Bis zum Jahre 1928 war das Guts- und Bauerndorf Klein Reichow eine selbständige Gemeinde mit eigener Kirche und einer gut ausgestatteten Schule. Mit der Eingliederung in die kleinere Gemeinde des Gutsdorfes Schinz, das entsprechende Einrichtungen nicht aufweisen konnte, ging diese Eigenständigkeit verloren. Beide Orte lagen etwa zwei Kilometer in südwestlicher Richtung voneinander entfernt, nach Belgard betrug die Entfernung zehn Kilometer. Die Gemarkung ist im Meßtischblatt Nr. 2061 ausgewiesen. Nächstgelegene Bahnstation war der Kleinbahnhof in Groß Reichow an der Strecke Rarfin – Belgard. Hier stiegen regelmäßig die Bauersfrauen ein und aus, wenn sie zum Wochenmarkt nach Belgard fuhren.
Klein Reichow ist ein altes Lehen der Familie von Podewils. Nach alten Urkunden von 1732 bestand es aus vier Anteilen und war verpfändet. Dadurch wechselten häufig die Besitzer, bis im Jahr 1780 Generalmajor Friedrich Wilhelm von Podewils das gesamte Gut an seine Ehefrau Eleonore, geborene von Woisky, verkaufte. 1782 erwarb Carl Ernst von der Groben den Besitz. Nächster Eigentümer wurde durch Cabinets-Erlaß des Königs Friedrich Wilhelm III. vom 14. Mai 1803 Daniel Ziemer. Im Besitz dieser Familie blieb das dreihundert Hektar große Gut bis Kriegsende 1945.
Im Juli 1935 wurden von Steinschlägern im nahen Wald mehrere Hügelgräber aus der Zeit der germanischen Landnahme in Pommern etwa 1400 bis 1200 Jahre vor Christi Geburt entdeckt. Diese Gräber sind wichtige Zeugen jener ersten Germanenzeit in Ostpommern. Von der Vielzahl der gebräuchlichen und überlieferten Flurnamen kann hier nur eine Auswahl wiedergegeben werden: Großer Deigtrog, Heg, Graunkenbusch, Breukchen, Wobratzensoll, Gathsberg, Zülk, Großes und kleines Barkenmoor, Calmssoll, Düstersoll, Munkensoll, Papen-Cämpe, Große und kleine Damerow, Bernsteinkuhlen, Große Schleusenforth und Rietznitz. Die Ländereien wurden von den Gutsbetrieben Ziemer und Erich Beilfuß sowie zwei bäuerlichen Betrieben bewirtschaftet. An der Gemarkungsgrenze, nach Standemin waren fünf und am Landweg nach Groß Reichow weitere fünf Ausbauten mit weniger als zwanzig Hektar Eigenland angesiedelt.
1939 wohnten in Klein Reichow zweihundert Personen, unter ihnen als selbständige Handwerker Schmiedemeister Nitz und der Herrenschneidermeister Willi Haasch. Bürgermeister, Ortsbauernvorsteher und Ortsbrandmeister war in Personalunion Erich Beilfuß. Bis 1936 wurden die Schulkinder von Lehrer Karl Woldt, anschließend von Johannes Pongs unterrichtet.
Am 3. März 1945 wurde Klein Reichow von russischen Truppen besetzt. Im Herbst 1945 wurde die deutsche Bevölkerung aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. Inzwischen ist die massive Kirche aus dem Jahr 1857 mitsamt der klangvollen Orgel abgerissen worden, sie hat kaum ein volles Jahrhundert überdauert. Viele Wohn- und Wirtschaftsgebäude erlitten das gleiche Schicksal. Klein Reichow untersteht heute dem landwirtschaftlichen Großbetrieb in Standemin, von den ursprünglich dreizehn bäuerlichen Betrieben werden heute noch drei bewirtschaftet.
Quelle: Der Kreis Belgard
Klein Reichow 1867
Klein Reichow bestand nach der alten Verfassung aus 3 Vorwerken, 4 Bauernhöfen und 1 Schäferei.
Auf dem Rittergut mit Kirche und Schule wohnten 151 Einwohner in 14 Wohnhäusern mit 18 Wirtschaftsgebäuden und 1 Fabrikgebäude.
Auf den Feldern wurden lediglich Knollengewächse zum eigenen Bedarf angebaut.
Viehbestand: 25 Pferde, 54 Rinder, darunter 2 Bullen, 1287 Schafe, 34 Schweine, 12 Ziegen und 16 Bienenstöcke.
Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien