Zietlow / Sidlowo

Früher ein Rittergut und Bauerndorf, liegt neunzehn Kilometer südwestlich von Belgard in der Nähe von Stolzenberg (Meßtischblatt Nr. 2060) und gehörte ursprünglich zum Kreis Kolberg-Körlin. Verkehrsmäßig wird es durch die nach der Kreisreform von 1932 großzügig ausgebaute Hauptstraße von Belgard nach Schivelbein erschlossen. Zwei kleine Bäche, früher Fließ genannt, durchqueren die Gemarkung und münden in das Krumme Wasser. Der nördliche Wasserlauf, die Ponik, bildete zugleich die Gemarkungsgrenze zwischen Zietlow und Podewils. Mit ihrem glasklaren Wasser, reich mit Forellen und Krebsen besetzt, trieb sie auch die Zietlower Wassermühle an. Große Waldungen, in denen Hoch- und Niederwild heimisch war, umschlossen das Dorf im Südosten und Nordwesten und prägten das Landschaftsbild. Inmitten des Waldes lag das Vorwerk Krummer Krug, zunächst eine Schankwirtschaft, später als Försterei genutzt. Ende März 1945, als russische Truppen schon die umliegenden Dörfer besetzt hatten, fanden deutsche Soldaten hier vorübergehend Unterschlupf. Der Rohrbruchskaten, in alten Unterlagen noch erwähnt, ist Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen worden. Zietlow wird bereits im Jahre 1492 als Lehen der Familie Podewils genannt. Das Gut wurde mehrfach vererbt und verkauft, bis es 1836 Freiherr Carl August von der Goltz, vormals Landrat des Kreises Schivelbein und Landesdirektor der Neumark, erwarb. Der neue Besitzer war bereits Eigentümer des Gutes im nahen Kreitzig; in dieser Linie verblieb Zietlow bis Kriegsende 1945.

Im Jahre 1591 gab es neben dem Gutsbetrieb noch zwölf weitere Bauern, einen Halbhof und fünf Kossäten, ihre Zahl reduzierte sich bis 1670 auf neun Bauern und vier Kossäten. Die Einwohnerzahl stieg von 54 Personen im Jahre 1649 auf 206 Einwohner in sechzehn Häusern mit 25 Haushaltungen im Jahr 1865 an. An Vieh wurde in Zietlow, dem Vorwerk Krummerkrug und der Neuen Mühle, einer Wassermühle, gehalten: 38 Pferde, 127 Rinder, 2016 Schafe, 30 Schweine, 3 Ziegen und 34 Bienenstöcke. 1928 wurden der Guts- und Landbezirk zur Landgemeinde Zietlow zusammengelegt. Bei Kriegsausbruch 1939 wohnten hier 237 Einwohner in 55 Haushaltungen.

Die Landwirtschaft wurde auf geringen Böden betrieben. Die Kartoffelernte des Gutes wurde überwiegend in der Brennerei in Kreitzig verarbeitet. Zwischen den Gutsbetrieben Zietlow und Kreitzig bestand eine Feldbahnverbindung mit Loren. Bis Kriegsende 1945 wurden die Ländereien neben dem Gut von vier weiteren bäuerlichen Betrieben mit dreißig bis sechzig Hektar Nutzfläche und sechs Nebenerwerbslandwirten bewirtschaftet. Viele der früher üblichen Flurnamen sind bis in die heutige Zeit überliefert worden: Krummes Wasser, Krummer Krug, Rohrwiese, Koblitzer Berge, Trienken-Berge, Ohrts-Berge, Sydows Katen, Zitzkenberg, Kirschallee, Doppelte Fichten, Schafwäsche, Apfelbaumschlag, Teufelsstein, Rieselkaten und Kaltes Herz.

Handwerksbetriebe, Geschäfte und sonstige Versorgungseinrichtungen waren im nahen Stolzenberg vorhanden. Lediglich der Tagesbedarf konnte am Ort in der Lebensmittelhandlung Ost gedeckt werden. Stolzenberg war zugleich nächste Bahnstation an der Linie nach Kolberg. An der Straße nach Stolzenberg wurde in dem zum Gut gehörenden Waldstück Sandfichten im Jahre 1934 ein RAD-Lager (RAD-Abteilung 2/44 Gneisenau) errichtet. In den Kriegsjahren wurde das Lager zeitweilig auch vom weiblichen Arbeitsdienst belegt.

Letzter Bürgermeister von Zietlow war Robert Zitzke, Amtsvorsteher war Wilhelm Eichstädt (zugleich stellvertretender Standesbeamter) aus Rarfin. Standesbeamter Otto Elert, ebenfalls Rarfin, vertrat zugleich den Amtsvorsteher. Oberlandjäger Karl Bark aus Podewils war auch für Zietlow zuständig.

Am 10. Dezember 1606 erteilte Herzog Philipp den Brüdern Lorenz und Michael von Podewils die Genehmigung, eine seit vielen Jahren bestehende Kapelle zu erneuern, in der dann der Rarfiner Prediger alle vierzehn Tage einen Gottesdienst abzuhalten hatte. Zietlow gehörte bereits damals zur Mutterkirche in Rarfin. Der Glockenstuhl mit Glocke nahe der Schule ist vielen noch in guter Erinnerung. Die einklassige Volksschule bestand schon vor 1867 und wurde zuletzt von Lehrer Willi Lietz geleitet. Davor ist über eine längere Zeit ein Lehrer Hoffmann verzeichnet.

Die russische Armee besetzte Zietlow am 3. März 1945, kurz darauf wurde die männliche Bevölkerung verschleppt. Die im Sommer nachfolgenden Polen begannen im Herbst 1945 mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung.

Quellen:
Der Kreis Belgard
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien

Namensregister Standesamt Rarfin 1874 – 1887