Rostin mit dem Landgut, später Stadtgut, liegt fünf Kilometer westlich von Belgard (Messtischblatt Nr. 2061). Die südliche Gemarkungsgrenze bildete die Persante. Im Nordwesten grenzte das Gemeindegebiet an den Landkreis Kolberg-Körlin. Das klare Persantewasser und die angrenzenden Niederungswiesen luden zum Baden und Wandern ein. Vorbei am großen Exerzierplatz und Uhlenburg ließ sich das Stadtgebiet von Belgard bequem zu Fuß erreichen. Nächste Bahnstation ist nach wie vor Belgard.
Urkundlich wird Rostin im 17. Jahrhundert erstmalig erwähnt. Bedeutungsschwer ist der Johannistag des Jahres 1847, als ein Großbrand die Hälfte des Dorfes in Schutt und Asche legt. Zwanzig Jahre später zählte der Ort 307 und Uhlenburg 28 Einwohner. Die Ländereien wurden nach der üblichen Dreifelderwirtschaft bestellt. Die geringe Holzung bestand überwiegend aus Kiefern. Torf wurde für den Eigenbedarf abgebaut.
Bereits seit der Besiedlung ein reines Bauerndorf, war Rostin im Jahre 1867 von sechzehn Bauern-, zwei Kossäten-(Kotsassen) und zwei Büdnerfamilien bewohnt. Das Dorf wies von seinen äußeren Umrissen die Form eines Stiefels auf.
An Gebäuden waren 29 Wohnhäuser, 64 Wirtschaftsgebäude, eine Schule und ein Armenhaus vorhanden. Der Ort war der Kirchengemeinde Belgard zugeordnet.
Der leichte bis anlehmige Boden und die ertragreichen Wiesen in der Großen Breite an der Persante boten gute Standortvoraussetzungen für eine intensive Viehhaltung. Hervorzuheben ist besonders die Pferdezucht, wofür seinerzeit 35 Zuchtstuten gehalten wurden. Am 1. Januar 1865 wurden insgesamt 41 Pferde und Fohlen unter drei Jahren, 31 Arbeitspferde und 35 weitere Gebrauchspferde gezählt. Der weitere Viehbestand umfasste 303 Rinder, 140 Kühe, 883 Schafe, 171 Schweine, zwei Ziegen und 24 Bienenstöcke. In Uhlenburg wurden 500 edle Schafe, acht Pferde und 21 Rinder gezählt. Sehr viele Flurnamen sind urkundlich und mündlich überliefert, sie können nur teilweise wiedergegeben werden:
Börning, Rausedahl, Leitze Holt, Zage Hon, Kauf-Orte, Schmultkul, Lange Höre, Rolandslak, Langer Hals, Kleine Urt, Benze Urt, Lötk Winkel, Alte Bäk, Goldberg, Doneck, Grote Urt, Rundeil, Flutlaken, Bulle Urt, Kraushals, Schwarzes Moor, Puttcho, Baukweiz-Barg, Kammkuhle, Muß, Schabernack, Blaues Moor, Hocke Busch, Hoges Winkel, Eickholzbarg, Mörken, Hasselhorst, Schräger Weg, Immeblock, Rote Fließ, Lenzenberg, Persantewinkel, Hofwaurt, Pracherbrink, Sett-tichten, Füerweg und Schwienstroat.
Die Landgemeinde Rostin wurde von der Neugliederung der Gemeinden im Jahre 1928 nicht betroffen. 1936 wurde der Ort durch den Bau des »ersten Unterwasserkraftwerkes der Welt« weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt. Der Flusslauf der Persante wurde von Belgard bis Rostin begradigt, um die Fließgeschwindigkeit dadurch zu erhöhen. Das an anderer Stelle dieses Buches ausführlich beschriebene Kraftwerk wurde im Herbst 1936 eingeweiht.
1939 wohnten in der Gemeinde 229 Einwohner in 52 Haushaltungen. Die 38 landwirtschaftlichen Betriebe wiesen eine Betriebsgröße von fünf bis über dreißig Hektar auf, Uhlenburg war zweihundert Hektar groß. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden überwiegend in Beigard abgesetzt. Eine segensreiche Einrichtung war die Elektrizitäts- und Maschinengenossenschaft, insbesondere auch für die Landwirtschaft. Einzelne Handwerksbetriebe waren am Ort ansässig, überwiegend wurde jedoch das breite Angebot in Belgard in Anspruch genommen.
Gerne erinnern sich die ehemaligen Rostiner noch an den im Jahre 1872 geborenen früheren Gemeindevorsteher Albert Raddatz, der 1945 während der Feldarbeit von einem Russen erschossen wurde. Letzter Bürgermeister und Ortsbauernführer war Albert Trapp. Weitere öffentliche Ämter versahen Lehrer Otto Schwolow, Amtsvorsteher Emil Marotz aus Redlin und sein Stellvertreter Hermann Baller aus Alt Lülfitz. Standesbeamter Paul Zülow und sein Vertreter Fritz Behling wohnten in Vorwerk. Oberlandjäger Gauger aus Redlin sorgte für Ruhe und Ordnung in der Gemeinde. Für die dörflichen Veranstaltungen im Gasthof zeichneten überwiegend der Kriegerverein und die Freiwillige Feuerwehr verantwortlich.
Am 3. März 1945 wurde Rostin von russischen Truppen besetzt. Die im Sommer nachrückenden Polen begannen schon bald mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Heute sind, wie in anderen pommerschen Dörfern, viele Gebäude verschwunden oder dem Verfall preisgegeben.
Quelle: Der Kreis Belgard, S. 454 – 455
Rostin 1655
Besitzer: Stadt Belgard
Einwohner: Tewes Maeß, Michel Beyelfuß, Jochim Rogge, Jochim Heger, Hinrich Zillemär, Peter Beyelfuß, Carsten Manteufel, Peter Klotze der Ältere, Hans Bolte, Jochim Moltzahn, Carsten Bolte, Peter Heger, Peter Klotze der Jüngere, David Sieferts Witwe, Michel Schultze, Hans Juneke, Bauern, je 1 1/2 Hufen
Hans Moltzahn, 1/2 Hufe
Jochim Klotze, 1 Hufe, Kossäten
Quelle: Schulmann, Einwohnerverzeichnis von Hinterpommern, S. 131