Komtureidorf, liegt elf Kilometer südwestlich von Schivelbein, Form eines Angerdorfes. Es wird begrenzt im Süden vom Fuchsfließ und im Südwesten vom Panzeriner See. Die Landschaft zwischen Fuchsfließ und See wird wegen ihrer Schönheit als »Panzeriner Schweiz« bezeichnet.
Bahnstation: Wurow
Poststation: Schivelbein
Meßtischblatt: Labenz 2360
Aus der Geschichte:
Der Ort wird schon im Neumärkischen Landbuch von 1337 mit einer Kirche erwähnt. Im 15. Jahrhundert waren hier die von Kankelfitz ansässig. Im Tauschvertrag vom Jahre 1540 wird Partzerin (Panzerin) an den Johanniter-Orden vertauscht. Im Jahre 1545 verleiht der Ordensmeister Thomas Runge Jacob Kurt das Schulzenamt und Niedergericht in Panzerin für neun Mark jährliche Pacht, gegeben auf Schloß Schivelbein 1545, Sonnabend nach Andreas. 1690 wird Christian Dopke als Besitzer von Panzerin erwähnt. Gegen Ende der Zugehörigkeit zur Johanniter-Komturei Schivelbein wird außer dem Dorf Panzerin noch ein ritterfreies Vorwerk aufgeführt. 1807 werden Erbpächter Kannenberg und die Gemeinde mit achtzehn Hufen zur Kontribution veranlagt. Im Jahre 1884 gibt es in Panzerin drei Bauern, zehn Halbbauern, einen Drittel-Bauer, zwei Kossäten und dreizehn Eigentümer. Namen der Bauern: Leistikow, Schulzenhofbesitzer, Baumann (viermal vertreten), Brandt (zweimal vertreten), Bück (dreimal vertreten), Mars, Ponath, Holz und Drittel-Bauer Bergmann. Das von Billerbeck’sche Gut mit 301 Hektar wurde 1909 durch die Preußische Ansiedlungs-Kommission aufgeteilt. Die Umgebung von Panzerin mit dem Panzeriner See, dem Fuchsfließ, Mildenberg und Tarnower Mühle war landschaftlich reizvoll und zog viele Natur- und Wanderfreunde an. Die Tarnower Mühle kam im Jahre 1885 vom Kreis Schivelbein an den Gutsbezirk Tarnow im Regenwalder Kreis. Im Jahre 1928 gab es hier einen bäuerlichen Betrieb von neunzig Hektar und folgendem Viehbestand: sechs Pferde, zehn Milchkühe, sechzehn Rinder, siebzehn Schweine und fünf Schafe. Besitzer war Otto Lüder. Als weitere Bauernhofsbesitzer sind bekannt: Otto Graunke, Franz Albert und Paul Bergmann.
Der Birkenweg am See im Sommer und im Winter
Einwohnerzahlen:
1925: 374 Einwohner in 59 Wohnhäusern mit 85 Haushaltungen
1939: 382 Einwohner in 95 Haushaltungen
Im Ort waren 21 Landwirte mit einer Betriebsgröße von jeweils über zwanzig Hektar sowie einige kleinere Höfe ansässig. Mittlere Bodengüte und ein großer Viehbestand mit 517 Stück Rindvieh und 502 Schweinen brachte reiche Erträge. Viel Schlachtvieh wurde nach Berlin geliefert. Der Fischer Otto Rückert bewirtschaftete zwanzig Hektar Wasserfläche.
Die Kirche und die Glocke
Die alten Flurnamen in der Reihenfolge ihrer geschichtlichen Überlieferung:
Präckstein-Kuhl, Ihlen-Pfuhl, Kaln-Kuhlen, Heth-Sölle, Die Schanze, Müchen-moor, Hasselmoor, Sandfurt, Seeberg, Ochsenbruch, Mietstamm (Trockenplatz), Bären-Soll, Sandhaken, Eichwall, Die lange Rieg (Wiese), Börnke, Gänsebruch, Hohlkuhlenberg, Franzosenberg, Hohler Grund, Schäfer-Haken, Bleiort, Haken (Trift), Herrenstieg, Dahlken-Berg, Kiebitz-Soll, Jehren-Berg, Rauhe Berge, Fichtberg, Klempen-Soll, Linden-Brink, Quitzen-Berg, Schiefe Berg, Plagge-Soll, Weißer Berg, Pumpen-Soll, Freischlachter-Berg (Henkers- oder Abdecker-Berg), Hasselberg, Mooskuhle, Krähenberg, Zarnke (Abhang), Lunke (Graben), Kotzen-Pfuhl (Kossäten-Pfuhl) und Schalbäk.
von links: Seeberg, Poetensteig, Fuchsfließ und Schmidtbergkaten
Die Kirche war ein kleiner rechteckiger Findlingsbau von nur 5,30 Meter lichter Weite. Sie gehörte zu den ältesten Kirchen Ostpommerns und ist wahrscheinlich um 1280 entstanden. Sie hatte nur eine einzige Tür in der Südseite, die so niedrig war, daß man nur mit gesenktem Haupt hindurchgehen konnte. Der Turm war wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die Panzeriner Kirche war eine Tochtergemeinde von Schlönwitz. Die Volksschule wurde von Lehrer Emil Fengler geleitet. Die Geldgeschäfte wurden über die örtliche Spar- und Darlehenskasse abgewickelt. Außer einer Gastwirtschaft und einem Eberhaltungsverein sind keine weiteren Gemeinschaftseinrichtungen bekannt.
Einwohnerverzeichnis und Plan der Umgebung
Der Ort wurde am 6. März 1945 endgültig von polnischen Truppen besetzt. Die Vertreibung begann bereits im Herbst 1945. Nachdem während des Krieges und der Besetzung nur eine Scheune durch Feuer zerstört wurde, verfielen in den nachfolgenden Jahren viele Höfe mehr und mehr. Der Friedhof wird heute als Viehweide genutzt, lediglich die Kirche wird noch gepflegt.
Farbfoto der Kirche mit freundlicher Genehmigung von Andy Wegner
Ortsplan und Schwarzweißfotos mit freundlicher Genehmigung von Martin Struck, der bei Fragen zu Panzerin als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Soldatengräber im Kreis Belgard-Schivelbein
Die Menschen von Panzerin (Fotosammlung)
Panzerin 1905
201,3 ha Gesamtfläche, 6 bewohnte Wohnhäuser, 12 Haushalte, 77 Einwohner, davon 42 männlich, 77 evangelisch
Quelle: Gemeindelexikon 1905
Thomas Runge, Meister des hohen Ordens, verleiht Jacob Kurt das Schulzenamt und Niedergericht zu Panzerin für 9 Mark jährliche Pacht. Schivelbein, Sonnabend nach Andreas 1545
Die Bauern von Panzerin
1736
12 Bauern, 2 Kossäten
Adam Gründemann, Lehnschulze
Friedrich Brand, Martin Bucke, Adam Leistikow,
Peter Dallmer, Freimann
Michel Bucke, Kossät
Christian Thewis, Kossät
1833
11 Bauern, 2 Kossäten
Gründemann, Schulze
Brand, Baumann, Sell,
Baumann, Kossät
Buck, Kossät
1884
3 Bauern, 10 Halbbauern, 1 1/3 Bauer, 2 Kossäten, 13 Eigentümer
Leistikow, Schulzenhofbesitzer
Baumann, Mars,
Holz, 1/3 Bauer
Brandt, Baumann
siehe auch
Auszüge aus dem Schriftverkehr der Synode Schivelbein 1821 – 1921
Schreiben vom 12.2.1873
Quellen:
Der Kreis Belgard, Celle 1989
Johannes Hinz, Pommern Wegweiser, Würzburg 1992
Dr. A. Zechlin, Die historische Enwicklung der bäuerlich gutsherrlichen Verhältnisse, Baltische Studien 35, S. 33 – 98