Bericht von Technow

Hochgeehrter, gebietender Herr !

Wegen Christian Schimmelpfennig zu Technow, so auch wegen Michel Bomke zu Venzlaffshagen mir de dato 27. Februar letzthin anbefohlen, daß ich dieselben sollte vor mir fordern und Schimmelpfennig wegen seiner negligenz ( Nachlässigkeit ) vernehmen und auch von seinem impedimente ( Hindernisse ) gründlichen Bericht einzuschicken. Bomke, der von seines Vaters Lehnbriefe beglaubigte Abschrift hat anfertigen sollen, dem habe ich gerne die schuldige punition ( Strafe ) erlassen wollen.

Nachdem aber vor 6 Wochen ein schwedisches Regiment unter dem Obristleutnant Trutz in Schivelbein einquartiert, zu einiger immer im Komturhause liegenden Garnison hinzu, sind die Leute in den um Schivelbein liegenden Ordens- und anderen Dörfern Gefährlichkeit halben ausgezogen und nach Pommern und Polen gerücket, so habe ich des Schimmelpfennig nicht mächtig werden können.

Die impedimenta betreffend, so ist mir soviel davon wissend, daß Schimmelpfennigs Vater Anno 1634 Todes verstorben. Da ich denn seiner Witwe zu unterschiedlichen Malen selbst angesagt, teils auch durch ihre Nachbarn habe sagen lassen, daß sie ihren Kindern Vormünder erbitte, so endlich über diesem ihrem Schulzenlehen muten und werben sollten.

Sie hat es aber lassen anstehen, worüber am 10. September Anno 1634 das ganze Dorf Technow, wie ich es selbst mit angesehen, in eine unverhoffte Feuersbrunst in Rauch aufgegangen, auch nicht mehr denn die Mühle, der Hirtenkaten, und von dieses Christian Schimmelpfennigs Gehöft das bloße Wohnhaus stehen geblieben.

Hernach hat die Witwe einstmalen einen ungültigen Reichsthaler mir in der Kanzlei angeboten, um für diesen nach ihres Sohnes Mutzettel nach Sonnenberg zu schicken, so ich aber nicht annehmen wollte, sondern ihr stracks wieder zurückgegeben, mit Befehl, daß sie dafür einen andern einsenden sollte.

Sie hat aber kein ander Geld gebracht, sondern hat gegen Ende Anno 1635 vorgegeben, freien zu wollen und hat einen fremden Kerl, so bei ihr gedienet, in den Schulzenhof nehmen wollen, so man ihr nicht gestatten wollte.

Darauf ist hernach die feindliche Verfolgung von den Schweden in diesen Oertern losgegangen, auch die Komturei von ihnen eingezogen und bis auf diese Stunde vorenthalten worden. Sie, die Witwe, aber hat sich nichts minder mit angeregtem, fremden Kerl verlobet und ohne einige Erbteilung trauen lassen und haben auch den Schulzenhof bewohnet, aber sie sind nunmehr zu beiden Teilen Todes verstorben. Sonst sind diesem Christian Schimmelpfennig keine Vormünder gesetzt.

Obzwar sein Vater noch etliche Kinder hinterlassen, so sind doch selbige zum Teil noch in ihren unmündigen Jahren, zum Teil sind sie mit den Soldaten fortgezogen. und hat dieser Christian Schimmelpfennig, wie er bevor selbst berichtet, nicht über die 17 Jahre, ihm also für dies Mal die negligenz ( Nachlässigkeit ) nicht so sehr zu imputieren ( bestrafen ) sein wird.

Ich habe dieses Ew. hochachtb. Gnaden zur Relation anfertigen wollen und stelle ich alles zu Ihrer ferneren Disposition und Verordnung, nicht zweifelnd, Sie werden es dahin zu dirigieren wissen, daß diese beiden jungen Schulzen zur Richtigkeit gelangen.

Bulgrin, den 21. März 1639

Ew. Gnaden gehorsamer und untertäniger

Martin Weber

Burggerichtsverwalter zu Schivelbein

Quelle: Schivelbeiner Geschichte und Geschichten, L. Kortlepel, Schivelbein