit den umliegenden Zinsdörfern Lülfitz, Rostin, Panknin und Klempin ein zusätzliches Nutzungsrecht erhalten.
1307 wurde der Stadt das Stapelrecht erteilt; das bedeutete, daß auf der Salzstraße durchziehende Händler hier ihre Waren zum Verkauf stellen mußten. Sein Charakter als zentraler Ort der engeren Region nahm weiter zu.
Ihre Krönung erfuhr diese Entwicklung, als 1315 der regierende Herzog Wartislaw IV. seinen Regierungssitz nach Belgard verlegte und so den Ort zur Residenzstadt machte. Dies dürfte der Anlaß gewesen sein, damals den Bau der stolzen Marienkirche sowie der Stadtmauer mit ihren Toren in die Wege zu leiten. Belgard war zu einer wohlhabenden Stadt geworden, die dann auch im Hansebund eine Rolle spielte.
Für 1400, in der Blütezeit der Zünfte, unterstelle ich eine Einwohnerzahl von 1.000.-
Nach geruhsamer Entwicklung machte sich auch für Belgard und seinen Handel die landespolitische Lage bemerkbar. Denn es war räumlich isoliert: In Norden, Osten und Westen vom Camminer Bistum umgeben, im Süden von Brandenburg bis hin nach Schivelbein.- Die Belgarder hatten 1389 ihren Herzog mit einer Bürgschaft gegen den Camminer Bischof unterstützt. Und 1408 schloß der Herzog auf seinem Belgarder Schloß einen Landfrieden mit dem Camminer Bistum.
Ernster wurde es, als die Herzogsstadt in die kriegerischen Auseinandersetzungen hineingeriet, die Brandenburg mit dem Bemühen um eine Ausdehnung seiner Neumark angezettelt hatte. Das führte u.a. 1469 zur Schlacht auf der Langenschen Heide.- 1481 beteiligte sich Belgard an einem weiteren Landfriedensbündnis.
Um 1500 dürfte die Stadt dann bereits 2.000 Einwohner besessen haben.
Das beginnende neue Jahrhundert brachte mit der 1545 in Belgard eingeführten Reformation einen zusätzlichen Innovationsschub. Und 1562 wurde zum ersten Male die Existenz einer städtischen Schule aktenkundig.
Um 1600 ist von3.000 Einwohnern auszugehen. Und 1618 machte Belgard so auf der großen Lubinschen Karte einen prachtvollen Eindruck. Die Stadt war wohlhabend. Und ihren Besitzbürgern ging es gar so gut, daß sich der Rat 1616 gehalten sah, mit einer Polizeiverordnung der Völlerei gegenzusteuern, die in den Bekleidungs-, Hochzeits- und Begräbnissitten ins Unmäßige geraten waren.
Und dann schlug das Schicksal zu. 1627 kam der Dreißigjährige Krieg in die Stadt. Sie wurde mehrfach von den Katholischen Truppen und von den Schweden erobert und gebrandschatzt. Hinzu kam die Pest. Zu Ende des Krieges hatte die Stadt nur noch 1000 Einwohner.
Durch den Frieden von Osnabrück fiel Belgard 1648 mit dem größten Teil Hinterpommerns an Brandenburg, den einstigen Gegner, der das gewonnene Land anfangs brutal beutelte:.- Sein moderner Territorialstaat begann auch das hinzugewonnene pommersche Gebiet zentralistisch umzugestalten.
1700, das wissen wir nun exakt, hatte Belgard 1.1445 Einwohner.
Mit der einsetzenden Zentralisierung verlor die Stadt ihre alte Wehrhoheit. 1714 bzw. 1721 erhielt die Stadt ihre erste feste und ständige Garnison mit einem Kommandantenhaus, doch noch ohne Kasernen.
Im Siebenjährigen Krieg besetzten 1760 die Russen die Stadt.
1765 vernichtete eine Feuersbrunst große Teile der Stadt. Bei der Planung des Wiederaufbaus wurde die mittelalterliche Struktur der Stadt beibehalten.
1800, als Napoleon Europa beherrschte, hatte die Stadt 1.827 Einwohner.
Trotz der außenpolitischen Ohnmacht Preußens: Mit den durch Stein und Hardenberg durchgesetzten Reformen eröffnete sich eine neue Beziehung zwischen Bürger und Staat. Die neue Städteordnung und die mit ihr verbundene Gewerbefreiheit führten in eine neue Zeit. – So hatte auch das alles Leben wie ein Korsett einengende Regiment der Zünfte sein Ende gefunden. Die Kommunale Verwaltung war damit nicht mehr den Honoratioren der Stadt vorbehalten.
Im wirtschaftlichen Bereich begann der Aufschwung mit Neugründung von Brauereien und Brennereien. Webereien und Bleichereien folgten.
1850 war die Einwohnerzahl weiter gestiegen: auf 3.845 . Die Entwicklung der Stadt wird durch den Ausbau der Chausseen (ab 1846) und dann (ab 1858 ) der Eisenbahn zusätzlich gefördert. Als Folge der so zunehmenden Industrialisierung der Stadt ( mehrere Unternehmen der Holz- und Eisenbearbeitung wurden gegründet) steigt die Bevölkerungszahl dann 1890 auf 7044 Einwohner.
Auch kulturell tat sich viel.. Bis um 1800 hatte sich das sog. gesellschaftliche Leben – mit Ausnahme der Aktivitäten der Schützengesellschaft – zumeist innerhalb der verschiedenen Zünfte abgespielt; jetzt entstand eine und weit gespannte bürgerliche Kultur mit einem reichen Vereinswesen. Mit dem freiheitlichen Denken entstand 1848 die erste Belgarder Zeitung Die Kometenstrahlen; nur konnte sich das liberale Blatt nicht auf Dauer halten. Es wurde 1852 abgelöst vom Belgard-Polziner Kreisblatt, seit 1880 ergänzt durch die Belgarder Zeitung. 1863 öffnete ein Lyzeum seine Pforten und 1868 ein Gymnasium, das die seit 1712 bekannte Lateinschule ablöste.
Belgard begann seinen Charakter als Ackerbürgerstadt zu verlieren. Aber mit wachsendem Wohlstand ging die Armut einher. Allein 1879 wanderten 138 Einwohner aus Not nach Amerika aus.
1900 hatte Belgard 8.045 Einwohner. Eine sprunghafte Weiterentwicklung der Stadt folgte dann mit dem Bau der Gasanstalt 1898 und der bald darauf 1911 folgenden Eröffnung der Überlandzentrale und weiter infolge der Inbetriebnahme mehrerer Kleinbahnen. Die Elektrifizierung eröffnete neue Dimensionen. Die Bautätigkeit nahm auch im innerstädtischen Bereich zu ( so in der Friedrich- und der späteren Hindenburgstraße )
1910 waren 9.262 Einwohner zu verzeichnen.. 1901 war für die Artillerie die erste Kaserne in der Körliner Straße gebaut worden.
Der Kriegsausbruch 1914 unterbrach den Aufschwung. Mit seinem Ende nach Abdankung der Monarchie konnte auch in Belgard die Demokratie langsam Fuß fassen. Und nach Ablösung des alten Dreiklassenwahlrechts wurden zum ersten Male nicht nur das Besitzbürger, sondern auch einfache Arbeiter und Handwerker in den Stadtrat gewählt.
1920 hatte die Stadt ca. 11.000 Einwohner. Es war das Jahre des Kapp-Putsches, als der Landbund der Großagrarier auch in Belgard die Demokratie mit Waffengewalt beseitigen wollte.- Mit dem neuen Bürgermeister Müke wurde der Wohnungsbau vorangetrieben. Die kommunalen Versorgungsbetriebe wurden ausgebaut (Wasser- und Abwasserversorgung!).
Politisch stand die Stadt rechts. Die DNVP war beherrschende Partei. Bei den (ersten) Reichstagswahlen von 1924 erzielte sie hier reichsweit ( nach Saatzig und Rothenburg o.T.) ihren drittstärksten Stimmenanteil. Im Stadtrat ( von 1929) waren diese Deutschnationalen mit neun Sitzen plus neun weiteren bürgerlichen Interessenvertretern präsent; die Sozialdemokraten hatten vier Sitze erlangt.
1930, im Jahr der Brüning’schen Notverordnungen hatte Belgard ca.13.000 Einwohner. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, erhielten sie in Belgard einen Stimmenanteil von 61,8 %, während es im Reich 36,8 % waren. Belgard wurde braun… bis hin zur so uniformierten Stadtkapelle. Die jüdischen Mitbürger wurden bald schikaniert und entrechtet; in maßloser Steigerung der Pogrome des vorigen Jahrhunderts und von 1920.
1940 hatte die Stadt ca. 14.900 Einwohner. Der Krieg prägte das Leben der Stadt. Alle vier Kasernen waren voll belegt. Die Stadt füllte sich an mit Evakuierten aus dem Rheinland (insbesondere aus Bochum!), mit Kriegsgefangenen, mit Zwangsarbeitern und ab 1944 mit Flüchtlingen aus dem Osten.
Die tatsächliche Einwohnerzahl mag 1944 bis zu 20.000 betragen haben.
1945, kurz vor Kriegsende, wurden in der Statistik 14.345 Einwohner angegeben. In diesem Schicksalsjahr verlor die Stadt ihren alten Charakter. Für eine Übergangszeit stand sie bevölkerungsmäßig auf dem tiefsten Punkt ihres Daseins:
Die deutsche Restbevölkerung wurde vertrieben, soweit sie nicht schon vor der Roten Armee geflohen war. Polen übernahm die Stadt.
1950, nach fünf Jahren polnischer Herrschaft, zählte Belgard, als Bialogard erstaunlicherweise schon12.708 ( polnische )Einwohner.
Die Stadt war polnisch geworden und in den polnischen Staatsverband voll integriert worden. Nur wenige nach dem Kriege dorthin geratene Deutsche leben noch dort.
2000 hatte die Stadt ca. 25.000 Einwohner Das Stadtbild zeigt große Lücken. Man bemüht sich die Stadt in Schwung zu bringen. Doch es fehlt noch das pulsierende Leben von einst.
Das Leben ist wie ein Fluß. Mitunter gelangte Frischwasser in diesen Fluß: wie 1648, 1808, 1918, manchmal Stickstoff wie 1933. Zweimal jedoch trocknete unser Fluß gänzlich aus. Völlig neue, bislang fremde Wässer strömten in sein Bett:… vom Osten her. Das erste Mal in der Zeit von 500 bis 600 und dann 1945. Wir tragen schwer daran.- Doch der Leitznitzbach fließt noch immer, auch die Persante, die heute Parseta genannt wird. Und wir lieben sie immer noch.