Die jüdische Gemeinde Groß Poplow

Gerhard Salinger

Groß Poplow – früher Popplau genannt – im Kreis Belgard gehörte früher zum Kreis Deutsch Krone. Der Ort liegt etwa zehn Kilometer südöstlich von Bad Polzin. Vom Pommernherzog an Polen verpfändet, war er von 1660 bis 1773 eine polnische Enklave. Da er weder von Polen noch von Pommern beachtet wurde, war er eine Art „Privatrepublik“ oder „Freistaat“. Durch diese Umstände begünstigt, kam es auch zur Ansiedlung von Juden, die zu bestimmten Zeiten im 18. Jahrhundert mehr als die Hälfte der Einwohner des Ortes ausmachten. Einen gewissen Schutz erhielten sie durch den Adel.

1774 wohnten in Popplau 39 jüdische Familien, die 160 Mitglieder umfaßten. Die meisten von ihnen handelten mit Schnitt- und Kurzwaren. Sie hatten zwei Synagogen, drei Lehrer und andere Gemeindebedienstete. Nachdem der Ort 1773 zu Westpreußen kam und Friedrich II. keine Juden auf dem „platten Lande“ dulden wollte, begannen diese, langsam wegzuziehen. Die Stein-Hardenberg’schen Reformen 1812 erleichterten es den Juden, sich in den Städte niederzulassen. Der Grenzhandel, der einst hier blühte, hatte ohnehin inzwischen an Bedeutung verloren.

Die beiden Synagogen lagen zu beiden Seiten der recht umfangreichen „Heimat“, wie damals der jüdische Friedhof hieß. Er wurde auch von den jüdischen Bewohnern des Neustettiner Kreises belegt. Ebenso wurden die Synagogen an den Sabbat- und Feiertagen von nah und fern wohnenden Juden besucht. Nach deren Wegzug Anfang des 19. Jahrhunderts verkaufte der Gutsherr die beiden Tempel. Der eine wurde ein Hirten- und Armenhaus, der andere ein Schulhaus. Die Grabsteine des hinter dem Schulgarten gelegenen Friedhofs, wurden von Bauern bei Haus- und Treppenarbeiten verwandt.

Nach 1900 wohnten in Gr. Poplow wieder ein oder zwei jüdische Familien mit sechs Personen, die der Polziner jüdischen Gemeinde angeschlossen waren.

Quelle:

Gerhard Salinger, Jüdische Gemeinden in Hinterpommern, S. 72 / 73 in:

„Halte fern dem Lande jedes Verderben…“, Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, herausgegeben von Margret Heitmann und Julius H. Schoeps unter Mitwirkung von Bernhard Vogt, 1995

Mit freundlicher Genehmigung des Georg Olms Verlag, Hildesheim, Zürich, New York