Reinfeld, in früheren Jahren als Rittergut und Pfarrdorf ausgewiesen, liegt neun Kilometer südöstlich von Schivelbein. Die Entfernung bis Bad Polzin beträgt zwölf Kilometer, nach Belgard sind es sogar 35 Kilometer. Der Ort wird ?er vier Straßen aus verschiedenen Richtungen und die fünf Kilometer entfernte Bahnstation Ziezeneff an der Bahnlinie Schivelbein – Bad Polzin verkehrsmäßig erschlossen. Der noch jugendliche Lauf der Rega als Abfluss aus dem Ritziger und Clanziger See durchfließt die weitläufige Feldmark am Nordrand der Pommerschen Schweiz. Kartographisch ist Reinfeld im Meßtischblatt Nr. 2261 ausgewiesen.
Zum Gut Reinfeld gehörten in früheren Jahren die Vorwerke Papenhof, Rotheriege und Schmitzkenberg sowie eine Ziegelei, eine Mühle und ein Sägewerk. Auch die im Jahre 1837 angelegte Kolonie Oppenfelde mit fünf Erbpachtstellen, den mit der Separation ausgewiesenen acht Bauern- und sechs Kossätenhöfen sowie dem abgezweigten Fischersruh gehörten dazu. Ursprünglich war Reinfeld ein altes von Ramelsches Lehen. Der bekannte silberne Altarkelch von 1634 ist ein Geschenk der Witwe des damaligen Eigentümers Curt von Ramel. Im 18. Jahrhundert kam der Ort in den Besitz der Familie von Damitz, danach wechselten die Besitzer mehrfach. Im Jahre 1824 kauften die Bankiers Gebrüder Oppenfeld aus Berlin das Gut mit den Vorwerken. Sie wurden später vom König geadelt. 1939 hatte Reinfeld 589 Einwohner in 93 Haushaltungen.
In den letzten Jahren bis zum Kriegsende 1945 wurde das Rittergut mit seinen Vorwerken Alt- und Neu Ritzerow und Karlshof mit seinem tüchtigen Hofmeister Karl Waskow vom Eigentümer Leo von Oppenfeld bewirtschaftet. Neben den jeweils zehn Bauernwirtschaften im Ort und in der Bauernsiedlung Oppenfelde mit Flächen von acht bis zwanzig Hektar gab es noch einige Kleinbetriebe mit bis zu fünf Hektar, die ihre Ländereien aber teilweise verpachtet hatten. In der Siedlung Annaberg waren im Laufe der Jahre Häuser für Forstarbeiter gebaut worden. Die leichten bis mittelschweren und vereinzelt auch schweren Böden boten gute Standortvoraussetzungen für den Anbau von Saatgetreide, Braugerste und Kartoffeln. Im Zuge des technischen Fortschritts wurden schon sehr früh Dampfpflüge für die Bodenbearbeitung eingesetzt. Mit der erfolgreichen Züchtung von Trakehnern und Holsteiner Pferden, Herdbuchrindern und Merinoschafen hatte sich das Rittergut weit über die Kreisgrenze hinaus einen Namen gemacht. Die gutseigene Brennerei und Stärkefabrik wurde von Willi Viebranz geleitet. Für nahezu alle handwerklichen Arbeiten wurde eigenes Personal beschäftigt. Das aus den in Richtung Bad Polzin gelegenen Wäldern gewonnene Holz wurde im gutseigenen Sägewerk unter fachkundiger Leitung von Willi Hoppe verarbeitet und zumindest teilweise über den eigenen Holzhandel weiterverkauft. Hege und Pflege der Forsten und des artenreichen Wildbestandes lag in den zuverlässigen Händen von Förster Paul Fritz.
Denkmal für die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges
Die gebräuchlichen Flurnamen sind urkundlich überliefert: Plumpsoll, Walterteich, Wallweg, Lapinkenberg, Kalksteig, Kalkofen, Minettensruh, Preisterfichte, Sedanberg, Eickbarg, Griesbachgrund, Papenhof, Peersoll, Borefang, Blank, Meerteich, Jure-Soll, Ziegeleiweg, Roderich, Stubbenland, Hermannsdorf, Fischersruh, Steinkamp, Cavelsberg, Wiesenberg, Schulsteig, Hundsteig, Galgenberg, Jerusalem, Ochsengrund und Scheitelbach (Grenzbach zwischen den früheren Kreisen Belgard und Schivelbein).
Das Wohnhaus des Tischlers Timm und Strasse nach Bad Polzin
Handwerk und Handel waren am Ort mit Damenschneidermeisterin Helene Kiederley, Herrenschneidermeister Richard Hammer, Schuhmachermeister Gerhard Menning und Marquardt, Sattlermeister Hubert Bohn, Tischlermeister Franz Timm, Fleischermeister Karl Prußt sowie die beiden Gastwirtschaften mit Kolonialwarenhandel von Franz Klünder und Walter Krause recht zahlreich vertreten. Die Mühle an der Rega wurde von Müllermeister Graunke betrieben.
Die Landgemeinde Reinfeld entstand im Jahre 1928 durch Zusammenschluss der Gutsbezirke Reinfeld und Ritzerow. Bis zum 30. März 1941 hatte Wilhelm Doege das Bürgermeisteramt inne; sein Nachfolger Richard Meyer wurde bereits im Herbst 1941 zum Kriegsdienst eingezogen und fiel bald darauf. Letzter Bürgermeister bis Kriegsende war dann Josef Dinges. Weitere öffentliche Ämter im Amts- und Standesamtsbezirk Reinfeld versahen Amtsvorsteher Walter Krause und sein Vertreter Johannes Schumacher (Ziezeneff), Standesbeamter Werner Hoppe mit seinen Vertretern Gertrud Hoppe, geborene Thurow, und Walter Krause, Ortsbauernführer Otto Trapp und Oberlandjäger Zorn. Die Reinfelder Pastoren sind seit 1557 bis Kriegsende 1945 lückenlos in einer namentlichen Aufstellung aufgeführt, sogar aus der Zeit, als Reinfeld noch eine Tochtergemeinde von Ziezeneff war. Letzter Pastor von 1937 bis 1945 war Friedrich Gehrmann, ein Bruder des langjährigen Vorsitzenden des Heimatkreisausschusses und Heimatkreisbearbeiters für den Kreis Belgard-Schivelbein, Siegfried Gehrmann. Schulleiter der Volksschule und zugleich Organist der Kirchengemeinde war Lehrer Werner Hoppe. Das örtliche Vereinsleben wurde vom Kriegerverein, dem Sportverein und teilweise auch von der Freiwilligen Feuerwehr getragen.
Einwohnerverzeichnis 1940 mit Ortsplan und Plan der Umgebung
Nach Flieger- und Panzerbeschuss und örtlichen Kämpfen in der Nähe wurde Reinfeld am 5. März 1945 endgültig von feindlichen Truppen besetzt. Mitte März wurden alle Männer im Alter von sechzehn bis sechzig Jahren nach Osten verschleppt, lediglich Ernst Samuel und August Walter kehrten wieder zurück. Mit der Flucht oder der Ende 1945 beginnenden Vertreibung nahm das Schicksal der restlichen deutschen Einwohner seinen tragischen Lauf.
Eine ausführliche Dokumentation der Gemeinde Reinfeld von Dr. Martin Trapp wird im Heimatkreisarchiv in Celle aufbewahrt.
Quelle: Der Kreis Belgard, S. 447 – 449
Beerdigungen November 1925 – Mai 1926
Verzeichnis der Eigentümer nach dem Auseinandersetzungsrezess von 1853
Verzeichnis der Eigentümer nach der Grundsteuerveranlagung von 1864
siehe auch
Auszüge aus dem Schriftverkehr der Synode Schivelbein 1821 – 1921
Schreiben vom 2.1.1880
Die Pastoren des Kirchspiels Reinfeld seit 1575
Reinfeld 1666
Einwohner: Frantz Radeken, 3 Kinder, das älteste 13 Jahre
Jacob Radeke, hat 2 Söhne als Knechte
Michel Radeke, hat ein 2jähr. Kind, hat Knecht und Magd
Michel Radeke, 3 Kinder unter 12 Jahren
Hans Jenneke, 2 Kinder unter 18 Jahren
Daniel Radeke, 1 Kind von 1 Jahr
Jochim Jenneke, 2 Kinder unter 9 Jahren
Carsten Grotmann, hat 2 kleine Kinder, hält 1 Magd
Peter Radeke, 1 halbjähr. Kind, Bauern
Jochim Koepeke, Krüger, hat 2 Kinder
Frantz Berthes, 2 Kinder
Frantz Jenneke, 3 Kinder, davon 2 über 12 Jahre
Hans Barthes
Hans Dalman
Hans Radeke, 1 zweijähr. Kind
Hans Kotze, 3 Kinder unter 13 Jahren
Christoff Karnitz, Schneider, hat 4 kleine Kinder, Kossäten
Jürgen Wolff, Weber, 1 kleines Kind
Thomas Berling
Hans Radeke, alter Mann
Marten Barthes, alter Mann
Jochim Barthes, alter Mann
Michel Krahn, Schäfer, Knecht, 3 kleine Kinder
Frantz Schelte, eine 17jähr. Tochter
Wiese, Müller, hat 7 Kinder unter 14 Jahren, Instleute
Andreas Dahleman, „des Junkers Vogt“
Quelle: Schulmann, Einwohnerverzeichnis von Hinterpommern, S. 136
Reinfeld 1867
Zum Pfarrkirchdorf und Rittergut Reinfeld gehörten 1867 die drei Vorwerke Papenhof im Nordosten, Rotheriege im Süden und Schmitzkenberg im Südosten, eine Ziegelei, eine Mahl- und Schneidemühle auf der Rega nordwestlich des Dorfes und die 1837 angelegte Kolonie Oppenfelde mit mehreren abgezweigten Grundstücken, die außer Fischersruh keine Eigennamen führen.
Im Einzelnen:
Einwohner | Wohnhäuser | Wirtschaftsgebäude | Pferde | Rinder | Schafe | Schweine | Ziegen | Bienenstöcke | |
Reinfeld Gut u. Dorf | 491 | 37 | 49 | 49 | 181 | 2064 | 134 | 27 | 27 |
Papenhof | 11 | 1 | 2 | 4 | 4 | 4 | 2 | 3 | |
Rotheriege | 17 | 1 | 1 | 2 | 5 | 2 | 1 | ||
Schmitzkenberg | 8 | 1 | 2 | 2 | 6 | 6 | 2 | ||
Ziegelei | 5 | 1 | 1 | 1 | |||||
Rega Mühle | 7 | 1 | 1 | 1 | 2 | ||||
Oppenfelde | 22 | 5 | 7 | 5 | 17 | 49 | 14 | 3 | |
Fischersruh | 13 | 1 | 2 | 1 | 3 | 12 | 4 | 2 |
Bei den Häusern sind das Küsterschulhaus und das Armen- und Krankenhaus Sophienstift nicht mitgezählt.
Früher, teilweise auch noch 1846, gab es mehrere abgesondert liegende Vorwerke, Ackerhöfe. Die Höfe sind im Laufe der Zeit eingegliedert worden. Ihre Namen: Rübenland oder Reibenland, Helenenhof, Casimirshof, Kleistenhof.
Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien