Groß Poplow / Popielewo

Ortsansicht

Mitten in der Pommerschen Schweiz, links des Müglitzbaches, liegt sechs Kilometer südöstlich von Bad Polzin das frühere Allodial-Rittergut Groß Poplow. Kartographisch ist es im Meßtischblatt Nr. 2263 ausgewiesen.

 

 

Sechs Kilometer weiter südlich an der Neustettiner Kreisgrenze erhebt sich der 220 Meter hohe Räubersberg, auf dem vor Zeiten die wilden Ritter von Manteuffel hausten, bis sie endlich 1532 von den Getreuen der langmütigen Landesherzöge listig gefangen und ihre schier uneinnehmbaren Räuberhöhlen gründlich vernichtet wurden. Außer der Kolonie Räubersberg gehörten noch das Vorwerk Altland, die Ziegelei und die Mühle an der Damitz zu Groß Poplow. Altland und Räubersberg lagen hoch oben auf der Wasserscheide zwischen Damitz / Persante und der nach Süden zur Warthe fließenden Drage. Räubersberg bestand aus den zwei Ansiedlungen Hühnerbruch und Eichenbrink. Das Allodial-Rittergut Klein Poplow lag einen Kilometer nordwestlich von Groß Poplow an der alten Straße von Polzin nach Neustettin. Noch im Jahre 1846 gehörte ein weiteres Vorwerk namens Karzin zum Gut. Es lag südöstlich von Groß Poplow jenseits von Brutzen unmittelbar an der Grenze von Neustettin. Poplow, 1583 noch Popelow geschrieben, ist abzuleiten von popiel = Staub, Asche. Die ersten Ansiedler benutzen das Rodungsholz zum Brennen von Bökasche (= Buchenasche, Waschmittel zur Herstellung von Lauge). Bis heute sind folgende Flurnamen überliefert: Knick, Reuterberg, Hasselberg, Tötsch, Hohler Grund, Galgenberg, Eschenbruch, Judenberg (Besitz der Synagogengemeinde in Polzin, ehemals Begräbnisplatz für Juden. Noch heute wird Poplow als »Die Heimat« bezeichnet.), Silberberg, Gruft, Lindberg, Bülower Grund und Gretenberg.

Die Geschichte des Dorfes Groß Poplow reicht bis weit in das Mittelalter zurück. Die damaligen Bauern waren Leibeigene der Ritter von Queeren, die ihren Wohnsitz eine halbe Meile südlich in einer hoch gelegenen und stark befestigten Burg hatten. Die Wälle und Burghofsmauern mit drei Toren sind noch heute deutlich zu erkennen. Weil diese Raubritter das Gewerbe gar zu arg trieben und ihre Raubzüge sogar bis Prenzlau in der Uckermark ausgedehnt hatten, wurde die Burg 1500 von Herzog Erich IX. zu Stettin überfallen und durch Feuer zerstört. Groß Poplow gelangte dann in den Besitz eines Herrn von Manteuffel, dessen Nachkommen (die Linie der Manteuffel-Popilewski) um die Mitte des 17. Jahrhunderts das Dorf Kollatz zu ihrem Wohn- und Stammsitz erwählten. Im 17. Jahrhundert ist auch das Dorf und Rittergut Klein Poplow entstanden, sämtliche drei Güter waren im Besitz der Manteuffel-Popilewskischen Familie. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts befanden sie sich bis 1778 vereinigt in der Hand des im Siebenjährigen Kriege und besonders in der Schlacht bei Prag berühmt gewordenen Preußischen Generalleutnants und Ritters des Schwarzen Adler-Ordens Heinrich von Manteuffel. Als weitere Besitzer von Groß Poplow, teilweise auch von Kollatz und Klein Poplow, tauchen folgende Namen auf: 1778 Ewald und Johann Heinrich von Manteuffel, 1801 von Bonin, 1803 von Bülow, 1805 von Jasmund, 1821 Kämmerei zu Stettin, 1831 Carl Friedrich Tiede, 1837 von Puttkamer, 1862 Friedrich Wilhelm Kamp.

Das Gut

Wie fast alle pommerschen Dörfer mußte auch Groß Poplow sehr oft kriegerischen Verwüstungen standhalten. Besonders zu leiden hatte die Gemeinde während des Siebenjährigen Krieges. 1807 hatten die Einwohner Groß und Klein Poplows und Brutzens ein halbes Jahr lang feindliche französische Einquartierung. Klein Poplow soll erst im 17. Jahrhundert von den Manteuffels angelegt worden sein. Es war lange Zeit ein Vorwerk von Jagertow und wurde von Major Heinrich von Manteuffel an seinen Schwiegersohn von Bonin vererbt. In der Boninschen Familie, zumindest in weiblicher Linie, ist das Gut bis 1863 geblieben. Die Besitzer von Bauck (1823 bis 1855) und Ernst Fischer (1855 bis 1863) hatten eingeheiratet. Am 11. März 1863 kaufte Emil Strecker das Gut.

Grüße aus Groß Poplow

Neben den beiden Gütern waren sieben Bauern mit zwanzig bis achtzig Hektar, 35 mit zehn bis zwanzig Hektar und neunzehn mit fünf bis zehn Hektar Eigenland ansässig. Der Boden wies überwiegend leichte bis mittelschwere Qualität auf. 1939 hatte Poplow 712 Einwohner in 178 Haushaltungen. Handwerkliche Berufe übten Schneidermeister Hermann Ebert, Schuhmacher Hensel und der Schmied Hans Frömming aus. Hedwig Meister führte als Wirtin den Gasthof »Zur Pommerschen Schweiz«. Die Gutsbrennerei wurde von Ernst Kiekhöfer geleitet. Ferner unterhielt das Gut eine eigene Schmiede, eine Stellmacherei, eine Försterei und eine Gärtnerei. Die Spar- und Darlehenskasse sowie die Ortsvertretung der Schivelbeiner Ein- und Verkaufsgenossenschaft leitete Erna Krüger. Erhard Freitag befehligte die Freiwillige Feuerwehr. Weitere Amtspersonen waren Amtsvorsteher Willi Wach aus Brutzen und sein Vertreter Wilhelm Scheffler aus Poplow. Wilhelm Scheffler war zugleich Standesbeamter, seine Vertreter waren Otto Klitzke und seine Ehefrau Eise Scheffler. Oberlandjäger Tabatt hatte für Ruhe und Ordnung zu sorgen. In der 1836 errichteten Schule unterrichteten um 1930 die Lehrer Hans Karow und Willi Steyding 82 Schüler in drei Klassenzimmern. Als Pastor Vedder in den letzten Kriegsjahren noch einberufen wurde, übernahm seine Frau Felicitas den größten Teil der Amtspflichten: Konfirmandenunterricht, Bibelstunden, Gottesdienste. Ehe die Dorfeinwohner auf die Flucht gingen, hielt Felicitas Vedder am Abend des 1. März 1945 einen ergreifenden Gottesdienst.

Die Kirche 1978
Die Kirche 1978

Groß Poplow wurde nicht durch Kämpfe, sondern durch von Zwangsarbeitern gelegte Brände sehr zerstört. Das Gut, Häuser von Gutsarbeitern, der Gasthof und einige Bauernhöfe wurden ein Raub der Flammen. Die Flucht begann in der Nacht zum 2. März; viele Einwohner wurden aber bald von der Roten Armee eingeholt und traten wieder den Rückweg an. Sie erlebten dann eine grausame Zeit unter der Herrschaft der Russen und Polen, bis sie schließlich aus Pommern ausgewiesen wurden. Lehrer Karow, Gendarm Tabatt, einige Bauern und viele Bauerntöchter wurden von den Russen verschleppt, außer Waltraut Frömming kam niemand zurück.

Die Kirche ist völlig heil geblieben. Das Pfarrhaus steht noch, man hat es aber geteilt und einen Kaufladen und das polnische Gemeindebüro dort untergebracht. In Groß Poplow wird regelmäßig von den Polen Kirche gehalten, dazu kommt ein Geistlicher aus Bad Polzin. Der Friedhof ist gänzlich verkommen! Die Polen bestatten ihre Toten aus Brutzen, Hagenhorst und Poplow ausnahmslos in Bad Polzin. Im Gegensatz zum Gut ist die Mühle in Groß Poplow heil geblieben. Sie ist von den Polen wieder in Gang gebracht worden und arbeitet. Der Hof von Paul Olden wurde zunächst einige Zeit von einem Deutschen aus einer anderen Gegend bewirtschaftet. Auch das Vorwerk vom Groß Poplower Gut wird bewirtschaftet, heute jedoch von Brutzen aus. Die ehemalige Burg auf der Anhöhe blieb als Ruine erhalten, das Gelände ist mit Efeu überwachsen.

Quellen:
Der Kreis Belgard, S. 435 – 437
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien

Auf der Flucht 1945 in Groß Poplow

Die Judenkolonie zu Poplow

Die jüdische Gemeinde