Ritzig / Stare Resko

mit Gut Ritzig, Kolonie Kappe ( Kapice ), Kolonie Ritzig ( Nowo Resko ), Kolonie Laubberg

Gutsdorf mit verstreut liegenden Siedlungshöfen, siebzehn Kilometer südöstlich von Schivelbein an der Straße Schivelbein – Reinfeld – Gersdorf; früher in einer Enklave, die Ritzig und Brunow zwischen den Kreisen Belgard und Dramburg bildeten. Der 50,7 Hektar große Ritziger See ist der Quellsee der Rega, die nach zweihundert Meter den sogenannten »Rega-See« (nasse Wiese) passiert. Als Bach durchfließt die Rega ein Wiesen-Tal nach Westen und bildet nach 1500 Metern die Gemeinde- und Kreisgrenze zum früheren Kreis Belgard. Die alte Kreisgrenze folgte der Rega dann auf weiter Strecke.

Bahnstation: Gersdorf
Poststation: Kappe über Schivelbein
Meßtischblatt: Reinfeld 2261 und Wusterwitz 2361

Aus der Geschichte:
1443 überschreiben die Wedels dem Kartäuserkloster vor Schivelbein 24 Fluren der Feldmark Ritzig. 1503 werden der Ritter Cerstian Borck und sein Neffe vom Kurfürsten und Markgrafen mit Ritzig belehnt. 1602 erhält der Junker Henning Reich von Joachim Friedrich den Lehnbrief über das Amt Karthaus, zu dem Ritzig gehört. 1621 kauft Lorenz von Wachholz das Dorf, 1651 ist es im Besitz seiner Söhne. Vor dem Edikt von 1811 hatte Ritzig sechs Bauernhöfe und zwei Kossäten.

Rezeß 1826. Gutsherr von Braunschweig. Fünf Bauern und zwei Kossäten erhielten das ganze Eigentum gegen Zahlung einer jährlichen Rente, die später abgelöst wurde. Jeder Bauer besaß etwa achtzig Morgen. Weitere Gutsbesitzer: 1847 Rickwan von der Lanken, 1852 Baron von Langermann, 1853 Friedrich von Flotow und Theodor von Zadow. 1843 entstand die Kolonie Kappe. 1884: drei Bauern, fünf Halbbauern und zwei Kossäten; Kolonien Ritzig und Kappe: 43 Kolonisten. 1926 Chaussee nach Reinfeld modernisiert. Die Fachwerkkirche stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Einwohnerzahlen:
1925: 468 Einwohner in 63 Wohnhäusern mit 104 Haushaltungen
1939: 392 Einwohner in 98 Haushaltungen

In urkundlicher Reihenfolge sind folgende Flurnamen überliefert: Lieper See, Diekstall, Neidwiese, Roggenthums-Mösse, Hühner-Brücher, Schünken-Bruch, Schnitzken-Mösse, Lange Bruch, Knick-Mösse, Galgenberg, Scheidebruch, Born-Mösse, Brand-Mösse, Laubberg, Hexberg, Teßmanns-Berg und Hünen-Berg.

Der Gutsbetrieb Richard Spiller mit 672,5 Hektar und Landwirt Wilhelm Blank mit 23,5 Hektar bauten auf dem durchwachsenen Sand- und Lehmboden neben Kartoffeln und Roggen hauptsächlich Zuckerrüben, Weizen und Mais an. Die Kartoffeln wurden überwiegend in der Gutsbrennerei verarbeitet. Als Handwerksbetriebe sind die Schmieden von Paul Dallmann in Ritzig-Abbau und Emil Klitzke in Kappe, Herrenschneider Wilhelm Falk und Schuhmacher Walter Gehet zu nennen. Hermann Möhrke betrieb in Kappe einen Gasthof mit Kolonialwarenladen, der Mühlenbetrieb von Wanda Schulz mit der Holländermühle (hölzerne Mühle mit Windbock) wurde bis Kriegsende von Müller Karl Götzke geleitet. Das Bürgermeisteramt versah Wilhelm Falk, die Schule in Kappe wurde von Lehrer Max Baumgardt geleitet. Für die Seelsorge war das Pfarramt Reinfeld zuständig. Die Hebamme Frau Dallmann wohnte in Ritzig-Abbau.

Einwohnerverzeichnis Kolonie Kappe

Einwohnerverzeichnis Ritzig und Ortsplan

Der Einmarsch der russischen Armee vollzog sich am 5. März 1945 ab 12.00 Uhr nach längerem Panzerbeschuß, bei dem viele Gebäude einschließlich der Brennerei vernichtet wurden. Die Einwohner waren überwiegend in die umliegenden Wälder geflohen und kehrten zum Teil erst nach zwei Tagen in den Ort zurück. Die Vertreibung begann am 15. Dezember 1945 und endete erst am 15. September 1948.

Ritzig 1905
780,7 ha Gesamtfläche, 26 bewohnte Wohnhäuser, 1 andere Unterkunft, 46 Haushalte, 1 Einzellebende mit eigener Hauswirtschaft, 275 Einwohner, davon 134 männlich, 275 evangelisch

Quelle: Gemeindelexikon 1905

Die Bauern von Ritzig

1826
5 Bauern, 2 Kossäten
Gehrke, Blank, Geske, Kopplin, Graßmann

1884
3 Bauern, 5 Halbbauern, 2 Kossäten
Blank, Dorow, Buske, Wenzel, Schimmelpfennig, Bölzmann, Wolf, Dorow

Quellen:
Der Kreis Belgard, Celle 1989
Johannes Hinz, Pommern Wegweiser, Würzburg 1992
Dr. A. Zechlin, Die historische Enwicklung der bäuerlich gutsherrlichen Verhältnisse, Baltische Studien 35, S. 33 – 98