Das frühere Allodial-Rittergut und Kapellendorf ist rund zwanzig Kilometer östlich von Belgard inmitten einer waldreichen Niederung am Kautelbach zu finden. Die nächste Eisenbahnhaltestelle Pobanz an der Kleinbahn Schwellin – Belgard ist nur knapp zwei Kilometer entfernt. Überregionaler Bahnanschluss besteht über den acht Kilometer entfernten Bahnhof Groß Tychow an der Strecke Belgard — Neustettin. Kartographisch ist der Ort im Meßtischblatt Nr. 2063 ausgewiesen.
Der Ortsname Tietzow ( Titzow ) ist von dem Eibenbaum »Taxus baccata« abgeleitet. Tietzow war ein altes Lehen der Familie von Versen. Am 1. März 1798 wurde es von Georg Friedrich Carl von Belling gekauft. Nach einigen Jahren im Eigentum von Carl Wahrendorf wurde 1846 Gerhard von Alten neuer Besitzer. Er gehörte zu den urangesessenen Adelsgeschlechtern des alten Sassenlandes, einst unter hannoverscher Landeshoheit. 1918 übernahm Frau Elfriede von Rekowsky das Rittergut, gemeinsam mit ihrem Mann Franz bewirtschaftete sie es bis Kriegsende 1945.
Auch Tietzow wurde von der Auswanderung aus Pommern nach Nord- und Südamerika im 19. Jahrhundert erfasst. 1873 verließen 69 Personen das heimatliche Dorf mit dem Ziel Brasilien. Auf dem Segelschiff »Najade« unter Kapitän Grönhoff erreichten sie von Hamburg aus im Juni 1873 den kleinen Hafen Itajai in der Provinz Santa Catarina. In der vierzig Kilometer landeinwärts gelegenen, 1860 gegründeten Siedlung Brusque fanden die Auswanderer als Siedler eine neue Heimat. Unter ihnen war der 1814 geborene Landmann Johann Carl Rostow, der älteste Sohn vom Rostowschen Hof, mit elf Angehörigen. Seine Nachkommen umfassen heute in sechs Generationen rund vierhundert Glieder.
Die im Dezember 1930 aufgedeckten Grabstätten deuten auf eine germanische Besiedlung in vorchristlicher Zeit hin. Im 18. Jahrhundert wird von einem am Sidlitzbach liegenden und zum Gut gehörenden Vorwerk Casimirshof berichtet. Nach einer nochmaligen Erwähnung im Jahr 1856 wird dieses Vorwerk in späteren Unterlagen nicht mehr geführt. Seinerzeit gehörten auch noch eine bis 1939 betriebene Ziegelei mit Ringofen, eine Mahl- und Schneidemühle sowie eine Dampfmühle zum Gutsbereich. 1865 wurden in Tietzow 320 Einwohner, zwanzig Wohnhäuser und 45 Wirtschaftsgebäude gezählt. Die Dorfschule bestand aus 1 Lehrer mit 56 Schülern. Bis 1939 ging die Einwohnerzahl um ein Drittel auf 221 Personen in 91 Haushaltungen zurück. Die Ländereien mit ihren überwiegend leichten Böden wurden vom Rittergut und neun bäuerlichen Betrieben bewirtschaftet. Das Gut betrieb unter anderem eine intensive Kartoffel-Saatzucht und Teichwirtschaft. Die damals gebräuchlichen Flurnamen sind bis heute überliefert: Bansenberg, Lundern, Krampschen Wiesen, Buchenberg, Fliegenhütt, Kukan, Faule Brücke, Grand, Fuchsschwanz, Semmelstraße, Achtpott (Grundstück mit einem Achtfamilienhaus), Mühlenstück, Lindenberg, Tiefe Wiesen, Unterkoppel, Gissolk, Stoffes Teich, Miß, Kremer Moor, Seeberg, Kohlenmoor, Pagnitz, Karusselweg (Rundweg) und Altes Torfmoor.
Die im Ort notwendigen Handwerksarbeiten wurden von den Gutshandwerkern mit erledigt. Bürgermeister und zugleich Amtsvorsteher war Ewald Jeske, die Geschäfte des Standesbeamten versahen Otto Neuenfeld und Franz Kath aus Warnin. Zuständiger Polizeibeamter war Landjägermeister Keller aus Groß Tychow. Die Volksschule wurde von Lehrer Wedig, später von seinem Nachfolger Lehrer Stöber, geleitet. Eingepfarrt war der Ort nach Schwellin.
Anfang März 1945 wurde Tietzow von russischen Truppen besetzt, Anfang 1946 begann die Vertreibung der deutschen Bevölkerung.
Quellen:
Der Kreis Belgard
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien