Vietzow / Wiceno

Zwischen den großen Waldungen der Vietzower und Klein Dubberower Forst und dem idyllischen Persantetal liegt das Dorf Vietzow (früher Vitzow geschrieben) mit seinen Vorwerken Neuhof und Karlshof. Kartographisch gehört das Gebiet zum Meßtischblatt Nr. 2162. Mit dem sechzehn Kilometer entfernten Belgard ist es durch die von Bad Polzin kommende Hauptverkehrsstraße verbunden, Eisenbahnanschlüsse bestehen über die beiden Bahnhöfe Kiefheide und Groß Tychow. Vielen Vietzowern ist noch heute der malerische Waldweg zum Bahnhof Kiefheide in Erinnerung.

Vietzow ist ebenso wie das benachbarte Wutzow eine alte wendische Siedlung, der Ortsname wird von »Wurzel« abgeleitet. Bereits im Jahr 1250 war der Ort im Besitz eines namentlich nicht bekannten Geschlechts. Es soll ein »Ritterbärtiger« gewesen sein, der im Kriegsfall die Burg Belgard mit verteidigen mußte. Außerdem war Vietzow dem Belgarder Schloß »bedepflichtig« das heißt es mußte neben Geldleistungen auch das sogenannte »Ripenkorn« (Roggen und Hafer) an den Schloßherrn abführen. Im Jahr 1445 wird ein gewisser Lüdeke Clest als erbgesessen auf Vietzow genannt. Bis auf die Zeit von 1860 bis 1922, als die Familie von Rhoeden Eigentümer des Gutes war, gehörte Vietzow bis Kriegsende 1945 zum Besitz der Familie von Kleist. Letzte Eigentümerin des Rittergutes war Helene von Kleist, geborene von Rhoeden; verwaltet wurde der Betrieb von ihrem Mann Jürgen von Kleist. In der gutseigenen Kirche, über der Familiengruft errichtet, wurde regelmäßig Gottesdienst gehalten. Auch der Gutspark mit seinen vielen seltenen Baumarten stand der Bevölkerung offen.

Gruß aus Vietzow

Das Gut bewirtschaftete überwiegend leichte bis mittelschwere Böden, große Anbauflächen waren mit Weizen und Klee bestanden. Der überwiegende Teil der Kartoffelernte wurde in der gutseigenen Brennerei mit Flockenfabrik verarbeitet. Zum Gut gehörten ferner ein Sägewerk, eine Ziegelei und die Schäferei im Vorwerk Karlshof. Von den über siebzig Flurnamen, mit denen die Feldmark bezeichnet war, kann hier nur eine kleine Auswahl wiedergegeben werden: Plunschen, Kuntopp, Laaken, Kremerborn, Lanzenkrug, Uhlenmoor, Pulverturm, Hirtenmoor, Hirsch-, Kimmel-, Habichts-, Distel-, Ravens- und Holzkamp, Der alte Kintop, Der Krieskamp, Der Katerdanz, Die Knappkohlsmösse, Kucksdiek, Voßbruch, Privenkuhl, Muschelkenborn, Schmalzkuhlfichten, Die kleine und große Kienheide, Esch-, Treppen-, Dohnen- und Galgenberg.

1856 hatte Vietzow mit seinen Vorwerken 312 Einwohner, diese Zahl blieb bis 1939 mit 387 Bürgern in 91 Haushaltungen nahezu konstant. Vom Gut war ein eigenes Gebäude als Schulhaus mit Lehrerdienstwohnung zur Verfügung gestellt worden, in dem zuletzt die Lehrer Fritz Batz und H. Lemke die Vietzower Kinder unterrichteten. Vereine oder sonstige Gemeinschaftseinrichtungen waren nicht vorhanden, lediglich eine rührige Theatergruppe sorgte für etwas Abwechslung im dörflichen Leben. Die Freiwillige Feuerwehr versah ausschließlich ihre Brandschutzaufgaben. Die kommunalen Ämter verwalteten Bürgermeister Bruno Buhrke, Amtsvorsteher Erich Siefert und sein Vertreter Albert Kühn aus Wutzow. Ortsbauernführer war Erich Siefert, der ebenso wie Albert Kühn in Doppelfunktion auch noch die Standesamtsgeschäfte besorgte. Für sämtliche Ordnungsaufgaben war Landjägermeister Stein aus Wutzow zuständig.

Bevor die Bevölkerung wegen des »Treckverbots« rechtzeitig fliehen konnte, wurde Vietzow Anfang März 1945 von russischen Truppen besetzt. Ein kurzfristig zusammengestellter Treck wurde bereits in Klaptow kurz hinter Körlin von russischen Einheiten eingeholt und aufgerieben. Die Häuser und Wohnungen im Ort waren zwischenzeitlich durchsucht und zum Teil böse verwüstet worden, das zur Genüge bekannte Elend nach Kriegsende nahm seinen Lauf und endete mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Lediglich der polnische Bürgermeister Reinecke verhielt sich absolut korrekt gegenüber den Deutschen. Die Ländereien machen heute einen ordentlichen Eindruck. Nach wie vor unverfälscht erhalten ist die landschaftliche Schönheit der Vietzower Umgebung.

Quelle:
Der Kreis Belgard