und Ganzkow / Gaskow
Etwa sechs Kilometer südlich von Belgard liegen unweit der Haupteisenbahnstrecke an der Chaussee von Groß Rambin nach Belgard in einer bewaldeten Niederung das frühere Allodial-Rittergut Grüssow und das dazugehörende Vorwerk Birkhof. Zum Gemeindebezirk zählte auch das knapp sieben Kilometer südwestlich am Ursprung des Nonnenbaches liegende frühere Allodial-Rittergut Ganzkow. Nördlich des Dorfes befand sich, etwas tiefer gelegen, das dem Gut einverleibte Vorwerk Friedrichshof, auch Grünkaten genannt. Der Ortsname Grüssow ist wendischen Ursprungs, angelehnt an die Bezeichnung des Birnbaumes (grusza). Der Name Ganzkow ist möglicherweise von garnek = Topf abgeleitet und dürfte etwa Topfort oder Töpferort bedeuten.
Folgende Flurnamen sind überliefert: Bonninsberg, Pferdesoll, Pumpenberg, Schloßberg, Signalberg, Trompetenkuhl, Ziegelwiese, Zigeunerfichten, Kiesberg, Milchweg, Mümmelmoor, Rohrwiese, Schafwäsche und Schwedenschanze.
1939 hatten 377 Personen in 94 Haushaltungen ihren ständigen Wohnsitz in der 1633,8 Hektar großen Gemeinde. Die meisten Leute lebten von der Land- und Forstwirtschaft, nur sechzehn waren in Handel und Verkehr bzw. in den Industrie oder Handwerksbetrieben tätig. Letzte Eigentümerin auf den Rittergütern Grüssow und Ganzkow war Frau Ilse von Schaumann. Die Grüssower Feldmark gehörte zu den fruchtbarsten Gegenden des Landkreises. Die Ganzkower Ackerböden waren hingegen mit Ausnahme der Wiesenflächen weniger ertragreich. Beide Güter verfügten über eine eigene Brennerei und ein eigenes Sägewerk. Als letzte Verwalter sind auf Grüssow die Namen H. Haupfeld und Willy Bobolz, auf Ganzkow Hans von Schaumann-Werder, Sohn der Eigentümerin, bekannt. Zwischen den Gütern lag die ihnen angeschlossene Försterei Antonshof, verwaltet von Förster Franz Homuth. Außer abwechslungsreichen Waldungen mit uralten Eichen und Buchen, Fichten und Kiefern bestimmten weitausgedehnte Moorgebiete mit nistenden Kranichen die Abgeschiedenheit und Romantik des von Schaumannschen Jagdreviers.
Grüssow war vormals ein von Hechthausensches Lehen. 1649 war Georg Hechthausen Besitzer. Ferner sind aus dieser Zeit bekannt die Namen von Schäfer Jürgen Meschke, Instmann Michel Ratz und den Kossäten Joachim Beniker und Georgius Krüger. Bis 1743 war das Gut ein von Münchowsches Lehen, 1772 taucht als neuer Eigentümer der Name von Kameke auf. Im Jahre 1780 zählte man in Grüssow zwei Vorwerke, zwei Schäfereien, drei Bauern, drei Kossäten, einen Schulmeister, eine Schmiede und einen Krug. 1791 kam das Gut in den Besitz des späteren Generals der Infanterie, Leutnant Heinrich Friedrich Wilhelm von Grelman. 1804 wird Bogislav Ernst von Massow als Eigentümer genannt, ihm folgt die Familie Krüger. Den Nachfahren des großen »Dr. Pommer«, der Familie von Bugenhagen, fiel der Ort im Jahre 1849 zu. Der letzte von Bugenhagen auf Grüssow trug die Vornamen Leopold Heinrich Georg. Dem General Graf von Werder, Ilse von Schaumanns Vater, wurde die Besitzung Grüssow in Anerkennung seiner Verdienste im Kriege 1870/1871 als Domäne geschenkt. Ganzkow war dagegen ehemals ein zu Arnhausen zählendes Manteuffelsches Lehen, dessen Besitzer im Jahre 1628 Georg Manteuffel hieß. Nach dem Dreißigjährigen Krieg besaß Asmus von Manteuffel das Gut, Verwalter war Garsten Maaß. Eigentümer der anderen Höfe waren Carsten Knut und Chim Möller. In den Jahren 1730 bis 1736 wurde Ganzkow schrittweise von Dr. Tobias Bogislaw Rückert übernommen; bis dahin hatte es teils den Erben von Zastrow, Georg von Manteuffel und dem Direktor von Dreger gehört. Letzterer hinterließ den Besitz dem Hofgerichts-Referendarius Thym und dessen Tante Anna Louise Henriette geborene Rückert. 1804 war Ganzkow eine der zahlreichen Besitzungen von Frau Rittmeister von Borke, geborene von Kleist. Nach der Allodierung 1853 hat von Hern das Gut aufgekauft.
Kirchenmäßig war Grüssow nach Lenzen (Pastor Borowski) und Ganzkow nach Standemin (Pastor Henning) zugeordnet. Lehrer Konrad Bunn unterrichtete 1928 insgesamt 37 Schüler aus Grüssow, Teipelsberg, Antonshof und Birkhahn. Sein Nachfolger wurde Lehrer Frömming. Die Ganzkower Schule unter Lehrer Erich Laude wurde im gleichen Jahr von neunzehn Kindern besucht. Kommunale Aufgabenträger waren Bürgermeister Otto Schulz, Amtsvorsteher Reinhard Villnow aus Lenzen und die Standesbeamten Konrad Bunn, Gerhard Holst und Walter Erfurt. Der zuständige Landgendarmeriebeamte, Oberlandjäger Daske, hatte seinen Wohn- und Dienstsitz in Boissin. Als Gemeindeschwester war Lucy Ulrich tätig. Neben der Freiwilligen Gutsfeuerwehr hatte das Dorf an vereinsmäßigen Zusammenschlüssen noch einen Fußballverein aufzuweisen.
Ohne direkte Kampfhandlungen wurden Grüssow und Ganzkow Anfang März 1945 von der russischen Armee erobert. Die Tochter von Förster Homuth schließt ihren erschütternden Bericht über das Frühjahr 1945 mit den Worten: »Wie viel menschliches Leid es damals gegeben hat, ist in Worten nicht leicht auszudrücken.« 1946 wurde die gesamte angestammte Bevölkerung aus der Gemeinde vertrieben. Das Schloß, eines der schönsten im Landkreis Belgard, existiert heute nicht mehr; die Güter sind in Kolchosen bzw. staatliche Betriebe umgewandelt worden.
Quelle: Der Kreis Belgard, S. 395 – 396
Grüssow 1867
Vorwerke: Birkhof, Tempelskrug und Wolfskrug.
1846 wurde noch das Vorwerk Borndicksschmiede in den Unterlagen genannt.
227 Einwohner, 22 Wohnhäuser, 1 Schulhaus, 2 Fabrikgebäude, 19 Wirtschaftsgebäude
53 Pferde, 74 Rinder, 2071 Schafe, 124 Schweine, 7 Ziegen, 11 Bienenstöcke
Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien