Guts- und Bauerndorf in der Pommerschen Schweiz, grenzt unmittelbar an den östlichen Stadtrand von Bad Polzin und ist im Meßtischblatt Nr. 2262 ausgewiesen. Das Gemeindegebiet liegt zum Teil zwischen den Flußläufen der Damitz und der darin mündenden Wugger. Die Feldmark inmitten der hügeligen Endmoränenlandschaft wurde von der Eisenbahnlinie Bad Polzin – Bärwalde durchschnitten, mit den Bahnhöfen Bad Polzin und Kollatz als nächstgelegenen Stationen. Kirchlich und postalisch war die Gemeinde Bad Polzin zugeordnet. Bereits seit dem Jahr 1865 war eine eigene Schule vorhanden.
und 1999
Jagertow war schon 1628 Glasenappsches Lehnseigentum, später wurde es auf die Familie Krokow übertragen. Im Jahre 1867 wird die Familie Bauk als Eigentümer genannt, obwohl davor auch Abkömmlinge der Familie von Manteuffel Ländereien besaßen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jagertow 326 Einwohner, die in dreißig Häusern mit 34 Haushaltungen lebten. 1939 wurden noch 235 Einwohner in 58 Haushaltungen gezählt.
Die leichten bis mittelschweren Böden wurden von 23 kleinbäuerlichen Betrieben mit fünf bis fünfundzwanzig Hektar und dem Gutsbetrieb Karl Birkenfeld mit 265 Hektar Nutzfläche bewirtschaftet. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden überwiegend in Bad Polzin und beim Raiffeisenlager am Bahnhof Kollatz abgesetzt. Zahlreiche Flurnamen sind sowohl urkundlich wie auch mündlich überliefert: Winkel, Bullenort, Rosinenufer, Grand, Moosbruch, Schafwäsche, Katzenteich, Triftbach, Dorwiesen, Kraugkampsberg, Schwarzes Land, Pötterkuhl, Wacholderberg, Scharberg, Triftberg, Alte Trift, Beckersland, Rosinenfeld, Buschweg, Hedsteig (früherer Kirchensteig von Groß Poplow nach Polzin durch die Heide), Neue Trift, Eberts Mösse, Kiesberg, Franzosenberg und Glockensoll (hier sollen nach einer Sage Glocken versunken sein).
Das Handwerk war durch Schmiedemeister Hermann Ebert, Tischlermeister Gustav Maske und Herrenschneider Paul Krüger vertreten. Der nahegelegene Damitzkrug war insbesondere bei Festlichkeiten beliebter Treffpunkt auch für die Einwohner der umliegenden Gemeinden. Eigentümer war der gemeinnützige Gasthausverein Stettin; als Pächter werden bis 1925 Erich Voigt und danach Erich Bliesner geführt. Die öffentlichen Ämter versahen Bürgermeister Artur Ehlert und Ortsbauernführer Hans Birkenfeld. Die Schule wurde von Lehrer Wilhelm Ristow geleitet. Das Vereinsleben vollzog sich im Turnverein »Gut Heil Jagertow« und im Kriegerverein Kollatz – Jagertow, der Brandschutz wurde von der bürgerlichen Pflichtfeuerwehr gewährleistet. Amtsvorsteher war Albert Zamzow aus Kollatz, sein Vertreter Artur Ehlert aus Jagertow; die Standesbeamten Artur Zaske und Albert Zamzow aus Kollatz nahmen weitere öffentliche Funktionen wahr. Jagertow hatte ein eigenes Landjägeramt, das mit Landjägermeister Kollesch besetzt war.
Der Ort wurde in den ersten Märztagen 1945 von der russischen Armee besetzt. Gegen Ende des Jahres 1945 begann die Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Viele Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude sind zerstört bzw. inzwischen verfallen.
Die alte Schule ist umgebaut, auch das 1924 / 1925 neu errichtete Schulgebäude wird seit 1984 zu Wohnzwecken genutzt, die Kinder werden seitdem in Bad Polzin beschult. Der beliebte Damitzkrug und die Schmiede sind dem Erdboden gleichgemacht worden, der Franzosenberg ist teilweise abgetragen, der Glockensoll zugeschüttet und mit Bäumen bewachsen.
Zur Entstehung des Dorfnamens heißt es:
Früher waren die Manteuffel als große Raubritter verschrien, besonders Michel Mandüvel und seine Brüder, denen Brutzen und Poplow gehörten. Bogislaw X. ging gegen sie mit aller Energie vor,nahm Michel und einen seiner Brüder gefangen und ließ beide hinrichten. Der dritte Bruder entkam auf einem schnellen Pferd. Als er sich dem Poplower Vorwerk näherte, meinte er, er wäre der Gefahr schon entronnen und ließ sein Pferd verschnaufen. Aber die Gutsbewohner, die in der Ferne die Verfolger heranstürmen sahen, riefen ihm zu:“Jag er to, jag er to.“ Der Verfolgte erreichte dann auch glücklich die Poplower Grenze, befand sich damit auf polnischem Gebiet und in Sicherheit. Zur Erinnerung an diesen Ritt, bei dem es sich um Tod oder Leben handelte, erhielt das Gut den Namen Jagertow.
Quellen:
Der Kreis Belgard, S. 398
Der Kreis Belgard, Sagen und Geschichten, S. 108
siehe auch
Auszüge aus dem Schriftverkehr der Synode Schivelbein 1821 – 1921
Schreiben vom 7.7.1871
Jagertow 1655
Besitzer: Asmus und Gerdt v. Manteuffel
Einwohner: Michel Pick
Drewes Ganzke
Jochim Siefert, Bauern
Jagertow 1666
Besitzer: Major Eccard v. Manteuffel, Werner Philipp v. Krockow
Quelle: Schulmann, Einwohnerverzeichnis von Hinterpommern, S. 133
Jagertow 1867
Zu Jagertow ( auch Gagaertou, Jagertou oder Gawertow geschrieben ) gehörten im Jahre 1867 ein Vorwerk und ein Bauernhof ausserhalb des Ortes. Sowohl Vorwerk als auch Bauernhof erhielten keinen Namen. Zum Gemeinde- und Polizeibezirk von Jagertow gehörte auch die Kolonie Kavelsberg.
Jagertow nach der Zählung vom 1. Januar 1865:
Wohnhäuser | Wirtschaftsgebäude | Einwohner | Pferde | Rinder | Schafe | Schweine | Ziegen | Bienenstöcke | |
Jagertow | 25 | 30 | 280 | 37 | 115 | 1284 | 77 | 4 | 21 |
Vorwerk | 3 | 2 | 35 | 4 | 4 | 4 | |||
Bauernhof | 2 | 2 | 11 | 3 | 5 | 10 | 6 |
Quelle: Landbuch des Herzogtums Kaschubien