Die jüdische Gemeinde in Polzin

Gerhard Salinger

Als im Jahre 1688 Mineralquellen entdeckt wurden, entwickelte sich Polzin zum Kurort.

Jochim Salomon war der erste Jude, der im Jahre 1711 ein Privileg erhielt. Er und sein Sohn handelten mit Ellenwaren, Wachs und Fellen, wie der Magistrat der Stadt damals berichtete. 1752 umfasste sein Haushalt neun Personen. Darunter war Marcus Salomon, der eine Konzession als Totengräber erhielt, so daß man annehmen kann, daß es bereits zu dieser Zeit zur Anlage eines jüdischen Friedhofs kam. 1764 wohnten in Bad Polzin vier jüdische Familien.

1812 gab es 22 jüdische Haushalte, darunter war eine Witwe. Zwischen 1840 und 1880 betrug die Zahl zwischen 210 und 226. Danach sank diese Zahl. 1925 wohnten noch 140 Juden in etwa 30 Haushalten im Ort. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 5000 waren dies mehr als zwei Prozent.

Als Lehrer, Kantor und Schächter wirkte hier um 1885 H. Klang, danach um 1887 E. Goldberg. Dessen Nachfolger, J. W. Finkelstein, war über 35 Jahre bei der Gemeinde tätig. Um 1929 folgte ihm Julius Victor.

Die Synagoge in der Mühlenstraße 13 wurde während der sogenannten Kristallnacht demoliert und diente zunächst als Lagerraum. Später wurde sie abgerissen. Der Pogromnacht im November 1938 fiel auch Dr. Leo Levy zum Opfer, der von einem SS-Mann erschossen wurde.

Das selbständige Gemeindehaus enthielt früher das Bad (Mikwe) und die Religionsschule. Das Gebäude wurde in den dreißiger Jahren von der Gemeinde verkauft. 1932 wohnten noch 120 Juden in Bad Polzin.

Quelle:
Gerhard Salinger, Jüdische Gemeinden in Hinterpommern, S. 59 / 60 in:
„Halte fern dem Lande jedes Verderben…“, Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, herausgegeben von Margret Heitmann und Julius H. Schoeps unter Mitwirkung von Bernhard Vogt, 1995

Mit freundlicher Genehmigung des Georg Olms Verlag, Hildesheim, Zürich, New York