Eichenfelde / Szeligowo

Bis zum 29. Dezember 1937 führte die Gemeinde den Ortsnamen Seligsfelde. Da diese Bezeichnung von einem jüdischen Vorbesitzer namens Seligssohn abgeleitet war, wurde sie von den Machthabern im Dritten Reich in Eichenfelde geändert. Ihre Gründung geht zurück in die Jahre von 1841 bis 1845, als vom Rittergut Zuchen Ländereien abgeteilt und besiedelt wurden. Neben zwei größeren Ansiedlungen mit sechzehn bzw. 32 Hektar entstanden zahlreiche kleinere Siedlerstellen mit vier, acht und zwölf Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Diese nunmehr selbständige Gemeinde mit den Gütern Hagelbeck und Friedrichsborn wies im Jahre 1843, also mitten in der Besiedlungszeit, bereits 381 Einwohner auf. Bis 1861 stieg die Einwohnerzahl auf 556 Personen, es wurden 73 Wohnhäuser und 36 Wirtschaftsgebäude gezählt. Friedrichsborn wurde im Volksmund auch Krummholzborn genannt, weil früher in der Nähe ein starker, verkrüppelter Baum gestanden haben soll. Bereits im Jahre 1816 richtete der damalige Besitzer von Stempel eine eigene Brauerei und Branntweinbrennerei ein.

Eichenfelde liegt am Nordrand der Pommerschen Schweiz etwa zehn Kilometer südwestlich von Bad Polzin (Meßtischblatt Nr. 2661). Die Entfernung nach Belgard beträgt dreißig Kilometer, nach Schivelbein sind es vierzehn Kilometer. Der Weg zu den nächstgelegenen Bahnstationen Ziezeneff und Redel an der Strecke Stettin – Belgard – Danzig ist vier Kilometer lang.

Zahlreiche Flurnamen aus der Gemarkung sind bis heute überliefert worden:Kühlenburg, Susiberg, Schafteig, Mühlenberg, Potthöhl, Mörgelkuhl, Kirschteich, Brummenkaten, Schlodderstraße, Amerika, Hundsschwanz, Kutznerwiese, Friedrichstraße, Ziegelplan, Parzellenmoor, Bindfadenweg (lang wie ein Bindfaden, Gehöfte wie Knoten), Schloopmütz (Kuhle zum Ausruhen für Hasen), Bakmüs, Neuen Haus, Waldschlößchen, Schutzekote und Schusterkaten. Sechsundsechzig Grundeigentümer waren in der Gemeinde ansässig, nur wenige von ihnen in dem kleinen Ortskern, der große Rest lag weit verstreut in der Gemarkung. Von ihnen bewirtschafteten sechsundfünfzig einen landwirtschaftlichen Betrieb zwischen vier bis vierzig Hektar Nutzfläche. Auf dem leichten, teilweise mittelschweren Boden wurden neben den üblichen Getreidearten und Kartoffeln auch Zuckerrüben angebaut. Daneben zwang die beträchtliche Entfernung zu den nächsten Städten im Interesse einer größtmöglichen Eigenversorgung auch zu einer intensiven Viehhaltung. Auch die beträchtliche Anzahl von Handwerksbetrieben am Ort dürfte darauf zurückzuführen sein: Schmiede: Otto Kresinsky; Tischlerei: Paul Venzke; Schneider: Hermann Balfanz, Willi Butzke, zeitweilig auch Arthur Giese und Arthur Neitzke; Zimmerei: Albert Dallmann; Dachdeckerei: Hermann Fischer und Maurermeister: Erich Graunke.

Der Gasthof

Der gern besuchte Gasthof mit Kolonial- und Kurzwarenhandlung wurde von Max Spenner geführt. Für die ärztliche Versorgung wurden die niedergelassenen Ärzte und Krankenhäuser in Schivelbein und Bad Polzin in Anspruch genommen, in Schivelbein wurden auch die weiterführenden Schulen besucht. Seit dem Jahre 1918 sind in der Landgemeinde Eichenfelde die Bürgermeister Albert Piske, Max Dallmann, Ewald Steffen und zuletzt Paul Bärwald nachgewiesen. Das Amt des Ortsbauernführers versah Hugo Klemp. Nach Amtsvorsteher Splittgerber übernahm Emil Marquardt diese Funktion; er wurde von Hans Jürgen Fey aus Redel vertreten. Das Standesamt wurde von Werner Hoppe und seinen beiden Vertretern Gertrud Hoppe und Walter Krause aus Reinfeld verwaltet. Zuständiger Polizeibeamter war Oberlandjäger Bahr aus Brunow. Die Seligsfelder bzw. Eichenfelder Schule wird bereits im Jahre 1890 erwähnt. Bis Mitte der zwanziger Jahre standen dem jeweiligen Lehrer vier Hektar an Ländereien, unter anderem auch für Viehhaltungszwecke, zur Verfügung. Der Erlebnisgeneration noch gut bekannt sind die Lehrer Werth, Rehbein, Halbeck, Fritz Langkabel und zuletzt Wilhelm Priebe. Kirchlich gehörte Eichenfelde zur Gemeinde Ziezeneff. Das rege Vereinsleben wurde vom Sportverein unter dem Vorsitz von Hermann Balfanz, dem Gesangverein mit Fritz Langkabel an der Spitze und dem Kriegerverein mit seinem Vorsitzenden Fiedler aus Zuchen gestaltet.

Die Schule, sowie Lehrer Hubert Halbeck mit Ehefrau Meta und Sohn Bodo

Eichenfelde wurde in den ersten Märztagen 1945 von russischen Truppen besetzt. Bereits im Sommer übernahmen die nachfolgenden Polen das Eigentum der deutschen Bevölkerung; die Vertreibung vollzog sich in den Jahren 1946 und 1947. Inzwischen ist etwa ein Drittel der massiven Gebäude abgerissen; die Steine wurden für andere Bauten verwendet.

Quelle:
Der Kreis Belgard