Das frühere Rittergut und Bauerndorf Groß Rambin mit den Vorwerken Grünhof, einst Welchen oder Woldchen genannt, und Wolzin liegt an der Muglitz, neben der Eisenbahnstrecke auf halbem Wege von Belgard nach Schivelbein. Die Siedlung ist in die wellenförmige Feldmark mit ihren jähen Abhängen zum Muglitztal eingebettet. Nordwestlich, auf der Anhöhe des linken Muglitzufers, liegt Wolzin, etwas südöstlich, auf der rechten Flussseite, ist Grünhof gelegen. Der Gemarkungsbereich Groß Rambin gehört zum Messtischblatt Nr. 2161. Der Ortsname Rambin wurzelt in den Worten »ramb« oder »rab«, was Abholzung, Holzhacken, Holzfällen, bzw. Rand einer Abholzungsfläche bedeutet. Daraus lässt sich schließen, daß früher große Waldungen in der Nähe vorhanden waren. Das Ackerland wurde nach dem modernen Schlagwirtschaftsverfahren kultiviert, die zweischurigen Wiesen stellenweise berieselt. Zur Düngung der Ackerflächen wurden die vorhandenen Mineralien Kalk und Mergel verwendet. Kies und Lehm wie auch Torf hat man für den Eigenbedarf abgebaut. Der Hochwald bestand aus Kiefern, Fichten, Birken, Buchen und Eichen. Gute Erträge in der Nutztierhaltung brachte die Zucht von Oldenburger Rindern und Schafen vom Negretti-Stamm. Eine Attraktion war das Lachsforellen-Fangen in der Muglitz.
Hauptlehrer Münchow nannte 1933 unter anderen folgende Flurnamen aus der Gemarkung: Mühlenteich, Gülkamp, Gantermoor, Kriegsplatz, Nachtigallshöhle, Vogelwiese, Steinapotheke (auch Arnhauser Sandloch genannt), Dannekuhl (nach dem Mergel-Abbau wurden dort Tannen gepflanzt) und Fabrikweg. 1939 lebten in der 954,4 Hektar großen Gemeinde 770 Einwohner. Das Rittergut, ein Musterbetrieb mit 538 Hektar und einer dazugehörigen Kalksandsteinfabrik, war Eigentum von Hans Joachim Tiede. Max Dräger besaß die Wassermühle mit Sägewerk, die Windmühle gehörte Emil Papke. Beide Mühlenbesitzer bewirtschafteten noch jeweils 29 Hektar Eigenland. Zehn weitere Betriebe wiesen Nutzflächen von zehn bis dreißig Hektar auf.
Die in den Jahren 1882 und 1927 bei Grünhof gefundenen ostgermanischen Steinkistengräber aus der Zeit des Neolithikum deuten auf eine frühe Besiedlung der Gemarkung hin. Schon im 13. Jahrhundert war Groß Rambin ein von Manteuffelsches Lehen. Die Siedlung Rambin fiel zwischen 1628 und 1665 der Familie von Podewils zu. 1752 hatte Leutnant Felix von Braunschweig das Lehnsgut Groß Rambin von den Gläubigern des Leutnants Mattias Heinrich von Podewils nach Konkurs erworben. Von 1756 bis 1801 gehörte es erneut dem Geschlecht von Podewils. Die darauf folgenden Besitzer waren zunächst Baron von Tschommer (1801 bis 1830) und Guse. 1855 wurde Groß Rambin von Ludwig Robert Tiede aus Kunow bei Stargard/Pommern gekauft, im Besitz dieser Familie blieb es bis 1945.
Die Kirche jetzt und einst
Das Pfarrvikariat Groß Rambin wurde von Pastor Zieger aus Arnhausen betreut. Das Kirchengebäude, ein einfaches, aber gut erhaltenes Mauerwerk mit Turm, wurde nach 1945 von den polnischen Katholiken übernommen und mehrfach renoviert. In der Dorfschule unterrichteten 1928 in den drei Klassenräumen Emil Münchow und Georg Dobbeck 56 Jungen und 54 Mädchen, weitere Lehrer waren H. Blank, H. Sill, H. Wotschke, Fräulein Manzke und Herr Finn.
Zahlreiche Handwerks- und Gewerbebetriebe waren am Ort ansässig: Die Bäckereien Arthur Fethke und Hoffmann, die Brennerei als größte ihrer Art in Pommern unter der Leitung von Direktor Richard Treptow, das Elektro- und Fahrradgeschäft Cörlin, die Fleischerei H. Teßmann, Friseur Kmicziak, die Gärtnerei Schön, das Kaufhaus Walter Radtke, der Gasthof »Deutsches Haus« mit Lebensmittelladen von Familie Malion, die Schmiede von Hermann Schmidt, Sattlerei Böhlke, die Schuhmacher Dräger und Otto, Stellmacherei Erdmann sowie die Schlossereien Dittberner und Popp. Der Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsverein stand unter der Leitung von August Haut, die Molkereigenossenschaft leitete Herr Schön. Die Poststelle wurde von Familie Thielow geleitet, Familie Ziegenspeck betrieb eine Apotheke. Als praktischer Arzt für Groß Rambin und Umgebung hatte sich Dr. med. Herbert Schlicht niedergelassen. Auch eine Zahnarzt- sowie eine Tierarztpraxis waren am Ort ansässig. Weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt war Viehhändler Hermann Mundt; er hielt noch viele Jahre nach Flucht und Vertreibung die Verbindungen zwischen den Dorfbewohnern aufrecht.
Groß Rambin besaß somit eine gut ausgebaute Infrastruktur mit einem Waren- und Dienstleistungsangebot, das erheblich über den täglichen Bedarf hinausging. Dieses Angebot wurde auch von den Einwohnern der umliegenden Dörfer gern genutzt. Die Lage an der Eisenbahnlinie Stettin – Belgard – Danzig bot hierfür entsprechend gute Verkehrsverbindungen, die allerdings auch gegenläufig für den Warenabsatz auf überregionalen Märkten genutzt wurden. Im Vereinsleben tat sich besonders der Groß Rambiner Sportverein mit einer von kleineren Landvereinen kaum zu bezwingenden Fußballmannschaft hervor. Lediglich die Mannschaft aus Podewils konnte der Elf streckenweise Paroli bieten. Bürgermeister und Amtsvorsteher Georg Maaß, sein Vertreter Willi Frank, die Standesbeamten Johannes Stelter und Walter Schulz sowie Oberlandjäger Miels hatten ihren Wohn- und Amtssitz ebenso in Groß Rambin wie Ortsbauernführer Richard Zäske. Beim Einmarsch der Roten Armee Anfang März 1945 wurden der Bahnhof und das Haus von Radtke zerstört. Bald kamen die ersten ostpolnischen Siedler; im Dezember 1945 begann die Vertreibung. 1960 bot die Gemeinde Groß Rambin ein nahezu trostloses Dorfbild: Die Windmühle war zerstört, die meisten Gebäude waren dem Verfall preisgegeben, das Herrenhaus war zu vielen Landarbeiterwohnungen umgebaut worden. Der Friedhof war mit Gestrüpp überwuchert, nahezu alle Grabsteine waren verschwunden. Über die herrschaftlichen Parkanlagen fuhr man mit Traktoren. Das Jugendheim und das Spritzenhaus der Feuerwehr waren nicht mehr vorhanden. Das Sägewerk war renoviert und in Betrieb. Auf dem inzwischen staatseigenen Gut gab es außer dem üblichen Verfall nur wenige Veränderungen zu sehen. Diese negativen Entwicklungen waren sicherlich auch darauf zurückzuführen, daß die Polen zunächst glaubten, nicht allzu lange in Groß Rambin bleiben zu dürfen und dementsprechend wirtschafteten. Inzwischen hat sich diese Einstellung geändert.
Quelle: Der Kreis Belgard, S. 390 – 392
Groß Rambin 1655
Besitzer: Asmus v. Manteuffel
Einwohner: Jochim, Störing, Schulze, 45 Jahre
Peter Brinn, 50 Jahre
Peter Thurow, 46 Jahre
Mewes Holtz
Jürgen Reinfeldt, Bauern
Jochim Zastrow, Bauer, tut aber nur Kossätendienste
Die Höfe von
Gorjes Drewes, Paul Siefert, Carsten Steinhower, Marten Rachen,
Jochim Steiniken der Jüngere, Jürgen Küßke, Peter Janike, Greger Siefert, Bauern
Jacob Drewes, Hans Thurow, Hans Jahneke, Peter Küßke, Kossäten, sind im Kriege abgebrannt.
Quelle: Schulmann, Einwohnerverzeichnis von Hinterpommern, S. 128
Groß Rambin 1867
Das Guts- und Bauerndorf Groß Rambin mit den Vorwerken Grünhof und Wolzin besteht aus 5 Ganzbauernhöfen, 1 Halbbauernhof und 1 Eigentümer. Die beiden Vorwerke Grünhof und Wolzin sind alte Anlagen. Grünhof war ursprünglich die Wohnung eines Holzwärters und wurde Woldkaten genannt.
In Groß Rambin wohnen inklusive der beiden Vorwerke, des Schulhauses und der vier Wärterhäuschen an der Bahnstrecke Belgard – Schivelbein 357 Personen in 26 Wohnhäusern mit 24 Wirtschaftsgebäuden und 2 Fabrikgebäuden. Von den 357 Einwohnern gehörten 20 zum Personal der Eisenbahn.
Auf dem Gut und in Dorf werden gehalten: 44 Pferde, bestehend aus 2 Zuchtstuten, 34 Arbeitspferden und 8 Fohlen; 93 Rinder, bestehend aus 1 Bulle, 60 Kühe, 13 Ochsen und 19 Kälbern; 1771 Schafe, 90 Schweine, 13 Ziegen, sowie 20 Bienenstöcke.
Auf den beiden Vorwerken stehen: 6 Kühe, 16 Schafe, 20 Schweine und 3 Bienenstöcke.
Den Eisenbahnbeamten gehören 2 Kühe und 2 Schweine.
Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien