Hagenhorst / Kocury
Brutzen ist ein ehemaliges Rittergut und liegt, inmitten der pommerschen Schweiz, 6 km südöstlich von Bad Polzin an der von der Damitz und dem Karzin – Bach gebildeten Grenze zum Kreis Neustettin.
Zur Geschichte des Dorfes Hagenhorst
Nach der Groß Poplower Chronik von Luise STAPELFELDT
In der äußersten südwestlichen Ecke des Belgarder Kreises, nicht weit von Brutzen, liegt das kleine Dorf Hagenhorst, das bis 1862 Glashütte genannt wurde. Über die Entstehung der Glashütte erzählt die Chronik folgendes:
Im Jahre 1802 starb in Brutzen Johann Heinrich von MANTEUFFEL, Erb-und Gerichtsherr auf Brutzen, Groß-und Klein Poplow, Jagertow und Sanskow. Die zwei hinterbliebenen Töchter verkauften im Jahr 1803 von den ererbten Gütern zwei, nämlich Groß Poplow und Brutzen für 150.000 Taler an die Brüder von BÜLOW. Diese gründeten 1804 im sogenannten „Brandfhier“, an der Stelle, wo heute Hagenhorst liegt, eine Glashütte. Es wurden außer dem Fabrikgebäude 21 Wohnungen für Glasmacher und ein Jägerhaus erbaut. Am 19. Januar 1805, eines Mittwochs Abend, begann das Glasmachen. Die Besitzer, auch Patrone der Kirche zu Groß Poplow, setzen fest, dass die Brutzensche Glashütte in dem sonntäglichen Kirchengebet namentlich mit angeführt und für dieselbe gebetet werden sollte.
Die Waldflächen wurden zum großen Teil abgeholzt und zu Acker gemacht und in kleineren Parzellen verpachtet. So entstand 1809 die alte Steinklippe mit 4 Familien, 1817 Horden mit 3 Pächter, später 9 Pächtern und 12 Arbeiterfamilien. Nach und nach stieg die Bevölkerung auf 100 Familien an. Auf der Glashütte selbst, stieg die Bevölkerung auf 46 Familien an. Nachdem 1826 die Glashütte wieder eingegangen und die Glasfabrikation wieder eingestellt worden war, verringerte sich die Einwohnerzahl wieder. Inzwischen hatten aber 1805 die Gebrüder von BÜLOW Groß Poplow und Brutzen an die Herren von JASMUND gegen Offeten, Kreis Lauenburg, getauscht. Ebenfalls im Jahr 1805, hatte die Vermehrung der Bevölkerung auf Glashütte auch die Gründung einer Schule in Brutzen-Glashütte zur Folge. Lange Zeit, auch 1810 noch, bestand diese immer noch als unkonzessionierte Winkelschule. Lehrer war Karl Friedrich BERND, der Schneider war. Er bekam nur 10 Taler Gehalt. Da er aber tüchtig in seinem Handwerk war, stand er doch gut da. Als Lehrer hatte BERND keine besondere Vorbereitung gehabt, da er aber treu und fleißig in seinem Amt und ein aufrichtig gottesfürchtiger Mann war, erntete seine Schule doch so manches Lob. Im Jahr 1810 waren es erst 20 Schulkinder, doch bald stieg die Zahl auf 70. Schulunterricht war von Martini bis Ostern.
Zur Gemeinde Brutzen gehörten im 19. Jahrhundert auch noch die Kolonien Horden, Steinklippe und Karzin. Von 1772 bis 1816 gehörte Brutzen zu Westpreussen, dann kam es, gemeinsam mit Groß Poplow, zum Herzogtum Pommern. Die Orte blieben über Jahrhunderte im Besitz der Familie von Manteuffel.
Brutzen war eingepfarrt nach Groß Poplow.
Einwohner 1939: 613
Haushalte: 143
Eine Geschichte aus Brutzen
Ein einsamer Baum
Nach der Sage lebte in alten Zeiten zu Brutzen ein Mensch, der, ohne sich um die Kirche zu kümmern, Gott auf seine Weise dienen wollte. Da er von solchem Vorhaben nicht abzubringen war, beschlossen die Nachbarn, ihn mit Gewalt zu bekehren. Zu diesem Zwecke errichteten sie vor dem Dorfe einen Scheiterhaufen, umwickelten den vermeintlichen Ketzer mit Stroh und forderten ihn zur Änderung seines Sinnes auf. Als der Mann auch dann noch nicht von seinem Glauben lassen wollte, schleppten sie ihn auf den Holzstoß, zündeten denselben an und ließen ihr Opfer bei lebendigem Leibe verbrennen. Zur Erinnerung an diese Begebenheit soll später auf der Brandstelle ein einsamer Baum gepflanzt worden sein.
Quelle:
Der Kreis Belgard, S. 357
Der Kreis Belgard, Sagen und Geschichten, S. 72
Brutzen 1867
Zu Brutzen gehörten die Kolonien Glashütte, Horden, Alt Steinklippe, Neu Steinklippe ( vor 1864 aufgelöst ) und das Vorwerk Karzin.
Die Kolonien bildeten eine Dorfgemeinschaft unter dem Namen Brutzen – Glashütte.
Bis 1772 gehörten Brutzen und Groß Poplow zur Republik Polen. Bis 1816 gehörten die beiden Orte zu Westpreussen, zum Kreis Deutsch Krone im Department der Kriegs- und Domänenkammer Marienwerder. Seit 1816 gehören beide Orte zum Herzogtum Pommern.
Im Einzelnen:
Wohnhäuser | Wirtschaftsgebäude | Einwohner | Pferde | Rinder | Schafe | Schweine | Bienenstöcke | |
Brutzen | 13 | 15 | 219 | 35 | 105 | 2124 | 54 | 17 |
Glashütte | 8 | 3 | 70 | 11 | 23 | 30 | ||
Horden | 4 | 5 | 79 | 18 | 32 | 1065 | 14 | |
Alt Steinklippe | 1 | 1 | 3 | |||||
Karzin | 1 | 3 | 6 | 4 | 4 | 2 |
In Brutzen gab es eine Schule, ebenso in der Kolonie Glashütte. Die Schule in Glashütte ist zwischen 1862 und 1867 geschlossen worden, da dort die Einwohnerzahl rapide ( zwischen 1843 und 1867 um 102 Personen ) abnahm.
Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien