Naffin / Nawino

Rittergut und Bauerndorf, nach älterer Schreibweise auch Navin genannt, liegt sechs Kilometer südlich von Belgard am linken Ufer der Muglitz nahe der Bahnstrecke Belgard – Schivelbein. Nächstgelegener Bahnhof war Zarnefanz. Zur Dorfgemeinde zählte auch das etwa vier Kilometer oberhalb an der Muglitz gelegene Vorwerk Gippe. Kartographisch ist sie im Meßtischblatt Nr. 2062 ausgewiesen. Aus der Gemarkung sind folgende Flurnamen überliefert: Maikuhle, Dargenteich, Kuhberg, Feuersteinsberg, Schmenzwiese, Puddel, Großes Torfmoor, Stubbenteich, Büchsenbein, Langes Moor, Runnitzbruch, Polschenberg, Pastorbrücke und Habichtsfang.

Einwohner von Naffin 1945

Diron Emil Bauer
Drews Adalbert Bauer
Gehrke Willi Eigentümer
Gomoll Walter Eigentümer
Holz Emil Eigentümer
Maass Ernst Eigentümer
Mallon Walter Eigentümer
Manke Franz Eigentümer
Scheiwe Albert Bauer
Zemke Gustav Eigentümer
Zillmann Emil Eigentümer

Quelle:
Damerow, Chronik des Dorfes Zarnefanz

1939 lebten in der Gemeinde 224 Menschen in 58 Haushaltungen (1925 waren es 235; im Jahre 1865 dagegen 211). Die meisten von ihnen arbeiteten in der Land- und Forstwirtschaft. Alle anderen waren überwiegend im Bereich Handel und Verkehr, und zwar in der Mehrzahl bei der Eisenbahn, tätig.

Das Gut Naffin umfasste 278 Hektar Ackerland und 119 Hektar Wald, der besonders um den Ficht-Berg ein gutes Wachstum aufwies. Die 37 Hektar Wiesen und Weiden zogen sich hauptsächlich beiderseits der Muglitz vom Zarnefanzer Gutspark bis zum Fuchskaten (Hof Emil Behling, zu Denzin gehörig) hin. Neben 25 Pferden hat man dort 102 Stück Rindvieh, 120 Schafe sowie 170 Schweine gehalten. Die Böden der Gutsfeldmark waren wesentlich besser als das bäuerliche Ackerland. Das Bauerndorf Gippe bestand aus fünfzehn Höfen, darunter sieben Besitzungen unter zehn Hektar und drei größere Betriebe zwischen fünf und zwanzig Hektar. Seit 1900 war das Gut Naffin an der Brennerei Zarnefanz beteiligt. Die Gemeinde wurde von Zarnefanz aus verwaltet.

Ähnlich wie Zarnefanz war Naffin ursprünglich ein Lehen des ausgestorbenen Geschlechtes von Hechthausen. Laut Berghaus hatten beide Güter fast immer denselben Besitzer. Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) lebten in Naffin der Besitzer des Rittergutes Henning Hechthausen, Schäfer Joachim Palzer, Pawel Klotz, Frentz Klotz, Peter Roekurt und Michael Kanneberg. Trotz der sieben verwüsteten Gehöfte waren im Dorf sechs Männer, sechs Frauen, sieben Knaben, vier Mädchen und fünf Kleinkinder beheimatet.

Im Jahre 1817 erwarb Eckhard von der Lühe das Gut Naffin, er überließ es 1843 seinem ältesten Sohn Eckhard Leopold Friedrich. Der darauf folgende Besitzer von Sydow verkaufte Naffin 1887 an den Justitiarrat Oskar Wilde aus Naumburg (Saale). Dessen Sohn Conrad bewirtschaftete den Betrieb bis 1929. Letzter Gutsherr von Naffin war wiederum dessen Sohn Curt Wilde. Er verbrachte nach Kriegsende seinen Lebensabend in Bayern.

Die Naffiner Bürger gehörten dem Kirchspiel Lenzen an. Das nächste Gotteshaus stand in Zarnefanz, hier predigte Pastor Helmut Borowski. Die einklassige Volksschule war in einem 1914 erbauten Schulhaus mit geräumiger Dienstwohnung für den Lehrer untergebracht. Sie wurde 1932 von 21 Kindern aus Naffin besucht; die Kinder aus Gippe mussten zum Unterricht ins drei Kilometer entfernte Zarnefanz. Bis 1934 lehrte August Nitz in Naffin, ihm folgte Hermann Carl. Die Verwaltungsgeschäfte führte Bürgermeister Hermann Scheiwe. Zuständiger Amtsvorsteher war Franz Wilhelm aus Ristow, sein Vertreter war Gutsherr Curt Wilde. Die Standesamtsangelegenheiten wurden von Konrad Bunn und seinen Vertretern Gerhard Holst und Walter Erfurt aus Grüssow erledigt. Die Polizeigewalt lag in den Händen von Oberlandjäger Daske aus Boissin.

Am 7. März 1945 wurde Naffin von russischen Truppen besetzt. Alle männlichen Einwohner von vierzehn bis siebzig Jahren wurden nach Roggow abgeführt. Dort entschied ein hoher Offizier über das weitere Schicksal dieser Männer. Einige wurden nach Hause entlassen, die anderen mussten zu Fuß den Marsch in die UdSSR antreten. Die Begleitposten erschossen jeden, der zusammenbrach. So erging es auch dem Bürgermeister Hermann Scheiwe und seinem Bruder August aus Gippe. Kurz darauf begann die Vertreibung der deutschen Bevölkerung.

Quelle:
Der Kreis Belgard
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien