mit Ilsbruch und Friedrichshof
Ansiedlung am Birkenbach, mit Ilsbruch und Friedrichshof (zwei Rittergüter)
Briesen liegt acht Kilometer südlich von Schivelbein und ist ein langgestrecktes Dorf an der Landstraße Schivelbein – Dramburg.
Bahn- und Poststation: Schivelbein
Messtischblätter: 2260 (Schivelbein), 2360 (Labenz)
Aus der Geschichte:
Das Dorf mit einer Kirche wird bereits im Neumärkischen Landbuch von 1337 erwähnt. Im 15. Jahrhundert war es im Besitz derer von Briesen. Im Jahre 1807 wurden Leutnant Von Hauben und Leutnant von Briesen sowie die Gemeinde mit 18 12/20 Hufen zur Kontribution veranlagt. Im Jahre 1824 wurde hier die Bauernregulierung durchgeführt. Als Besitzer werden genannt:
Briesen
A: lltz
B: Schimmelpfennig
C: Plantikow
Es waren damals noch sechs Bauern und mehrere Kossäten ansässig. 1884 sind noch drei Bauern, ein Kossäte, sechs Büdner und sechs Eigentümer erwähnt. Als spätere Besitzer von Briesen sind bekannt:
Briesen A und C: Ferdinand Schramm 1857 gekauft 1878 Kirchenpatron laut Glocken-Inschrift
Briesen B: Henriette Schimmelpfennig
1858 Briesen B geerbt
1878 Heinrich Schimmelpfennig
Kirchenpatron laut Glocken-Inschrift
Im Jahre 1928 gab es in Briesen noch zwei Rittergüter im Besitz von Willy Karl mit einer Größe von 59 Hektar und einem Viehbestand von fünf Pferden, dreizehn Milchkühen, zehn Rindern, 42 Schweinen, sowie Walter Schley mit einer Größe von 107 Hektar. Die Pfarre Venzlaffshagen besaß in der Gemeinde ein Pfarrgut mit einer Größe von 85 Hektar und einem Viehbestand von sieben Pferden, zwölf Milchkühen, fünfzehn Rindern, 34 Schweinen, 41 Schafen. Pächter war Oskar Becker.
Die alte Kirche brannte am 7. Oktober 1812 ab, der Neubau wurde erst am 2. Oktober 1861 eingeweiht. Die beiden Glocken im Glockenstuhl wurden laut Inschrift im Jahre 1878 bei C. Voß und Sohn in Stettin gegossen. Briesen gehörte zur Kirchengemeinde Venzlaffshagen. Das zur Gemeinde gehörige Gut Ilsbruch war im Besitz von Otto Klütz. Das Gut hatte eine Größe von 266 Hektar und einen Viehbestand von 28 Pferden, 27 Milchkühen, 41 Rindern und 142 Schweinen.
Die Gemeinde war landwirtschaftlich ausgerichtet; die Ländereien wurden von 35 Landwirten mit Betrieben von fünf bis 266 Hektar bewirtschaftet. Hauptanbaufrüchte auf den leichten bis mittelschweren Böden waren Getreide und Kartoffeln. Hauptabnehmer für Kartoffeln war die Brennerei an der Repziner Straße. Entsprechend der Ortsgröße war auch das Handwerk und der Handel vertreten. Hierzu gehörten Huf- und Wagenschmiede Erich Haut, Zimmerei Richard Kohls, Stellmacherei Willy Pioch, Elektro – lnstallation Karl Schüler, Bauunternehmen Robert Kleinschmidt, Schuhmacherei Ernst Koch, Kolonialwaren und Gasthof Arthur Schimmelpfennig / Meta Bubolz. Ein Wandergewerbe mit Textilien betrieb Albert Dorow. Die Brennereigenossenschaft unter dem Vorsitzenden Max Klug und dem Verwalter Arthur Buß, sowie die Molkereigenossenschaft unter dem Vorsitzenden Paul Schwandt und dem Verwalter Wilhelm Meyer waren zugleich für die Gemeinden Repzin, Venzlaffshagen und Panzerin (bei der Molkerei nur ein Teil von Panzerin) bedeutende wirtschaftliche Unternehmen. Die ländliche Spar- und Darlehenskasse Briesen unter der Leitung von Richard Kohls ersparte den Einwohnern auch aus anderen Orten der näheren Umgebung die weiten Wege nach Schivelbein.
Im öffentlichen Bereich waren Bürgermeister Arthur Schimmelpfennig, Ortsbauernführer Albert Becker, Polizist (Gendarmerieposten) Draeger, Fleischbeschauer Richard Ponath, Gemeindeschwester Eva Schwien, Pfarrer Ernst Gauger (Venzlaffshagen), Lehrer Paul Genz (zugleich Organist ) und Kirchendiener Ernst Koch tätig. Die Freiwillige Feuerwehr wurde von Paul Schwandt geleitet.
Einwohnerverzeichnis mit Ortsplan und Plan der Umgebung
Zum Gemeindegebiet gehörten der Große und der Kleine Briesener See in der Seenreihe Briesen, Völzkow, Buchholzsee, Göhler-Pribslaffer Moor, Klemzow und Leckow. Kleinere Wald- und Wiesenparzellen unterbrachen die weitläufigen Felder mit den zum Teil seit 1866 bekannten Flurnamen: Briesnitzsee, Buch-Soll, Rade-Wiesen, lle-Pool, Der trockene See, Steffens-Soll, Upstall, Spuk-Soll, Kampwiese, Pup-Soll, Das lange Bruch und Schäferstein (Findling; der Sage nach soll es ein versteinerter Schäfer sein).
In den Kriegsjahren wurden die landwirtschaftlichen Arbeiten überwiegend von Frauen und zum Teil von Kriegsgefangenen verrichtet. Der Ort wurde am 3. März 1945 zwischen 12.00 und 13.00 Uhr durch sowjetische Truppen aus Richtung Venzlaffshagen ohne Kampfhandlungen besetzt. Am 5. März kam es noch zu vereinzelten Kampfhandlungen in der Nähe des Ortes. Die gefallenen deutschen Soldaten wurden später von den Ortsbewohnern auf dem Dorffriedhof und am Ilsbrucher Weg in Gemeinschaftsgräbern beigesetzt. Sie waren nach den gefundenen Unterlagen Angehörige der Einsatzdivision Bärwalde.
Eine Flucht vor dem Einmarsch der russischen Truppen war zwecklos, weil die Treckwagen bald eingeholt wurden. Die Ausweisung der deutschen Einwohner begann schon im Sommer 1945 und war bereits Ende 1946 beendet. Hierbei sei besonders das Sammellager in Schivelbein erwähnt, in dem die Menschen unter entwürdigenden Umständen leben mußten und der Tod reiche Ernte hielt. Inzwischen bereitet es Schwierigkeiten, Briesen wiederzuerkennen, weil viele Gebäude verschwunden oder verfallen sind.
Die Bauern von Briesen
1824
6 Bauern, mehrere Kossäten
Knuth, Kysow, Zybell, Stricker, Haß, Harder
1884
3 Bauern, 1 Kossät, 6 Büdner, 6 Eigentümer
Ziebell, Haß, Zietlow
siehe auch
Auszüge aus dem Schriftverkehr der Synode Schivelbein 1821 – 1921
Schreiben vom
28.5.1830, 29.9.1846
Quellen:
Der Kreis Belgard, Celle 1989
Johannes Hinz, Pommern Wegweiser, Würzburg 1992
Dr. A. Zechlin, Die historische Enwicklung der bäuerlich gutsherrlichen Verhältnisse, Baltische Studien 35, S. 33 – 98
Die Gemeinde Briesen heute