Zeittafel zur Geschichte der Gemeinde Roggow

Die ältesten Zeugen menschlicher Besiedlung in und um Roggow reichen bis in die jüngere Steinzeit zurück. … Um 1.000 v. Chr. Ist das Gebiet in und um Roggow (östlich bis an die Persante) mit Trägern der westlichen Germanengruppe besiedelt. 500 v. Chr. Werden die Träger der westlichen Germanengruppe von der östlichen Germanengruppe bis hinter die Rega verdrängt.

3., 4. Jh. N. Chr.: Aus dieser Zeit stammt das im Winter 1936/37 von Erich Scheiwe auf Fuchskaten nahe der Roggower Gemeindegrenze in der Sandgrube von Reinhold Kruggel entdeckte Skelettgräberfeld aus der römischen Kaiserzeit. Dies Gräberfeld ist bedeutend für Pommern. Zu dieser Zeit wohnten westlich der Persante die Burgunder und östlich von ihr die Goten.

2. bis 6. Jh. N. Chr.: Die pommerschen Germanenstämme wandern nach Süden ab. Pommern wird allmählich von den slawischen Wenden eingenommen, doch mehrfach auch von den Wikingern berührt.

Das Dorf Roggow wird von deutschen Kolonisten als Hagenhufendorf (Angerdorf) (wahrscheinlich) im 13. Jh. Gegründet.

02.08.1299: Herzog Bogislaw IV. verleiht dem Flecken Belgard das Lübische (deutsche) Stadtrecht. Belgard ist nunmehr auch rechtlich deutsche Stadt.

15.07.1469: Zwischen den Voigteien des pommer’schen Belgard und brandenburgischen Schivelbein wird auf der Langenschen Heide eine Fehde ausgetragen, die mit einer schweren Niederlage für Belgard endet. Roggow ist betroffen. Den Roggowern und den Denzinern waren zuvor Kühe von den Schivelbeinern gestohlen worden. Dieser als bösartig empfundene räuberische Akt mündete in die verlustreiche Auseinandersetzung. Der Steigbügel im Hohen Tor zu Belgard erinnert an dieses Ereignis.

Im 15. Jh. Tritt der tatkräftige pommersche Herzog Bogislaw X. dem Verfall der fürstlichen Macht entgegen und ändert die durch das Ausscheiden der Städte und der Schloßgesessenen durchbrochene Vogtei-Verfassung durch eine Neueinteilung Pommerns in Ämter (Amts-Verfassung). Roggow ist Amtsdorf des „Ambts Bellgardt“.

1491 wird eine Vicarie ad altare Sti. Matthiae gestiftet (wohl mit dem Bau der. Marienkirche zu Belgard begonnen).

28.09.1540: In den Visitationsprotokollen wird festgestellt, daß Roggow schon immer zu Belgard eingepfarrt sei und daß es dabei auch bleiben solle.

Am 04.06.1548 führt eine gerichtliche Kommission endgültig die lange umstrittene Grenzregelung zwischen Siedkow und Roggow herbei.

1591: hat Roggow 13 Bauern und 2 Kossäten.

1628 hat Roggow 57 Einwohner; 14 Männer, 14 Frauen, l Vater, l Mutter (alte Menschen), l Instmann, 6 Knechte, 7 Mägde, 13 Kinder. Für Roggow wird erstmals ein Müller genannt. Sicherlich aber hat die Wassermühle an der Muglitz schon vorher bestanden.

1618 bis 1648: Der östliche Teil Ostpommerns wird im 30jährigen Krieg völlig zerstört. Bis zu zwei Dritteln der Bevölkerung kommen ums Leben. Als dann die Menschen am Ende des Krieges den langersehnten Frieden erhoffen, fallen die Kaiserlichen mit Krockow an der Spitze ins Belgarder Land ein. Sie kampieren auf dem Schwarzen und Ackerhofschen Berg und schießen mit der Artillerie von hier aus auf Belgard. Als sie nach einem Jahr unser Belgarder Land verlassen, sind Stadt und Dörfer in weitem Umkreis verwüstet. Roggow ist niedergebrannt.

Dezember 1628: Roggow hat 96 Einwohner, 21 Hackenhufen, l Cossäth, l Müller (Roggower Mühle), l Schäfer (selbständiger Schäfer), 3 Knechte. Eine Hackenhufe hat 39,5 Pr. Morgen. Das steuerfreie Land (Schulzen- und Schulland) ist hierin nicht enthalten. Die Wiesen und Grünflächen sind geschätzt.

1671: Im Streit um die Mitbenutzung des Belgarder Galgens an der Polziner Chaussee (daher Galgenberg) durch das Amt, wozu auch Roggow gehört, sagen der Schulze von Roggow, Jochim Dreger, Paursmann (Bauersmann), 70 Jahre alt, und Jürgen Raddemer, Paursmann, 65 Jahre alt, aus.

1675 wohnen in Roggow „13 bauren und 2 Cossäthen und versteuern selbige 10 hacken hufen“. Ihre Namen sind: l. Martin Blötzke, Schultze; 2. Michael Knoppe (Knopp), 3. Jürgen Raddemer (Radmer, Redmer), 4. Märten Mandicke (Mandecke, Manke), 5. Jochem Göde (Goede, Gaede, Gäde), 6. Andreas Wutke, 7. Jakob Mannike (Manke), 8. Märten Bunde, 9. Garsten Juske, 10. Märten Venzke, 11. Peter Beyelfuß (Beilfuß), 12. Peter Götzke, 13. Peter Wutke, 14. Jakob Heger, 15. Zander Kleist.

1692 hat Roggow 13 Bauern und 2 Kossäten, wie auch schon 1591.

1732/1784: Die Roggower haben als Zwangsmahlgäste ihr Getreide zur Roggower Wassermühle zu liefern.

Am 22.04.1743 kommt das Regiment des Prinzen Friedrich (Markgarf von Schwedt) zum Exerzieren nach Belgard. Es bezieht Quartier in Belgard, Siedkow, Klempin und Roggow. Prinz Friedrich wohnt in Belgard und exerziert mit seinem Regiment täglich auf dem Bullenberg.

09.04.1746: Durch den Alten Fritz (König Friedrich der Große) ergeht an das Königl. Domänen-Amt Belgard und den Magistrat der Stadt Belgard die Anordnung, „Tartoffeln (Kartoffeln)“ anzubauen. Die Bauern tun sich schwer mit dem Kartoffelbau.

1784 hat Roggow 13 Bauern mit dem Schulzen, 2 Coßäthen, l Büdner, l Schulmeister, 21 Feuerstellen.

29.12.1797: Roggow hat ein öffentliches Schulgebäude. Lehrperson in Roggow ist Christian Maaß, 38 Jahre alt, 9 Amtsjahre, Schneider von Beruf und nicht präpariert (als Lehrer nicht vorgebildet.

Ab 1800 wird der Roggower Friedhof auf dem Sandfeld eröffnet. Bis dahin bestatteten die Roggower ihre Toten auf dem Friedhof (späterer Kirchhof) neben der St. Georgenkirche in Belgard.

Ab 1806 werden die Amtsbauern Roggows aus ihrer Lehnspflicht entlassen.

1834: Für Roggow wird der Rezeß der Gemeinheitsteilung gefaßt und damit ein Schlußstrich gesetzt unter eine bauernfeindliche Zeit zweiter Jahrhunderte.

Ab 1815: Das „Alte Ambt Bellgardt“ wird aufgelöst. Aus den Gemeinden Roggow, Naffin, Denzin und Vorwerk wird der Amtsbezirk Roggow mit Sitz in Roggow gebildet.

1848 wird der Ausbau der Polziner Chaussee auf Kreisgebiet als Kunststraße vollendet.

01.01.1853: In den Morgenstunden dieses Tages wird die letzte Hinrichtung in Belgard auf dem Galgenberg an der Polziner Chaussee vollzogen.

01.10.1864: Roggow wird Standesamtsbezirk. Der letzte Standesbeamter, Herr Behling, hat seinen Sitz in Vorwerk.

1867: Nach Berghaus hat .Roggow „13 Ganzbauernhöfe und l Drittelhof, l Mahl-und Schneide-Erbmühle auf der Müglitz, die Roggower Mühle genannt, und dem Sternkruge, enthält 62 Wohnhäuser mit Einschluß von 2 Schulhaüsern, 75 Ställe und Scheunen sowie 3 Fabrikgebäude und 675 Einwohner. Zur Gemeinde Roggow gehört aber auch der auf dem rechten Ufer der Persante an der Staatstraße von Belgard nach Neustettin belegene Heidekrug, eine Colonie von 11 Feuerstellen und ebensoviel Wirthschaftsgebaüde und 122 Einwohner…“

1878,15.11.: Die Eisenbahnstrecke der Deutschen Reichsbahn Belgard-Neustettin, die über Roggower Gebiet an Sternkrug und Springkrug vorüberführt, wird dem Verkehr übergeben.

Ab 1900 werden die Belgard-Grüssower Chaussee und der Anschluß nach Denzin als Kunststraßen (wassergebundene Decke) ausgebaut. Die Denzin-Naffiner und Roggow-Lenzener Landstraße verlieren damit ihre regionale Verkehrsbedeutung; sie sind jetzt im wesentlichen nur noch Landwege. Die Roggower benutzen, um nach Belgard zu kommen, jetzt den nach Denzin führenden Mühlenweg und gelangen aufder Chaussee „Anschluß“ auf die Belgard-Grüssower Chaussee.

1905, 31.10.: Die Kleinbahnstrecke Schwellin-Belgard wird eröffnet. Sternkrug, offiziell „Roggow-Boissin“ und Springkrug sind Haltepunkte.

1906 wird das Chausseestück von der Roggower Mühle bis zum östlichen Dorfeingang Denzin wassergebunden ausgebaut. Denzin verliert damit seine Eigenart als Sackplatzdorf. Die Roggower fahren jetzt, um nach Belgard zu kommen, durch das Dorf Denzin.

am 30.09.1910 unterliegen die Denziner Grundstückseigentümer des Stadtfeldes und der Eigentümer Franz Kath aus Roggow in einem Rechtsstreit der Stadt Belgard vor dem Königl. Pr. Oberverwaltungsgericht in Berlin. Das Stadtfeld (die Denzinschen Wischn) bleibt Stadtgebiet. Die Kläger hatten begehrt, das Stadtfeld als zu Denzin gehörig festzustellen; in der ersten Instanz hatten sie einobsiegendes Urteil erwirken können.

1914/18: Die Kriegsjahre sind – wie überall – entbehrungsreich. Die Männer im wehrfähigen Alter leisten Kriegsdienst. Die Frauen und Kinder versehen alle Arbeit auf den Höfen und dem Feld. Nach Kriegsende errichten die Roggower ihren gefallenen 28 Söhnen auf dem Sandfelde am Wege zum Friedhof ein Kriegerdenkmal. Die Roggower pflanzen für jeden Gefallenen am Denkmal eine Eiche.

Am 01.11.1924 wird Johannes Zitzke die Superintendentur und die Erste Pfarrstelle als Nachfolger des verstorbenen Superintendenten Dr. Emil Klar in Belgard übertragen.

1931/32: Die Bauern, schon seit der Inflation gebeutelt, beklagen eine fortschreitende wirtschaftliche Verschlechterung ihrer Lage. Durch das Osthilfegesetz vom 31.03.1931 wird der Landwirtschaft geholfen. Die durch das Dritte Reich ergriffenen Maßnahmen bringen Erholung und im Laufe der weiteren Jahre bedingten Wohlstand in der Landwirtschaft wie im Volke allgemein.

1933 hat Roggow 811 Einwohner.

Ostern 1935 wird der Schulleiter Albert Kiekow nach 30jähriger Amtszeit an der Roggower Schule in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet; Schul- und Gemeindevorstand würdigen die Verdienste Kiekows. Gleichzeitig dürfte Lehrer Brandt als Schulleiter eingeführt worden sein.

25.12.1935: Der Mühlenbesitzer der Roggower Wassermühle, Adolf Melms, verstirbt zu Roggow. Seine Nachfolger sind Erich Hanff und Arnold Lehmann.

09.09.1939: Krieg mit Polen. Die Roggower sind, da die Grenze seit 1919 nur 100 km entfernt verläuft, beunruhigt. Nachts werden einige Männer herausgetrommelt; sie müssen Kriegsdienst leisten.

Sa., 03.03.1945, abends: Die Sirenen heulen unaufhörlich von Belgard zu uns herüber. Bald darauf kommt der Befehl zur Räumung mit der Schreckensbotschaft:

Die Russen kommen!

04./05.03.1945: Kriegslärm.

05.03.1945: Die Rote Armee besetzt in den Morgenstunden Belgard.

08.03.1945: Die Rote Armee verschleppt die Männer aus Roggow. Sechs von ihnen bleiben verschollen.

März 1945 bis Mitte 1946: Die Roggower sind täglich roher Gewalt, Terror und Plünderungen ausgesetzt.

Mitte März 1945 bis August 1945: Die Rote Armee plündert das Dorf aus. Spätsommer/Herbst 1945: Die ersten Roggower Familien werden von den Polen vertrieben. Im Sommer 1947 müssen die letzten Roggower ihre Heimat verlassen.

24.02.1946: Superintendent Johannes Zitzke konfirmiert einen größeren Kreis von Jungen und Mädchen „nach empfangener Unterweisung in Gottes Wort“ in der St. Georgenkirche zu Belgard vor überfülltem Gotteshaus.

Mai 1947: Superintendent Zitzke wird von den Polen ausgewiesen. Er hatte bis dahin in Belgard ausgeharrt und die verbliebene kleine deutsche Gemeinde betreut und beschützt. Ein gottesfürchtiger Kirchenmann.

Der Krieg und die Vertreibung 1939/46 fordern einen hohen Blutzoll. Ungefähr 80 Roggower fallen oder bleiben verschollen, von den verschleppten Roggower Männern kehren sechs nicht zurück, von der Roten Armee und den Polen werden 3 Frauen und 3 Männer erschossen bzw. ermordet, durch ansteckende Krankheit sterben 3 Frauen.

Quelle:
Gemeinde Roggow in Geschichtsbeiträgen
Manfred Pleger, Laboe 1989