Bauerndorf mit Rittergut, liegt eine Meile (= etwa 7,5 Kilometer) südlich von Belgard und wird durch die über Standemin führende Kreis- und Landesstraße verkehrsmäßig erschlossen (Meßtischblatt Nr. 2061). Auch heute noch steht die Kleinbahn Rarfin – Belgard den Einwohnern von Latzig ab Haltestelle Standemin zur Verfügung. Überörtliche Anschlüsse bestehen über die Bahnhöfe Belgard und Zarnefanz.
Zahlreiche Anhöhen durchziehen die Latziger Feldmark; sie führen die Namen Tripels-, Grandchen- und Liepenberg. Der aus der Sanskower Gemarkung kommende Tripelsbach durchschneidet das Gemeindegebiet in ost-westlicher Richtung. Er vereinigt sich mit dem bei Battin und Crampe entstehenden Fließ zum Nonnenbach, der an Standemin und Kamissow vorbei in Richtung Persante weiterfließt. Die Niederung des Nonnenbaches war neben dem großen Wald am Liepenberg ein beliebtes Naherholungsgebiet. Das Vorwerk und die Försterei Liepenberg gehörten ebenso wie der in früheren Jahren genannte Göskenkaten zum Rittergut. In diesem großen, geschlossenen Waldgebiet hatte zahlreiches Hoch- und Niederwild seinen Einstand. Auch heute noch ist dieses Gebiet mit Kiefern, Eichen und Birken bestanden. Am Südrand des Ortes liegt der »Bläutsch« genannte Teich, in dem früher die Schafe vor der Schur gewaschen wurden. Der Name entstammt der Drohung einer Mutter, deren Kind sich nicht waschen lassen wollte: »Warte nur, die Läuse werden dich in die Bläutsch schleppen!«
Im Jahr 1523 war Latzig ein Knuthsches Lehen, es wurde noch unter dem Namen Latzke geführt und war der Kirchengemeinde Standemin zugeordnet. 1628 war das Gut im Besitz der Erben von Heinrich Podewils. In den nachfolgenden Jahren wechselte es häufig den Besitzer; es werden die Namen von Kleist, von Brockhausen, von Dreger, Graskrüger, von Kameke, von Schurff und Schröder als Eigentümer genannt. 1847 übernahm Berthold Schmieden das Rittergut; er vererbte es später an seine Tochter Katharina Rüssel, geborene Schmieden, die den Betrieb bis 1945 weiterführte. Sie starb beim Einmarsch der Russen im Gutspark und fand dort mit weiteren Familienangehörigen ihre letzte Ruhestätte. Latzig hatte 1867 215 Einwohner und einundzwanzig Häuser mit zweiundzwanzig Wohnungen. Neben der Landwirtschaft betrieb ein Schweizer Staatsbürger eine Käsefabrik, in der auch die Milch aus den umliegenden Dörfern verarbeitet wurde. Auf den hochwertigen Böden wurden neben den üblichen Feldfrüchten Weizen, Zuckerrüben und Klee angebaut. Die großen Kleeschläge waren Voraussetzung für die intensive Rindviehhaltung. Die Gutsherde wurde von dem Schweizer Choppard betreut. Er leistete zugleich tierärztliche Hilfe auch in den Nachbarorten. Neben dem Gut waren noch die bäuerlichen Betriebe Bunde, Maaß, Müller und Nagel mit maximal fünfundzwanzig Hektar Nutzfläche ansässig. Neben der Gutsschmiede war als weiterer Handwerksbetrieb nur noch die Schuhmacherei Hochloff vorhanden. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit Ausnahme der Milch wurden überwiegend in Belgard abgesetzt. Die gebräuchlichen Flurnamen sind mündlich und urkundlich überliefert: Hille, Raurort, Mühlenberg, Säje-Blötsch, Gausborn, Buckelsberg, Grüssower Hintertür, Fuchsberg, Fundal, Kuhbruch, Grenzgraben, Radtkenhof, Grantschenbruch, Zuchenbrink, Seikborn, Hundemoor, Schäfermoor, Stube, Krebssölle, Kiesberg, Keil, Eicherei, Heidteich, Heidborn, Speckenbrink, Mussek, Katzenfichten, Lang-Höhningsbrink, Ziege, Teipelsberg, Pferdebruch, Block, Danefanz, Blötsch, Krähensoll, Koppelbruch und Schinzer Soll.
1939 lebten in der Gemeinde 219 Einwohner in dreiundfünfzig Haushaltungen. Bürgermeister war Karl Nagel. Die Schule wurde von Max Krebs geleitet, der während der Kriegsjahre von den Lehrern Kutschke, Röhl und Frömming vertreten wurde. Besonders gepflegt wurde der alte Brauch des Hochzeitsbitters, der im Auftrag des Brautpaares vierzehn Tage vor der Hochzeit alle Bekannten und Verwandten zur Feier einlud. In Fragen der Forstwirtschaft und Jagdangelegenheiten war Forstmeister Priebe, Liepenfier, ein bekannter Ratgeber. Er wurde nach dem Einmarsch von russischen Soldaten erschossen, die Försterei wurde niedergebrannt. Das Standesamt wurde von Max Krebs, seiner Ehefrau Charlotte und Herrn Schierholz verwaltet. Amtsvorsteher Walter Weske und sein Vertreter Karl Klempin wohnten im nahegelegenen Schinz. Landjägermeister Mau aus Vorwerk war als Polizeibeamter zuständig. Latzig war nach Standemin eingepfarrt.
Latzig wurde am Abend des 3. März 1945 von der Roten Armee besetzt. Einige Bewohner gingen freiwillig in den Tod, zahlreiche andere wurden von russischen Soldaten erschossen. Der Gutssekretärin Anni Zimmermann gelang es, noch nach der Besetzung mit einem Verwundetenzug, der bei Lenzen hielt, über Kolberg und die Ostsee den rettenden Westen zu erreichen. Die Besatzungszeit und nachfolgende Vertreibung durch die Polen bis 1947 ging einher mit allen bekannten negativen Begleiterscheinungen. Das frühere Ortsbild wurde durch Verwüstungen und Abriss vieler Gebäude einschließlich des Gutshauses völlig zerstört. Der kleine Dorfteich ist nahezu zugewachsen.
Quelle: Der Kreis Belgard
Latzig 1867
Im Jahre 1867 bestand Latzig ( auch Latzke oder Laske genannt ) aus dem Gut und Bauerndorf Latzig selbst und den Vorwerken Liepenberg und Glöskenkaten. Früher gab es noch Latzig c oder auch das Straußengut genannt. Das Straußengut bestand aus 1 Vorwerk, 1 Schäferei, 1 Bauernhof und 3 Kossätenhöfen.
Im Einzelnen nach den Zahlen von 1867:
Wohnhäuser | Wirtschaftsgebäude | Einwohner | Pferde | Rinder | Schafe | Schweine | Bienenstöcke | |
Latzig | 19 | 19 | 187 | 40 | 89 | 1433 | 52 | 8 |
Liepenberg | 1 | 2 | 18 | 4 | 4 | 362 | 6 | |
Glöskenkaten | 1 | 1 | 10 | 2 | 8 | 4 |
Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien