Denzin / Debczyno

Denzin auf der von Schmettau`schen Karte von 1780

Frühere Schreibweisen: Densin (1289), Dentzien, Dentzin
Gemeinde, Bauerndorf, früheres Sackplatzdorf
Eingepfarrt zu St. Marien, Kirchengemeinde Belgard
Lage: Südöstlich in Sichtnähe von Belgard, Topographische Karte Nr. 2061 und 2062
1939: 324 Einwohner

Letzter Bürgermeister: Willi Lübke, Rechnungsführer August Strelow

 

 

Denzin wird urkundlich erstmals erwähnt am 27. Januar 1289 als „Densin“ in Verbindung mit einer Schenkung von 200 Hufen Land an das im Lande Belgard gelegene Kloster Bukow, das sich in der Gegend des Dorfs Persantike (Persanzig) befand. An dieser Beurkundung nahm der Ministerielle zu Belgard, Herr „Kiest de Densin (Kleist auf Denzin)“ (Urvater derer von Kleist) teil.

Die ältesten Zeugen menschlicher Besiedlung reichen bis in die jüngere Steinzeit zurück (3000 bis 1500 v. Chr.). Die letzten um Belgard beheimateten germanischen Völker vor der großen Völkerwanderung waren östlich der Persante die Gepiden, ein zu den Goten gehörendes Volk, westlich der Persante die Burgunder. Denzin ist reich an prähistorischen und historischen Funden. Als bedeutend wird das Skelettgräberfeld aus der römischen Kaiserzeit an der Muglitz bei Denzin bezeichnet, das im Winter 1936/37 beim Kiesfahren von dem Bauern Erich Scheiwe entdeckt wurde.

Im 15. Jh. tritt der tatkräftige pommersche Herzog Bogislaw X. dem Verfall der fürstlichen Macht entgegen und ändert die durch das Ausscheiden der Städte und der Schloßgesessenen durchbrochene Vogtei-Verfassung durch eine Neueinteilung Pommerns in Ämter (Amtsverfassung). Denzin ist zu zwei Dritteln Amtsdorf des Amtes Belgard und gehört zugleich als adliges Dorf mit einem Drittel (3 Bauern, 1 Kossät) zur Grundherrschaft der Schloßgesessenen zu Zarnefanz, Grüssow und Naffin. Darüber hinaus gehörte das Stadtfeld (die Belgarder nannten diese zwischen Muglitz und Persante gelegenen Wiesen Denzin’sche Wyschn), das allein von Denziner Bauern bewirtschaftet und auch nur über Denzin erreicht werden konnte, zum Belgarder Stadtgebiet. Über die Zuordnung der Denzin’schen Wyschn hat es später zwischen Belgard und Denzin einen langen erbitterten Rechtsstreit gegeben. Erst am 30. 9.1910 wurde dieser Rechtsstreit vor dem Königl. Pr. Oberverwaltungsgericht in Berlin zugunsten Belgards entschieden.

Um 1800 wird der Denziner Friedhof eröffnet; bis dahin bestatteten die Denziner ihr Toten auf dem Kirchhof St. Georg zu Belgard.

Um 1806 werden die Denziner Amtsbauern aus der Lehnspflicht entlassen. Die Adligen Bauern folgen später. Behufs der Gemeinheitsteilung wird Denzin durch den Regier.-Cond. Rexhausen vermessen. Mit dem Rezess der Gemeinheitsteilung am 19. 8.1841 wird endlich der Schluss-Strich gezogen unter eine bauernfeindliche Zeit zweier Jahrhunderte.

1838 soll die Denziner Schule errichtet worden sein. Um 1900 wird das Schulgebäude mit Rotsteinen ummauert und erhält ein Ziegeldach aus roten Pfannen. Die letzten Lehrer waren Emil Frenz sen., Emil Frenz jun., Reinhold Hamann, Willi Brummet, Otto Stolzenburg.

Nach Berghaus sind 1867 in Denzin 13 Bauern und zwei Kossäten sesshaft. Denzin hat 41 Wohnhäuser und 37 Wirtschaftsgebäude und ein Wärterhaus an der Eisenbahn (am Lenzener Anschluss) und 369 Einwohner.

Nach 1870 durfte die Freiwillige Feuerwehr gegründet worden sein. Das Spritzenhaus in der Dorfmitte trug am Giebel einen schmiedeeisernen Anker mit der Jahreszahl 1890.

1888 hat Denzin 381 Einwohner. Die Wirtschaftsfläche wird mit 548 ha angegeben. Die tatsächlich von Denzinern Bauern bewirtschaftete Fläche war größer; denn dazu gehörten auch das Stadtfeld und Persantewiesen auf Belgarder Gebiet.

Um 1900 wird die Belgard-Grüssower Chaussee, die über Denziner Gebiet verläuft und am Schwarzen Berg vorüberführt, als wassergebundene Straße ausgebaut. Denzin erhält zu dieser Straße einen Anschluss. 1906 folgt der Ausbau einer Anschlussstraße nach Roggow. Bis dahin war es der hinter dem Dorf entlangführende Möhlenweg, der Denzin mit der Roggower Wassermühle und Roggow verband. Denzin verlor damit seine Eigenschaft als Sackplatzdorf.

Die ersten Denziner werden von den Polen im Herbst 1945 vertrieben, die letzten acht Denziner Familien am 1. Juni 1946. Der Krieg und die Vertreibung 1939/45 fordern einen hohen Blutzoll. 33 Denziner bleiben im Kriege oder bleiben verschollen, von acht verschleppten Männer in die Sowjetunion überlebt nur einer, sechs Frauen kommen durch Gewalteinwirkung bzw. Kriegsfolgen ums Leben. Auf dem Wege der Vertreibung starben vier unserer älteren Mitbürger; sie blieben in Stettin zurück und gelten als verschlossen.

Die Denziner trafen sich erstmals am 28. 9.1985 in Ulzburg, Kreis Segeberg, mit 78 Personen. Das dritte Treffen fand – erstmals zusammen mit den Roggowern – am 12. 8.1989 wiederum in Ulzburg statt. Die Denziner feierten auf diesem Treffen die erstmalige urkundliche Erwähnung ihres Dorfs vor 700 Jahren.

Literatur:

Chronik 700 Jahre Denzin an der Persante, herausgegeben 1989 Laboe von Manfred Pleger

Der Titel der Denziner Chronik lautet:
Stadt Belgard an der Persante,
Voigtei und Altes Amt zu Belgardin Geschichtsbeiträgen
Gemeinde Roggow an der Persante in Geschichtsbeiträgen
700 Jahre Gemeinde Denzin an der Persante, Geschichte und Geschichtchen.

Das Buch ist vergriffen, aber in öffentlichen Bibliotheken einsehbar.

Sterberegister Stadt Belgard und Landgemeinde 1945 / 46

Nachnamenverzeichnis Standesamt Roggow 1874 – 1884