Belgard / Bialogard

Belgard / Bialogard

Belgard liegt in Mittelostpommern, im Schnittpunkt der Topographischen Karten Nr. 1961, 1962, 2061 und 2062

1945 ca. 16.500 Einwohner

Geschichte

Erstmalige Erwähnung Belgards um 1000 n. Chr.
Zerstörung des Burgfleckens 1102/1107 durch den polnischen Herzog Boleslav.

Bedeutender Mittelpunkt Ostpommerns im Mittelalter

1124 Bekehrungsbesuch des Pommernapostels, Bischofs Otto von Bamberg in Belgard

In lateinischen, wendischen und deutschen Urkunden ist der Name der Stadt Belgradia, Belegarde, Bellegarde, Belgard, Belegart, Belgarden, Bellgardt auf lateinisch „Alba“, die Weiße Burg

Man nimmt an, daß der Burgberg mit Palisadenreihen aus Birkenstammen bewehrt war, die namentlich im Sonnenschein weithin leuchteten und dem Burgflecken den Namen gaben. 1159 hei? es Castro Belegarde, 140 Jahre bevor Belgard das Lübische (deutsche Stadtrecht) erhielt. In der lateinischen Stadtrechtsverleihungsurkunde vom Jahre 1299 heißt es „Belgarde“ und „Belgard“.

1184 gehörte Belgard noch zum Westpommerschen Fürstentum, 1295 fiel es an das Herzogtum Pommern-Wolgast. Deren Herzog Bogislav IV. verleiht Belgard am 2. August 1299 das Lübische Stadtrecht. Belgard wird damit deutsche Stadt.

Belgard gehörte 1304 zu den oversvinischen Städten und damit bereits zur Hanse. Die Alte Salzstraße führte durch Belgard. Dazu war die Persante ungefähr bis 1800 schiffbar. Der Hafen dürfte in der Binning zu finden sein. Der spätere Plan, die Persante mit weiteren Flüssen als Kanal auszubauen und so Kolberg mit der Netze/Warthe zu verbinden, verfiel mit dem Bau der Bahnen.

Am 4. Mai 1307 erhält Belgard die Niederlagegerechtigkeit verliehen.

Die Burg auf dem Burgberg wurde schon in wendischer Zeit zerstört. Das 1. Schloss auf dem Burgberg brannte 1526 ab. Das 2. Schloss stand von 1550 bis 1600. Das Amtshaus (Alte Amt), das anstelle des Schlosses im Todesjahr Friedrich des Großen fertiggestellt wurde, ist in den letzten Jahren verfallen und heute Abbruchruine.

Der Grundriss der Altstadt ähnelt einem unregelmäßigen Viereck. Die Altstadt war mit starken Mauern versehen, mit dem Mühlen- und Polziner (Hohen) Tor. Abriss bis 1868; es stehen heute noch Teile der Stadtmauer und das Hohe Tor.

Belgard hatte in seiner Geschichte fünf Rathäuser; 1. bis 1506, 2. 1516 bis 1677, 3. 1679 bis 1847, 4. 1847 bis 1926, 5. seit 1926

Die Schlacht auf der Langen’schen Heide 1469 ist die größte Fehde Belgards, ausgetragen mit dem damaligen brandenburgischen Schivelbein. Die Legende berichtet, daß ursächlich für den Streit eine Kuh gewesen sei, die ein Schivelbeiner Bauer zur Gräsung gegeben hatte und die ihm nach Zeitablauf nicht zurückgegeben wurde. Die Belgarder unterlagen in dieser Schlacht. 300 Belgarder blieben als Tote zurück, 100 Gefangene wurden in den Schivelbeiner Turm gesteckt; zur Beute gehörten eine Fahne und 50 Wagen mit Kriegsgerät.

Im Steintor zu Schivelbein befindet sich ein großer eiserner Ring, ein Zeichen des Sieges;

der Bürgermeister von Belgard soll damit einen Ochsen, auf dem er geritten, gelenkt haben.

Nach dem 30jährigen Krieg verliert Pommern seine Staatlichkeit und wird 1648 kurbrandenburgisch, später preußisch.

Belgard auf der von Schmettau`schen Karte von 1780

Flüsse, Seen, Parkanlagen, Ausflugsziele

Belgard liegt an drei Flüssen: Persante, Leitznitz und Muglitz.
Begünstigt durch die Flussläufe ist Belgard eine Stadt der Park- und Grünanlagen: Leitznitz,
Poetensteig, Pferdewiesen, Stadtholz mit dem weltlichen Paradies der Liebesinsel,
Mükepark, Bahnhofspark, Park am Krankenhaus; zahlreiche Wanderwege in die Umgebung,
Persantetal bei Wutzow, Boissiner und Ristower See, Schwarzer, Klempiner usw. Berg.

Segelflugbetrieb auf dem Klempiner Berg


Stadtplan von Belgard

Schulen

Knaben-Volksschule, Hindenburgschule, ungefähr 1000 Volksschüler; Rektor bis 1937
Franz Zuther, Nachfolger Gerhard Brandt
Mädchen-Volksschule; Rektor bis 1932 Carl Klemz, bis 1940 der aus Schivelbein
stammende Mittelschulrektor Ludwig Kortlepel; anschließend Oberschullehrerin Marie Trapp
Städtisches Realgymnasium, Oberschule für Jungen; Oberstudiendirektor Dr. Otto Pfoertner, Oberstudienrat Max Dumjahn
Stadt. Lyzeum, Oberschule für Mädchen, Oberstudiendirektor Dr. Hermann Claus
Städtische Berufsschulen Belgard, Berufsschuldirektor Dr. Siegfried Schmolke
Landwirtschaftliche Schule Belgard

Das Stadtzentrum

Kirchen, kirchliche Sozialarbeit

Das Lapidarium in Belgard

St. Marien (Marienkirche) zu Belgard

Dreischiffige gewölbte Pfeilerbasilika mit einschiffigem, dreiseitig geschlossenem Chor.

Errichtet im ersten Drittel des 14. Jhs. Kirchenhistoriker Kugler bezeichnet die

Marienkirche als eine der edelsten Kirchen Ostpommerns.

St. Petri-Kirche (nach 1945 abgebrochen),

St. Georgenkirche, beide im Stile einer Dorfkirche

Ausgeprägte Sozialarbeit der Kirchengemeinde; starke Frauenhilfegruppe, Heime etc.

Belgard Zweites Zentrum der Inneren Mission, Dr. Klar-Stiftung mit Ernst-Flos-Hof

Krankenkrankenhaus

Besonders hervorzuheben das Segensreiche Wirken der Ev. Kirche mit Superintendent Zitzke

in den Schicksalsjahren 1945 bis 1947; Zitzke half vielen Menschen

Letzte Pastoren: Superintendent Johannes Zitzke

Pastoren Dr. theol. Hans Wenschkewitz, Gerhard Schlecht

Römisch-Katholische Herz-Jesu-Kirche, kleine katholische Gemeinde Baptistengemeinde, Methodistenkirche, Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche, Christliche Glaubenskirche, Christengemeinde, Neuapostolische Gemeinde

Behörden

Behörde: Stadt Belgard, letzter Bürgermeister Dr. Walter Chlebowsky
Wappen: In Silber über blauem Querstrom ein roter Greif
Stadt. Einrichtungen: Elektrizitätswerk, Wasserwerk, Steinkohlen-Gaswerk, Schlachthaus, Sparkasse

Behörden in Belgard:
1. Kreis Belgard (Kreisvertretung, Kreisausschuss, Landrat)
2. Stadt Belgard (Ratsversammlung, Magistrat, Bürgermeister)
3. Amtsgericht
4. Finanzamt
5. Allgemeine Ortskrankenkasse für den Kreis Belgard, Luisenstraße 30, Kassenleiter Gerhard Müller
6. Landkrankenkasse für den Kreis Belgard, Luisenstraße 34, Leiter: Klopp, Landw.-lnspektor, Geschäftsführer Georg Ruthenberg
7. Katasteramt Belgard
8. Reichsnährstand mit Kreisbauernschaft Belgard. Stabsleiter Woldan;
Landwirtschaftsschule Belgard, Landw.-Rat Enß» Tierzuchtamt Belgard, Landw.-Rat Jahn;
Forstamt des Reichsnährstandes, Oberforstmeister Oelsnitz
9. Arbeitsamt Kolberg, Nebenstelle Belgard
10. Kreisleitung der NSDAP für die Kreise Belgard und Kolberg-Körlin
11. Pommersche Feuersozietät
12. Reichsbahn
13. Postamt
14. Reichsbanknebenstelle, Friedrichstraße 53, Reichsbankrat Chrometzka, Reichsbankinspektor Schmidt, Reichsbankzahlmeister Müller
15. Wehrmeldeamt 16. Standortältester der Wehrmacht
17. Zollamt, Bezirkszollkommissar Moczynski, Oberzollsekretär Albrecht, Zollsekretäre Kohn, Schultz, Zietlow
18. Regierungskasse

Eisenbahnen

Belgard bedeutendes Verkehrszentrum, Kreuzungsbahnhof
Doppelgleisige Verbindungen nach Schivelbein, Stettin, Berlin; Körlin, Stolp, Lauenburg, Danzig
Eingleisige Verbindungen nach Kolberg und Neustettin
Kleinbahnen nach Rarfin und Bublitz
Dazu ein gut ausgebautes Straßen- und Wegenetz

Garnison

Garnisonsort seit Anfang des 18. Jhs.

Kürassierregiment des Prinzen Ludwig von Württemberg, 1795 2. Eskadron des Blücherschen Husarenregiments, 1816 vorübergehend die 5. Husaren, 1866 11. Dragoner-Regiment, 1884 Reitende Abteilung des Pommerschen Feldartillerie-Regiments Nr. 2, 1920 1. und 2. Eskadron des 5. Preußischen Reiterregiments (Schwarze Husaren) Drei große Kasernen:

1) 1901 Artillerie-Kaserne an der Körliner Straße, zuletzt mit der 11. S. mot. (u. berittene) Art. Reg. 68
2) 1935 Von-Scholtz-Kaserne an der Körliner Straße, zuletzt mit der Beobachtungsabteilung 362
3) 1935 Von-Hindersin-Kaserne an der Polziner Chaussee, zuletzt mit der 11. S. mot. Art.

Reg. 68, 1600 Soldaten

Reservelazarett II

Belgard eine Pflegestätte preußischen Reitergeistes.

Den Ausschlag, Belgard zur Garnison zu machen, hatten die ertragreichen Wiesen in den

Flusstälern der Stadt gegeben, denn f? Pferde brauchte man Gras und Heu.

Der preußische Reitergeneral von Seydlitz diente in Belgard als Kornett.

Generalfeldmarschall von Mackensen war häufig zu Gast in Belgard und bei seinen Schwarzen

Husaren

Das Standortlazarett Belgard 1942

Bedeutende Betriebe, gewerbliche Struktur

Zahlreiche Behörden, Belgard Beamtenstadt
Reichsbahn, Kleinbahn, Post
Militärische Einrichtungen, Reservelazarett II
Kreiskrankenhaus
?erlandzentrale (versorgte weite Teile Ostpommerns mit Strom)
Molkereigenossenschaft
Schlossmühle
Parkettfabrik
Holzverarbeitendes Gewerbe
Zahlreiche mittlere und kleine Gewerbe- und Handwerksbetriebe
22 Ausspannungen mit Kolonialwarengeschäften, Kohlenhandlungen usw.
Die größte Ausspannung hatte Artur Paske; sie fasste 45 bis 50 Wagen mit Pferden

Vereine, Vereinigungen, gesellschaftliches Leben

Bis zu 80 Vereine

Belgarder Verein f? Geschichte und Heimatkunde (bedeutendes Heimatmuseum)
Theatergemeinde e. V. Belgard mit 1000 Mitgliedern
Die Militärkapellen gaben zu aller Zeit Konzerte in den Mauern der Stadt
Musikkapellmeister Ernst Klemz macht Belgard mit seiner Kapelle zu einer Musikstadt
Belgarder Liedertafel von 1852
Belgarder Schützengesellschaft (Ursprung 1686)
Belgarder Brauerzunft
Belgard eine Stadt des Sports
Sportstadium, Schwimmbad
Turnverein Belgard von 1861 e. V.
„Die vier Belgarder Recken der Turnerhochburg Belgard“
Verein für Bewegungsspiele Belgard e. V. von 1911
Belgarder Radfahrer-Club von 1893
Verein für Segelflug Belgard und Umgebung e. V. (Klempiner Berg)
SMS Marineverein Belgard

Schicksalsjahre 1945/47

Die Rote Armee besetzte Belgard in den Morgenstunden des 5. März 1945

Am 3. bzw. 4. März 1945 hatte es Scharmützel zwischen einer sowj. Aufklärungseinheit und versprengten deutschen Truppenteilen gegeben.

Belgard wurde nicht verteidigt.

26,4% der Gesamtbevölkerung sind in Pommern im Krieg und den Nachkriegsjahren ums Leben gekommen, davon entfallen 19,8% auf Zivilpersonen im Jahre 1945

Die Zahl der Toten für Belgard wird auf 2700 geschätzt

Die Bevölkerung Belgards wurde 1945/47 restlos vertrieben

Literatur

Heimatbuch „Belgard an der Persante“, herausgegeben von Manfred Pleger

Belgarder Eigentumsortschaften 1867

Landgut Uhlenburg

Kirchspiel: Belgard, Schule: Rostin
3 Wohngebäude, 3 Wirtschaftsgebäude, 28 Einwohner, 8 Pferde, 24 Rinder, 500 Schafe

Blödornskaten

auch genannt: Hinterster Holzkaten
Gemeindeverwaltung: Belgard, Schule: Lüllfitz
1 Wohnhaus, 2 Wirtschaftsgebäude, 6 Einwohner ( 1 Familie ), 2 Pferde ( davon 1 Zuchthengst ), 12 Rinder, 10 Schafe, 11 Schweine, 5 Bienenstöcke

Forsthaus
früher auch genannt: Vorderster Holzkaten oder Engelskaten oder Krausenkaten
Verwaltung und Schule: Belgard
1 Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude, die Familie des Försters mit 6 Personen, 3 Kühe

Belgarder Kämmereiortschaften 1867

Klempin
Lülfitz
Neu Lülfitz
Klein Panknin
Rostin

Quelle: Landbuch der Neumark 1867

Kolonialwaren Bernhard Maaß

Sterberegister Stadt Belgard und Landgemeinde 1945 / 46

Lehrer des städtischen Gymnasiums 1868 – 1918

Abiturienten des Jahrgangs 1912 / 13

Abiturienten des Jahrgangs 1913 / 14

Abiturienten der Jahrgänge 1912 – 1914

Gefallene, ehemalige Schüler des Gymnasiums, 1914

Aus der Geschichte der Kreise Schivelbein und Belgard

Belgarder Geschichte auf Notgeldscheinen

Bericht über die jüdische Gemeinde Belgard

Die jüdische Gemeinde ( geschichtlich )

Mitarbeiter der Kreisverwaltung Belgard 1927

Städtische Verwaltung 1927

Joachim Utech, der Belgarder Künstler

Zu empfehlen:

Die Stadt Bialogard (externer Link)     Der Landkreis Bialogard (externer Link)

Die Gemeinde Bialogard (externer Link)