Zuchen / Sucha

Am Südabhang der Redeler Berge liegt auf beiden Steilufern des Hagelbaches (Hohler Bach) oder Zuchenfließes das Dorf Zuchen. Der Ortsname stammt aus dem Wendischen und bedeutet: Das »Trockene«. Verkehrsmäßig liegt es zwischen den Städten Schivelbein und Bad Polzin, etwa dreißig Kilometer von der Kreisstadt Belgard entfernt. Eisenbahnverbindungen bestanden über die Bahnhöfe Ziezeneff und Redel auf der Strecke Schivelbein – Bad Polzin.

Zuchen wird 1472 zuerst als Ortsteil von Redel genannt. In späteren Jahren ging Zuchen in den Besitz der Familie von Manteuffel über. 1666 werden als Besitzer Cono von Redel (Lehnsmann der von Manteuffel zu Arnhausen) und Adrian von Kriesen (Lehnsmann der von Glasenapp) erwähnt. In den nachfolgenden Jahren wechselte das Gut Zuchen durch Vererbung oder Veräußerung mehrfach den Besitzer. Letzter Eigentümer war Hugo Splittgerber. Zu der Dorfgemeinde gehörten die Vorwerke Friedrichsborn und Hagelbeck sowie die Kolonie Seligsfelde. Im Jahre 1865 wies Zuchen allein 280 Einwohner in 38 Haushaltungen und neunzehn Wirtschaftsgebäude auf. Am 1. Januar 1865 wird folgendes Vieh gehalten: 32 Pferde, 70 Rinder, 917 Schafe, 6 Schweine, 3 Ziegen und 3 Bienenstöcke. Seligsfelde mit Hagelbeck (auch Hagelbach genannt) und Friedrichsborn, in späteren Jahren auch Krummholzborn genannt, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 558 Einwohner, 73 Wohnhäuser und 36 Wirtschaftsgebäude aufzuweisen. Seligsfelde war ein selbständiger Bereich mit eigenem Gemeindevorsteher und wurde Mitte der dreißiger Jahre zu einer selbständigen Landgemeinde umgebildet und in Eichenfelde umbenannt.

1939 lebten in Zuchen etwa zweihundert Einwohner in 42 Haushaltungen. Die Land- und Forstwirtschaft auf mittelschwerem Boden wurde vom Rittergut Splittgerber und mehreren Bauern betrieben. Neben den üblichen Feldfrüchten hatte der Kartoffelanbau Vorrang. Die Verarbeitung der Kartoffeln erfolgte überwiegend in der Brennerei bzw. in der Flockenfabrik Redel. Bekannte Flurnamen waren unter anderem: Ballberg, Seeberg, Swenkenmoor (hier spülten die Frauen ihre Wäsche), Pußback (vom Küssen?), Heidberg, Topfback, Mühlenberg und Redeler Berge. Der Hof von Paul Klitzke, Zuchenabbau, wurde im Volksmund »Roter Strumpf« genannt.

Das Handwerk wurde durch den Dachdecker Wilhelm Blankenhagen, die Stellmacherei Richard Bärwald, den Müller Albert Pauly und den Drechsler Emil Gehrt vertreten. Schneidermeister Wilhelm Gehrt und Schuhmachermeister Gustav Lange waren auch für die Nachbarorte gesuchte Handwerker. Das Lebensmittelgeschäft Richard Bärwald und die Fischhandlung Max Ott vertraten den Handel.

Zeichnung der Kirche

Zuchen war eine Tochtergemeinde des Pfarramtes Ziezeneff; Pfarrer war Paul Blank. Die Kirche war ein schlichter Fachwerkbau. Die Orgel, ein einfaches kleines Werk mit ebenso nüchternem Aufbau, soll aus Kolberg stammen und dürfte etwa aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts sein. In der Kirche waren zwei Glocken vorhanden. Im Jahre 1921 wurde von der Kirchengemeinde Zuchen den im Weltkrieg Gefallenen und Vermissten auf dem Platz vor der Kirche ein schönes Denkmal gesetzt, welches am 23. Oktober 1921 enthüllt und geweiht wurde. Auf den drei Seiten des Steinblocks sind 47 Namen in Goldschrift eingemeißelt. Die Weihe – Rede hielt Lehrer Fiedler aus Zuchen, die Festpredigt der damalige Ortsgeistliche, Pastor Kypke aus Ziezeneff.

Lehrer Otto Fiedler unterrichtete die Kinder aus dem Dorf und dem benachbarten Schenkengut. Bürgermeister waren bis August 1929 August Behnke, anschließend bis 1944 Richard Bärwald und bis Kriegsende Albert Pauly. Ortsbauernführer war Richard Behnke. Soziale Einrichtungen und Vereine gab es nicht. Hervorzuheben ist aber die soziale Betreuung durch die Gutsbesitzerfamilie. Die Geschäfte des Amtsvorstehers nahmen Emil Marquardt aus Redel und sein Vertreter Hans Jürgen Fey aus Groß Wardin wahr. Die Standesamtsangelegenheiten wurden von Reinfeld aus vom Standesbeamten Werner Hoppe und seinen Vertretern Gertrud Moppe und Walter Krause mit erledigt. Für polizeiliche Aufgaben war Oberlandjäger Bahr aus Brunow zuständig. In den letzten Kriegsjahren wurden bombengeschädigte Familien aus dem Ruhrgebiet in Zuchen untergebracht.

Die Besetzung des Ortes durch die Russen erfolgte am 2. März 1945. Kampfhandlungen gab es nicht, weil die russischen Soldaten nur durch den Ort marschiert sind. Hierbei wurde die Scheune von Karl Bohn eingeäschert. Kurz danach wurde der Ort jedoch endgültig von der Sowjetarmee besetzt, die Hab und Gut der deutschen Bevölkerung beschlagnahmte und zum Teil fortschaffte. Die Bevölkerung litt unter den bekannten Demütigungen wie Vergewaltigungen, Zwangsarbeit und Bedrohungen. Durch die anschließende Verschleppung der männlichen Bevölkerung wurde den Familien zusätzliches Leid zugefügt, wobei viele der Verschleppten ihre Gefangenschaft nicht überlebten.

Die umgesiedelten Ost-Polen übernahmen bereits im Spätsommer 1945 die meisten Wohnungen der restlichen Deutschen, sie begannen zugleich mit deren Vertreibung.

Quellen:
Der Kreis Belgard
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien

Zuchen auf der von Schmettau`schen Karte von 1780