Grössin / Krosino

mit Ankerholz, Beustrin und Fischerkaten Rittergut

Bahn- und Poststation: Schivelbein
Meßtischblatt: Stolzenberg 2160

Grössin liegt vier Kilometer nördlich von Schivelbein an der Seebäderstraße Schivelbein – Kolberg

Panorama von Grössin 1935

Der Ort wird schon im Neumärkischen Landbuch von 1337 erwähnt. Seit 1454 ist Grössin Klostergut und Dominium. 1471 erhielt Peter von Scham Grössin vom Kurfürsten Albrecht III. (1470 bis 1486) als Rittergut. Im Jahre 1621 erwarb der pommersche Landrat Lorenz von Wachholz auf Dargislaf die Kartause vor Schivelbein, zu der damals auch das Dorf und Vorwerk Grössin gehörte. 1664 wurde ein Lehnbrief über Grössin für von Weber ausgestellt. 1689 und 1690 war David von Weber, Burggerichtsverwalter in Schivelbein, Besitzer von Grössin. 1695 wurde ein Lehnbrief für Felix von Weber ausgestellt. 1710 und 1715 wurden Lehnbriefe für Wilhelm Heinrich von Stosch ausgestellt. Nach dem Siebenjährigen Kriege 1756 bis 1763 meldete Heinrich Birner erhebliche Schäden an. 1774 war August Wilhelm Birner Besitzer von Grössin. 1807 wurden der Besitzer von Ueckermann und die Gemeinde mit 22 Hufen zur Kontribution veranlagt. Bei der Bauernregulierung im Jahre 1828 war Wilhelm Braun Besitzer von Grössin. Es wurden sechs Bauern mit je 145 Morgen im Regulierungsrezeß anerkannt. 1855 kaufte Friedrich Wilhelm Braun das Rittergut Grössin. Im Jahre 1884 waren noch ein Bauer (Trapp) mit acht Pferden sowie acht Eigentümer vorhanden. Die Einwohnerzahl betrug im Jahre 1925 464 Personen in 73 Wohnhäusern mit 88 Haushaltungen.

Im Jahre 1928 war Frau Margarethe Seidel Besitzerin des Rittergutes mit einer Größe von 501 Hektar und folgendem Viehbestand: 32 Pferde, vierzig Milchkühe, fünfzig Rinder, 125 Schweine und 425 Schafe. Es gab eine eigene Brennerei. Zu erwähnen bleibt noch, daß nach dem Ersten Weltkrieg auf dem Rittergut vorübergehend Ochsengespanne eingesetzt wurden, wahrscheinlich wegen des Verlustes von Pferden durch den Krieg. Die Forstfläche betrug 67 Hektar.

Außer dem Rittergut gab es noch den Gutsbesitzer Oscar Schmeling. Sein Gut hatte eine Größe von 207 Hektar und folgenden Viehbestand: zwanzig Pferde, vierzig Milchkühe, vierzig Rinder und achtzig Schweine. Die Forstfläche betrug 6,5 Hektar.

Die Kirche

Die alte Kirche in Grössin, ein Fachwerkbau von 1587, wurde 1873 abgebrochen; der Neubau aus gespaltenen Granitfindlingen und Ziegeln 1875 geweiht. Zur Kirchengemeinde Grössin gehörten als Tochtergemeinden Pribslaff und Falkenberg. Eingepfarrt waren die Dörfer Balsdrey, Technow und Beustrin.

Das Gut Ankerholz lag etwa drei Kilometer nördlich von Grössin, nur einen Kilometer von der Straße Schivelbein – Kolberg entfernt. Besitzer des Gutes mit einer Größe von 319 Hektar war Curt Schünemann. Das Gut hatte 1928 folgenden Viehbestand: 22 Pferde, dreißig Milchkühe, 44 Rinder und 140 Schweine. Die Forstfläche betrug fünfzig Hektar.

Das Rittergut Beustrin liegt etwa fünf Kilometer nordöstlich von Schivelbein. Im Jahre 1370 wurde das Dorf Beustrin vom Kurfürsten von Brandenburg der Gattin des Hans von Schivelbein (von Wedel) überschrieben. Das Rittergut wurde seit 1803 in der männlichen Linie der Familie Braun vererbt. Im Jahre 1807 wurde der Besitzer Braun und Müller Schulz (Beustriner Mühle) mit 7 11/20 Hufen zur Kontribution veranlagt. 1855 wird als Besitzer Friedrich Wilhelm Braun genannt.

1928 war Friedrich Wilhelm Braun-Beustrin Besitzer des Rittergutes mit einer Größe von 703 Hektar und folgendem Viehbestand: 33 Pferde, vier Maulesel, 58 Milchkühe, 49 Rinder und 137 Schafe. Die Maulesel wurden hauptsächlich vor den Milchwagen gespannt, der täglich die Milch zur Schivelbeiner Molkerei anlieferte. Von 703 Hektar waren 175 Hektar Forst und hundert Hektar Wasser.

Das Gutshaus Seidel

Der Anbau der üblichen Feldfrüchte bei sehr wechselreichen Bodengüten (Lehm-, Sand- und Moorböden) war neben der intensiven Viehhaltung die Haupterwerbsquelle der Landwirtschaft. Hervorzuheben ist hierbei die Torfgewinnung für den Eigengebrauch in den Moorwiesen im Rega-Tal. Grössin ist ein Reihendorf, umgeben von größeren Waldungen mit einem artenreichen Wildbestand, Seen, vom Flusslauf der Rega, am Rande des Pommerschen Landrückens. Hierbei bildeten die Königsberge bei Balsdrey und die angrenzenden Rauhen Berge in Richtung Dolgenow die höchsten Erhebungen. Einen besonderen landschaftlichen Reiz übten der Kleine und der Große Beustriner See mit ihrer sehr schönen Umgebung aus. Die seit Jahrhunderten bekannten Flurnamen waren Ausdruck der Zeitgeschichte im ländlichen Bereich: Großer und Kleiner Heidberg, Krähenberg, Großes Moor, Fuchsberg, Pichow, Volksmannskaten (Putzen), Poggenbruch (Froschbruch), Quelle, Kreutzweg, Teschenbuscher Feld, Schäfersoll, Schäferhof, Schäfergarten, Liebesstuhl (Hecke), Heiratskaten, Ententeich, Dorfteich, Friedhof, Mühlenberg (Urban), Technower Moor (Ankerholzer Moor), Pastoreifeld, Kiebitzmoor, Balsdreyer Feld, Pracherbusch, Beustriner Feld, Langes Moor, Achtmorgenkamm, Haselgrund, Hülterberge, Pastorgrund, Hüller (Ententeich), Lehmweg, Dachsberg, Eichelberg, Ziegeleiacker, Sportplatz (Waldstadion), Ziegelei (Teich), Karpfenteich, Schießstand, Kirchweg, Beustriner Mühle, Nelkenmoor, Ankerholzer Wiesen, Regawiesen, Rega, Wasserfall, Regabrücke, Abrahamskaten (Dettmann) und Wendenburg (An der Grenze nach Teschenbusch).

Ortsplan

Handwerk und Handel waren ausreichend vertreten, zumal die Güter ihre eigenen Handwerker hatten. Im privaten Bereich waren tätig: Julius Deppermann: Elektrogeschäft, Max Gauger: Stellmacherei, Otto Marquardt: Schneiderei, Willi Piske: Schmiede, Gustav Stark: Schuhmacherei, Paul Zahn: Müller, Emil Ziebell: Schuhmacherei. Bei Johannes Ehlert vormals Theodor Vöhser, wurden Kolonialwaren und Getränke vertrieben, verbunden mit einer Posthilfsstelle. Für Hausschlachtungen war Willi Guse zuständig. Forstaufseher war Paul Andrae.

Im öffentlichen Bereich war Paul Schwandt als Nachfolger von August Gauger als Bürgermeister tätig, während Paul Urban Ortsbauernführer war. Pastor Lüpke war als Nachfolger der Pastoren Mebus, Liermann und Gieß für die Seelsorge zuständig, während Lehrer Peske als Nachfolger der Lehrer Kaatz und Neitzel für die schulische Erziehung sorgte. Die öffentliche Ordnung versahen die Landgendarmerie-Beamten Erdmann und Brüske. Gemeindeschwester Martha und die Rote-Kreuz-Unfallstation mit Edith Seidel waren die Ansprechpartner in Krankheitsfällen.

Viele Grössiner waren als Sportler bei den Sportfesten in der Umgebung und im Ort erfolgreich vertreten. Im Fußball war der Sportverein (SV Grössin) führend und veranstaltete selbst am 14. Mai 1933 im großen Rahmen ein Jubiläumssportfest anlässlich seines zehnjährigen Bestehens, verbunden mit Fußballspielen und leichtathletischen Wettkämpfen. Die bekannte Stadtkapelle Zummach, Schivelbein, gab neben der musikalischen Begleitung ein großes Platzkonzert.

Stadtkapelle Schivelbein 1929, Leitung Stadtmusikdirektor Arthur Zummach

Die Gemeinde blieb vom Kriege verschont, mußte aber mit dem Einmarsch der russischen Truppen am 3. März 1945 eine leidvolle Zeit erleben. Der Befehl zur Flucht wurde mittags ohne Erfolg durchgeführt, weil der Treck von der Front überrollt wurde. Die grauenvolle Nachkriegszeit in der Heimat endete für die Überlebenden mit der Vertreibung in den Jahren 1945/1946. Vom 3. März 1945 bis zum 10. April 1946 hatte das Kirchspiel Grössin den Tod von 92 Gemeindemitgliedern zu beklagen. Heute ist der Ort völlig fremd geworden, zumal bereits vor 1973 sämtliche Grabsteine mit deutscher Inschrift entfernt und später viele Gebäude abgerissen oder dem Verfall preisgegeben wurden.

Die Dorfstraße 1988 und die Dorfstraße 1900

Einwohnerverzeichnis Grössin

Einwohnerverzeichnis Ankerholz

Einwohnerverzeichnis Beustrin

Grössin auf der von Schmettau`schen Karte von 1780
Grössin auf der topographischen Karte 2160

Die Bauern von Grössin

1828
6 Bauern
Ziebell, Kohls, Böltz, Flesch, Trapp, Krüger

1884
1 Bauer, 8 Eigentümer
Trapp ( hatte 8 Pferde )

Kirchenvorsteher in den Parochien Grössin und Rützow 1788 und 1810

siehe auch
Auszüge aus dem Schriftverkehr der Synode Schivelbein 1821 – 1921
Schreiben vom
13.8.1825, 30.6.1834, 24.3.1838, 28.6.1842, 13.3.1845, 25.5.1852, 2.7.1853, 15.11.1854, 4.7.1867, 16.6.1872, 22.1.1910

Die Pastoren von Grössin

Quellen:
Der Kreis Belgard, Celle 1989
Johannes Hinz, Pommern Wegweiser, Würzburg 1992
Dr. A. Zechlin, Die historische Enwicklung der bäuerlich gutsherrlichen Verhältnisse, Baltische Studien 35, S. 33 – 98

Fotos: Günther Kohls, Heimatbuch Grössin