Redel / Redlo

Ausgewiesen im Meßtischblatt Nr. 2261, liegt elf Kilometer östlich von Schivelbein nahezu auf halber Strecke nach Bad Polzin direkt an der Eisenbahnlinie Schivelbein – Bad Polzin. Redel ist selbst Bahn- und Poststation. Die hügelige Gemarkung wird vom Hagelbach durchflossen, die östliche Grenze wird teilweise von der Müglitz markiert.

Der Bahnhof

Redel wurde um das Jahr 1450 von dem gleichnamigen Rittergeschlecht auf einer alten Ansiedlungsstelle gegründet. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts wird von einer Kapelle berichtet, die vermutlich in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zerstört worden ist. 1652 stifteten und erbauten die damaligen Besitzer von Redel, Adrian Kießen und Kohne Redel, ein neues Gotteshaus, das im Jahr 1846 wegen Baufälligkeit abgerissen werden mußte. Die neu erbaute Kirche wurde 1859 eingeweiht. Ende des 17. Jahrhunderts werden in Redel drei Besitzer genannt: Jesko von Redel, Rüdiger von Kriesen und Otto Casimir von Glasenapp. Im Jahre 1856 wird von einem Rittergut, vier Voll- und zwei Halbbauern berichtet, alleiniger Eigentümer des Gutes war in diesen Jahren Arthur von Manteuffel. Eine Zählung ergab 338 Einwohner, 32 Wohnhäuser, eine Brennerei, eine Windmühle und eine Ziegelei. Zu Redel gehörten noch die Vorwerke Groß und Klein Schenkengut sowie Kirchdorf. 1939 war die Einwohnerzahl auf 625 Personen in 168 Haushaltungen gestiegen.

Ortsplan 1938

Verzeichnis der Haus- und Grundbesitzer in Redel 1945

Verzeichnis der Grundbesitzer in Schenkengut und Wardin 1945

Die Landgemeinde Redel ist im Jahre 1928 aus der bisherigen Gemeinde Redel und dem aufgelösten Gutsbezirk Groß Wardin gebildet worden. Folgende Flurnamen sind seit 1858 urkundlich nachgewiesen: Kamp, Franzosenkuhle mit Franzosengrab (Alte Sandkuhle mit einem Steinhaufen, unter dem französische Waffen und Knochenreste begraben sein sollen, die gegen 1890 bei Erdarbeiten auf dem Kamp gefunden wurden. Es wird von einem Gefecht zwischen Franzosen und Schillhusaren auf dem Kamp erzählt.), Kalkkuhle, Ketelkuhle, Kieskuhle, Rohrteich, Stakenteich, Blankmoor, »Schloß« mit »Park« (Herrenhaus mit Überresten eines vor vierzig Jahren hundert Morgen großen Parks), Sandkuhle, Kolberger Bruch, Wurt, Lunschen, Wurtberg und Halbäck.

Grüße aus Redel

Die letzten Eigentümer von Redel waren die bäuerlichen Betriebe von August Beilfuß, Reinhard Beilfuß und Friedrich Mode mit einer Betriebsgröße von jeweils etwa 25 Hektar sowie Herbert Keup, Emil Marquardt und Hugo von Mellenthin mit Flächen von 83 bis 103 Hektar. Der leichte bis mittelschwere Boden erlaubte eine intensive Viehhaltung. Bedingt durch die relativ große Entfernung zu den Städten hatten sich zur Versorgung der Landbevölkerung zahlreiche Handwerks- und Gewerbebetriebe im Ort niedergelassen. Neben der Brennerei mit Kartoffelflockenherstellung unter Leitung von Brennmeister Uecker gab es in Redel eine eigene Molkerei, in der die Familie Henkel mit ihren Mitarbeitern die Milch aus den umliegenden Orten verarbeitete und unter anderem auch selbst Käse herstellte. Weitere Betriebe waren die Mühle von Herbert Woldt und der von August Dumke als Pächter betriebene Gasthof. Die Geldgeschäfte wurden von Vorsteher Funk und der Büroangestellten Martha Funk, genannt »Manni«, in der Ländlichen Spar – und Darlehenskasse abgewickelt. Die Lebensmittelgeschäfte Kutz und Benjamin Hein, die Bäckerei Paul Laude und die Schlachterei Paul Kühn gewährleisteten die über die Eigenerzeugung hinaus notwendige Versorgung mit Lebensmitteln. Benjamin Hein betrieb nebenher noch eine Schuhmacherei. Weitere Handwerksbetriebe wurden geführt von Maler Rolf Roloff, Schmied Kleinschmidt, Stellmacher und Tischler Otto Stark, Tischler Scheunemann und Gärtner Prochnow. Für die bereits motorisierten Einwohner war die Tankstelle von Karl Hass ein beliebter Treffpunkt. Max Manske führte Kurzwaren.

Die Kirche

Die Verwaltung der Landgemeinde Redel lag bis zum Jahre 1933 in den Händen von Bürgermeister Kath. Danach übernahm bis Kriegsende Siegfried Weidt, zugleich Posthalter, dieses Amt. Die Bauernschaft wurde von Herbert Marquardt geführt. Da Redel zugleich Amtsbezirk war, wohnten Vorsteher Emil Marquardt und sein Vertreter Hans Jürgen Fey im Ort. Demgegenüber mussten Standesbeamter Scheinhuber und sein Vertreter Runge jeweils aus Langen anreisen bzw. dort aufgesucht werden. Die Wahrung von Recht und Gesetz lag beim Polizeibeamten Wilhelm Fischer aus Redel in zuverlässigen Händen. Mit Maybehr, Fritz Hundt und Paul Langbecker sind auch die letzten Lehrer noch namentlich bekannt. Die Gläubigen wurden von Pastor Blank aus Ziezeneff betreut. Das örtliche Vereinsleben spielte sich im Kriegerverein, Sportverein, Jungsturm und in der Freiwilligen Feuerwehr unter Brandmeister Otto Starke ab. Während der letzten Kriegsjahre wurde das Schulgebäude teilweise als Kindergarten mitgenutzt.

Am 4. März 1945 wurde Redel kampflos von russischen Truppen eingenommen. Wenige Tage nach dem Einmarsch sprengten sich einige betrunkene Rotarmisten mit Handgranaten versehentlich selbst in die Luft. Man beschuldigte die deutschen Bewohner dieser Tat und erschoss »zur Vergeltung« am 17. März 1945 in der Waschküche des Hausbesitzers Böttcher 31 deutsche Männer und Frauen. Den Opfern dieses durch Zeugenaussagen bestätigten »Blutsonntags von Redel« wurde auf dem gemeinsamen Grab von der deutschen Bevölkerung ein großes, schlichtes Holzkreuz errichtet. Gleichzeitig mit dieser Greueltat wurden auf fünf Gehöften Scheunen und Ställe niedergebrannt. Am 10. Mai 1946 begann die Vertreibung der noch im Ort verbliebenen Deutschen.

Inzwischen sind viele Gebäude abgerissen, durch Feuer zerstört oder dem Verfall preisgegeben worden. Auch die Brennerei fiel in den siebziger Jahren einem Feuer zum Opfer. Zwischen der Gärtnerei Prochnow und dem Wald von Alt Schlage sind einige neue Häuser entstanden. Ferner wurde im Ort ein Rotarmisten-Ehrenmal errichtet.

Quellen:
Der Kreis Belgard
Niekammers Landwirtschaftliches Adressbuch 1905
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien