Das Dorf Vorwerk liegt an der Eisenbahnstrecke Stettin – Belgard – Danzig unmittelbar südlich von Belgard und ist nur durch die Persante von der Kreisstadt getrennt. Das einstige Rittergut Ackerhof am linken Persante-Ufer grenzt an das Bauerndorf an. Der Name Vorwerk besagt, daß die Siedlung ursprünglich ein Vorort mit Ackerwirtschaft war, von dem aus die der Burg Belgard gehörenden Ländereien bestellt wurden. Das Rittergut Ackerhof bildete früher ein abgesondertes Ackerwerk, weshalb es oft »Ackerhof Vorwerk« genannt wurde. Kartographisch ist die Gemeinde im Meßtischblatt Nr. 1961/2061 ausgewiesen. Da Vorwerk eine günstige Lage zu Belgard hatte, wohnten dort auch viele städtische Beamte und Angestellte. Das sogenannte Beamtenhaus gehörte dem Märkischen Elektrizitätswerk (MEW) in Belgard. An der Chaussee nach Lenzen stand das Optantenhaus; parallel zur Kleinbahnbrücke verlief die Graßmannstraße, benannt nach dem Besitzer von Ackerhof, der das Land einst für die Siedlungshäuser abgegeben hatte. Infolge der Durchführung des Gesetzes über die Auflösung der Gutsbezirke ist der damalige Gutsbezirk Ackerhof 1928 mit der Gemeinde Vorwerk vereinigt worden. Da beide Gemeinwesen direkt beieinander lagen, galten die nachgewiesenen Flurnamen für die ganze Landgemeinde: Teufelsschlucht (Kuhle an der Bahnstrecke), See (Wiesengebiet), Prachbusch, Schwarzer Weg (von Vorwerk nach Ackerhof), Bauernschlag, Kälberkoppel, der Klick, das Beek, Brachfeld, der Dalkenort, die faule Riege, Roter Strumpf, Scheitelgraben, Meisenkuhle, Ellernsoll und Tannenort.
1939 lebten in der 506 Hektar großen Gemeinde 573 Menschen in 174 Haushaltungen. Die meisten von ihnen arbeiteten in Belgard. Auf der teils vom Gut (Besitzerin: Elise Graßmann; Pächter seit 1943: Günther Modrow; 213 Hektar; dem Herdbuchverband angeschlossen) und teils von den Bauern Max Behling, August Borhardt, Kurt Grützmann, Clara Heller, Erich Heller und Alwin Priebe mit Höfen von über zwanzig Hektar bewirtschafteten Feldmark wurden vorwiegend Getreide, Kartoffeln und Rüben angebaut. Die Hartsteinwerke, eine Kalksandsteinfabrik, gehörten mehreren ortsansässigen Bürgern.
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte Vorwerk 69 ständige Dorfbewohner. Das Gut Ackerhof wurde 1852 von dem Apotheker Berthold Janke übernommen. 1866 gab es in Vorwerk siebzehn Wohn- und 31 Wirtschaftsgebäude sowie ein Armenhaus. Viehbestand 1867: 40 Pferde, 93 Rinder, 322 Schafe, 38 Schweine, 12 Ziegen und 7 Bienenstöcke. Zunächst gab es in Vorwerk die Jahrgänge eins bis acht, später nur die Jahrgänge eins bis vier umfassende einklassige Volksschule. Das einstöckige moderne Schulgebäude stand an der Persantebrücke. 1928 unterrichtete dort Lehrer Rudolf Koesling zwanzig Jungen und siebzehn Mädchen. Ihm folgten im Amt Hans Neitzke, Paul Schulz und Paul Nagel. Zur höheren Schule gingen die Kinder nach Belgard, wo sich auch die zuständige Kirche befand.
Das Gewerbe und den Handel vertraten Bäckermeister Walter Schünke, Tischlermeister Erich Post, Emil Müller als Kupferschmied, Martha Kupper und Willi Fritz als Gastwirte des Persanteschlößchens. Bürgermeister war Kurt Goldhammer, Ortsbauernführer Günther Modrow, Standesbeamter Paul Zülow und Amtsvorsteher Walter Götzke versahen die anderen öffentlichen Ämter. Die Gendarmerie-Beamten hießen Johann Gruschka und Hermann Mau.
Am 3. März 1945 erhielt die Gemeinde den Räumungsbefehl. Beim Beschuss der Kreisstadt wurde einen Tag darauf das Deputantenhaus (Kaiserhof) getroffen. Am 16. März 1945 wurden von den Russen und Polen viele Männer, darunter auch Gutspächter Günther Modrow, zusammengetrieben und in Richtung Osten in Marsch gesetzt. Zunächst durfte Familie Graßmann das ihr gehörende Gut Ackerhof weiterführen und, nachdem wieder Strom zur Verfügung stand, Getreidevorräte ausdreschen. Am 20. April 1945 enteigneten die Russen das Gut und verwiesen die Besitzer des Hofes. Danach begann die Vertreibung.
Vorwerk heißt heute Kisielice, Ackerhof wird Przemilowo genannt und ist ein polnisches Staatsgut. Das frühere Deputantenhaus, der Kaiserhof, und das Gutshaus Ackerhof sind abgerissen, die ausgebrannte Gutsscheune ist durch einen massiven Neubau ersetzt worden. Außerhalb der Hoflage hat man einen geräumigen Kuhstall gebaut. Für die Angestellten wurden mehrere größere Häuser errichtet. Die Hoflage, die Häuser, die Ställe und das Ackerland befinden sich in gutem Zustand. Der Betriebsdirektor, dem gleichzeitig mehrere staatseigene landwirtschaftliche Güter unterstehen, ist ein strebsamer Diplomlandwirt; er wird von seiner Frau tatkräftig unterstützt.
Quellen:
Der Kreis Belgard
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien